Heiligenhaus. Das Domizil Wohnfühlen hat den Mietvertrag an der Wülfrather Straße gekündigt. Das betrifft 63 Dauerpflegeplätze in Heiligenhaus.

Wenn es Probleme mit der Miete gibt, dann kann das im schlimmsten Fall zu einem Ende des Mietverhältnisses führen. So sieht es derzeit auch für die stationäre Pflegeeinrichtung Domizil Wohnfühlen an der Wülfrather Straße aus: Die Einrichtung hat ihren Versorgungsvertrag mit den Pflegekassen und somit auch den Mietvertrag zum 30. September 2023 gekündigt. Das betrifft am Ende 63 Dauerpflegeplätze.

„Trotz intensiver Bemühungen über einen Zeitraum von mehr als 2,5 Jahren unter Beteiligung des Kreises Mettmann konnte keine Einigung zur Pachtverlängerung mit der Eigentümergemeinschaft erzielt werden“, heißt es in der Pressemitteilung des Domizils mit Sitz in Neviges. Was das genau heißt, berichtet Geschäftsführer Frank Behrendt bei einem Termin vor Ort am Südring: „Wir sind 2008 hier eingezogen, es kam immer wieder zu Streitigkeiten.“ Verpächterin ist eine Eigentümergemeinschaft mit aktuell 55 Eigentümerinnen und Eigentümern, was, so Behrendt, die Verhandlungen nicht vereinfacht habe.

Heiligenhauser Einrichtung sieht keinen Handlungsspielraum

Frank Behrendt ist Geschäftsführer von Domizil Wohnfühlen.
Frank Behrendt ist Geschäftsführer von Domizil Wohnfühlen. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Eigentlich für 20 Jahre, so Behrendt, sei der Pachtvertrag festgelegt worden, doch durch gesetzliche Änderungen – die Verabschiedung des Gepa NRW durch den Landtag NRW im Oktober 2014 – hätten sich Änderungen für die Refinanzierungsbedingungen ergeben. Daraufhin habe man 2017 mit der Vermieterin eine neue Vereinbarung für fünf Jahre getroffen. „Wir hatten bislang eine niedrige Verzinsung, das hat sich geändert und wir haben eine steigende Inflation. Die bisherige Miete könnten wir so nicht mehr zahlen ohne jährliche Verluste in Höhe von 200.000 Euro zu verzeichnen. Das wäre das Ende, dann hätten wir weitere Einsparungen bei der Pflege vornehmen müssen“, macht Behrendt klar.

Kein Verhandlungsspielraum bliebe dem Domizil also, was die Miete angehe. „Wir haben bis zum Schluss gehofft, einen Konsens zu finden. Unserem letzten Angebot, den Vertrag wenigstens bis zum 31. Dezember 2024 zu verlängern, konnte der Eigentümerbeirat mangels Vollmacht nicht zustimmen. Da der Versorgungsvertrag mit den Pflegekassen mit Frist von einem Jahr zu kündigen ist, musste nun gehandelt werden“, heißt es weiter in der Mitteilung des Domizil Wohnfühlens.

Eigentümergesellschaft zeigt sich überrascht und gesprächsoffen

Bei dem Gebäude handelt es sich um eine Eigentümergemeinschaft.
Bei dem Gebäude handelt es sich um eine Eigentümergemeinschaft. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Überrascht von der Kündigung zeigt sich der Beiratsvorsitzende der Eigentümergemeinschaft, Ralf Herre: Über die mögliche Mietverlängerung habe man auf einer Versammlung in Kürze abstimmen wollen. „Wir haben mehrere Angebote unterbreitet, Herr Behrendt hat jedoch keine Verhandlungsbereitschaft gezeigt“, so Herre. Der Beirat sei weiter gesprächsbereit, „für uns ist die Tür noch nicht zu und wir würden uns freuen, wenn wir die Kooperation fortführen können.“ Wenn Domizil Wohnfühlen als Pächter jedoch wirklich zum 30. September 2023 wegfallen würde, „dann müssen wir auf die Suche nach einem neuen Betreiber gehen, was anderes bleibt uns ja nicht übrig.“

Der Kreis Mettmann verliere mit dieser Einrichtung 63 wichtige stationäre und auch ambulante Pflegeplätze, macht Behrendt deutlich. „Man muss leider dazu sagen, dass mittlerweile die durchschnittliche Verweildauer sehr gering ist, die meisten Bewohnerinnen und Bewohner kommen mittlerweile als Notversorgung“, so Behrendt. Zwar gebe es auch andere Optionen, wie Servicewohnen, der langjährigste Bewohner sei seit 2015 da, „aber das ist heutzutage eher die Ausnahme“, betont auch die Pflegedienstleiterin Bianca Trapp.

Bürgermeister hofft noch auf eine Einigung

Das Domizil befindet sich zentral in der Heiligenhauser Innenstadt. Nebenan entstehen nun weitere Eigenheime auf dem ehemaligen Firmengelände von Kaba Mauer.
Das Domizil befindet sich zentral in der Heiligenhauser Innenstadt. Nebenan entstehen nun weitere Eigenheime auf dem ehemaligen Firmengelände von Kaba Mauer. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Sie und ihre Stellvertreterin bedauern das mögliche Aus, „wir haben ein gutes, freundschaftliches Miteinander hier, auch die Bewohnerinnen und Bewohner sind traurig“, so Trapp. Sorgen machen würden sich nun vor allem die Angehörigen, weiß auch Behrendt: „Wir sind auch weiter gesprächsbereit, aber klar ist: Wenn die Einrichtung einmal leergezogen ist, dann sind wir weg.“ Behrendt hofft jedoch, dass sich bis dahin auch was im Bereich der Lindenstraße tue: Hier gibt es bereits 21 Kurzzeitpflegeplätze. „Bereits seit mehr als zwei Jahren sind wir in Gesprächen mit der Stadt Heiligenhaus, um unsere Einrichtung an der Lindenstraße um 29 Pflegeplätze zu erweitern. Wir hoffen sehr, hier bald zu einem Abschluss zu kommen und damit wenigstens einen Teil kompensieren zu können.“

Dass es dazu kommt, das hofft auch Bürgermeister Michael Beck: „Wir prüfen sehr wohlwollend, was wir an dieser Stelle baurechtlich genehmigen können.“ Doch ebenso „würde ich mir wünschen, dass es noch zu einer Einigung zwischen Eigentümer und Pächter kommt und der Nutzungsvertrag weiter fortgeführt werden kann.“ Der Standort in Innenstadtnähe sei ideal, „die Einrichtung hat sich etabliert, es wäre für die Stadt, aber vor allem für die betroffenen Menschen zu bedauern.“ Seitens der Eigentümerin gebe es deutliche Signale, dass man zu Gesprächen bereit sei. Da der Kreis jedoch die Heimaufsicht führt, habe die Stadt auch keinerlei Einflussmöglichkeit.