Heiligenhaus. Peter Wensierski, der für den „Spiegel“ schreibt, wurde geehrt. Sein nächstes Projekt: Die Nachkriegszeit in Heiligenhaus samt Ausstellung.

Ohne Grenzkontrolle als „Wessi“ durch die DDR reisen, Punkkonzerte und Friedenswerkstätten besuchen, heimliche Videoaufnahmen von DDR-Oppositionellen, um Filme über Tabuthemen wie Uranabbau und DDR-Neonazis zu produzieren, Korruption in der Bundesrepublik aufdecken und die Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) dokumentieren – das sind nur einige der Erlebnisse, auf die der aus Heiligenhaus stammende Journalist Peter Wensierski zurückblicken kann.

Nun wurde der langjährige „Spiegel“-Journalist, Schriftsteller und Dokumentarfilmer mit dem Karl-Wilhelm-Fricke-Preis für seine Verdienste in der Aufarbeitung der DDR-Geschichte ausgezeichnet. Der Preis, verliehen von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, würdigt Wensierskis Einsatz, die Realität der DDR den Westdeutschen näherzubringen, gerade in einer Zeit, in der die DDR oft als „kommode Diktatur“ verklärt wurde.

Über das Westfernsehen übte er zudem Einfluss auf die DDR aus und unterstützte die Selbstmobilisierung der DDR-Opposition, mit der er oft unter persönlichen Risiken eng zusammenarbeitete. Nun möchte er sich auch der Geschichte von Heiligenhaus widmen und hat dafür ein besonderes Projekt mit dem Heiligenhauser Stadtmarketing und dem stellvertretenden Landesvorsitzenden der CDU NRW, Jan Heinisch, geplant.

Heiligenhaus 1950: „Wir legten einfach los – vom Acker zum Traum vom eigenen Heim“

In Zusammenarbeit mit dem Heiligenhauser Stadtmarketing plant Peter Wensierski eine Ausstellung über die Entstehungsgeschichte der Siedlung Gerhart-Hauptmann-Straße. Das Bild zeigt junge Siedler beim Bau ihrer Häuser.
In Zusammenarbeit mit dem Heiligenhauser Stadtmarketing plant Peter Wensierski eine Ausstellung über die Entstehungsgeschichte der Siedlung Gerhart-Hauptmann-Straße. Das Bild zeigt junge Siedler beim Bau ihrer Häuser. © Peter Wensierski

Inmitten der Heiligenhauser Innenstadt, am Kirchplatz, soll eine Nachbildung eines alten Siedlungshauses errichtet werden, das den Zustand während seiner Bauphase zeigt. Dieses Haus soll als Kulisse dienen, um die Entstehungsgeschichte der Siedlung Gerhart-Hauptmann-Straße in den frühen 1950er-Jahren durch eine Ausstellung zu erzählen. Mithilfe von Bildern und Texten werden die Erfahrungen und Geschichten jener Menschen dargestellt, die nach dem Krieg als Flüchtlinge und Vertriebene nach Heiligenhaus kamen und gemeinsam eine neue Heimat aufbauten. Diese lokale Geschichte soll gleichzeitig den Zeitgeist der deutschen Nachkriegszeit einfangen.

„Das sind alles die Väter meiner Freunde“, beschreibt Peter Wensierski dieses Foto am 13. November 2021 im Museum Abtsküche in Heiligenhaus.

„„Die Ausstellung soll nicht nur die Baugeschichte präsentieren, sondern auch persönliche Anekdoten und das gesamte Lebensumfeld beleuchten. Vom ersten Urlaub im Jahr 1957 über Kindheitsspiele bis hin zu privaten Fotoalben.““

Peter Wensierski

Neben anderen Faktoren trug auch die industrielle Entwicklung dazu bei, dass nach Kriegsende viele Vertriebene und Flüchtlinge nach Heiligenhaus strömten. Die Einwohnerzahl stieg sprunghaft an: Von 10.495 bei Kriegsende über 15.034 im Jahr 1953 auf 25.028 Einwohner im Jahr 1964. Es musste Wohnraum her. „Die knapp 20-Jährigen Siedler nahmen Schaufel und Spaten in die Hand, um nach ihrer 48-Stunden-Woche ein Heim zu bauen“, erzählt Wensierski.

Startdatum und Dauer: Eine Ausstellung voller persönlicher Geschichten aus Heiligenhaus

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„Die Ausstellung soll nicht nur die Baugeschichte präsentieren, sondern auch persönliche Anekdoten und das gesamte Lebensumfeld beleuchten. Vom ersten Urlaub im Jahr 1957 über Kindheitsspiele bis hin zu privaten Fotoalben“, erläutert Wensierski. „Das alltägliche Leben und das Geschäftsleben werden ebenso eingebunden, um Geschichten voller Lebensmut und Zukunftsdrang zu vermitteln.“ Die Ausstellung sei ein Ergebnis aus langer Recherche, die Wensierski bereits im Museum Abtsküche präsentierte. „Die positive Reaktion des Publikums war ausschlaggebend dafür, dass ich auf das Stadtmarketing zugegangen bin, um das in einer Ausstellung für alle zugänglich zu machen“, erklärt er.

Die Ausstellung wird am 25. August eröffnet und bis zum 24. September kostenfrei zugänglich sein. Zusätzlich zur Ausstellung sind weitere Aktivitäten geplant, darunter die Anwesenheit von Zeitzeugen am Eröffnungstag, die persönlich von ihren Erfahrungen berichten werden.

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