Heiligenhaus. Die Zahl der asylsuchenden Menschen steigt. Auch in Heiligenhaus rechnet die Stadt mit vielen weiteren Zuweisungen und mietet ein bekanntes Gebäude an.
454 Asylbewerber und Geflüchtete sind derzeit in verschiedenen städtischen Unterkünften untergebracht – bei etwas über 500 Plätzen, die insgesamt in Heiligenhaus zur Verfügung stehen. Doch laut Aufnahmequote müssten noch weit über 100 Menschen untergebracht werden. Auch, wenn der zweite Gebäudetrakt des von der Stadt erworbenen Hauses Selbeck vermutlich Mitte November bezugsfertig wird, könnte das nicht ausreichen, um alle Menschen unterzubringen, ohne auf Sporthallen etc. im Nofall ausweichen zu müssen. Da die Verwaltung mit weiteren Zuweisungen rechnet, gab die Politik nun das Go, ein weiteres Gebäude anzumieten. Dabei handelt es sich um die ehemalige Seniorenunterkunft Domizil an der Wülfrather Straße.
Leer stehen die meisten Etagen des Gebäudes schon seit über einem Jahr, nachdem der langjährige Betreiber der Pflegeeinrichtung, Domizil Wohnfühlen, auszog. Damals gab es Unstimmigkeiten, auch die Miete betreffend, zwischen dem Betreiber und der Eigentümergemeinschaft. 2008 war das Domizil eingezogen, der Pachtvertrag eigentlich für 20 Jahre vorgesehen, Domizil Wohnfühlen hatte den Mietvertrag im Jahr 2022 zum September 2023 gekündigt. 63 ambulante und stationäre Pflegeplätze fielen damit weg.
Stadt und Politik in Heiligenhaus betonen: Jetzt wird wieder Wohnraum frei
„Nach umfassenden politischen Beratungen bereitet die Stadt Heiligenhaus die Anmietung der nun seit längerer Zeit leerstehenden ehemaligen Domizil-Immobilie zur Unterbringung von Geflüchteten vor“, teilt die Stadtverwaltung nun am Freitag mit. Weiter heißt es: „Diese Maßnahme stellt einen weiteren wichtigen Schritt zur Verbesserung der Unterbringungssituation und zur Unterstützung der Integration von Geflüchteten in unserer Stadt dar“.
Durch die Anmietung der Immobilie werde nicht nur eine zusätzliche Unterbringungsmöglichkeit für Geflüchtete geschaffen, sondern es könnten auch die derzeit von der Stadt angemieteten Wohnungen größtenteils wieder für den allgemeinen Wohnungsmarkt freigezogen werden, betont die Stadtspitze: „Dies trägt zur Entlastung des angespannten Wohnungsmarktes bei, schafft mehr Wohnmöglichkeiten für die Bürgerinnen und Bürger und wird längerfristig zu einer Verringerung der finanziellen Aufwendungen beitragen“.
Stadt Heiligenhaus betont die zentrale Lage als gute Integrationsmöglichkeit
Die Entscheidung, die Immobilie als Unterkunft zu nutzen, basiere nicht nur auf dem langen Leerstand, „sondern auch auf den besonderen Vorzügen des Gebäudes zur Unterbringung von Geflüchteten sowie der derzeit fehlenden Perspektive einer anderweitigen Nachnutzung“. Die Eigentümergemeinschaft hatte nach der Kündigung von Domizil Wohnfühlen einen neuen Betreiber einer Seniorenpflegeeinrichtung gesucht; die Zimmer und Etagen sind alle dementsprechend baulich nicht verändert worden.
Die Stadt betont zudem die „zentrale Lage sowie die vorhandenen Gemeinschaftsflächen“, die optimale Voraussetzungen böten, um vor Ort Integrationsangebote wie Sprachkurse und soziale Programme anzubieten und so die Integration der Geflüchteten gezielt zu fördern. Aufgrund von Renovierungs- und Vorbereitungsmaßnahmen werde die Unterkunft voraussichtlich frühestens im Frühjahr 2025 bezugsfertig sein. Nach dem Bezug von Haus Selbeck hatte es große Proteste der dortigen Anwohnerschaft gegeben, die den Stadtteil durch die Nähe zu den weiteren Unterkünften in der Oberilp problematisch empfanden. Zu Vorkommnissen ist es jedoch bislang noch nicht gekommen, im Haus selber hatte es einen Fenstersturz gegeben.
Infoveranstaltung soll bald stattfinden
Fragen wird es von Anwohnenden aber auch sicher im Bereich Stadtmitte geben: Zeitnah werde die Verwaltung erneut zu einer Informationsveranstaltung „Unterbringung von Geflüchteten in Heiligenhaus“ einladen, teilt diese mit.