Heiligenhaus. . Maria Oberholz (96) schickte jahrelang Schokolade, Kaffee und mehr an Bodo Schaals Familie in der DDR. Nun traf man sich zum allerersten Mal.

  • Bodo Schaal und seine Familie erhielten in der DDR jahrelang Pakete mit Hilfsgütern aus Heiligenhaus
  • Schaal machte sich auf die Suche, um sich bei den Spendern aus dem Westen bedanken
  • Jetzt traf er endlich auf Maria Oberholz (96), die ihm das Leben in der DDR versüßte

Der Inhalt war stets ein Traum: Schokolade, Marzipanbrote, Kaffee und Weihnachtsschmuck fand Bodo Schaal, wenn er zu DDR-Zeiten die Päckchen öffnete, die aus Heiligenhaus kamen. Päckchen, die Maria Oberholz verschickte hatte.

Jetzt trafen sich Senderin und Empfänger mit ihren Familien, um alte Erinnerungen aufleben zu lassen und sich endlich persönlich kennenzulernen. Angefangen hatte alles schon im Jahr 1939: Da war Richard Ziebell, der Großvater von Bodo Schaal, bei den Eltern von Maria Oberholz auf dem Bauernhof einquartiert. Drei Monate verbrachte er auf dem Hof in Nehrsen, seine Frau und die Tochter kamen ihn dort besuchen und die Zwangsgemeinschaft freundete sich an.

Sogar die Paketschnur wurde genutzt

Dann begann der Krieg und Ziebell, der aus der Nähe von Stettin stammte, musste sein Zuhause auf Zeit verlassen. Der Kontakt aber blieb auch nach Ende des Krieges bestehen: die Familien schrieben sich, riefen einander an – und direkt nach Kriegsende fingen die Westdeutschen an, Pakete zu schicken. Maria Oberholz, die 1946 mit ihrem Mann nach Heiligenhaus gezogen war, übernahm diese Aufgabe von ihrer Mutter: „Wir haben alles geschickt, was sich hält. Schokolade, auch mal Zigaretten, Kaffee. Nicht nur zu Weihnachten, sondern auch zwischendurch. Und auf der Verpackung musste ,Geschenksendung, keine Handelsware’ stehen.“

Bodo Schaal, Jahrgang 1955, wuchs mit den gerngesehenen Päckchen auf: „Wir haben sogar die Schnur, mit der die Pakete verpackt waren, sorgfältig abgewickelt und wiederverwendet, das konnten wir alles gut gebrauchen.“

Was ihm jedoch immer gefehlt habe, so Schaal, sei „ein Gesicht zu den Päckchen“ gewesen. Während seine Mutter Maria Oberholz in den 70ern einmal in Heiligenhaus besuchte – „Da sind wir dann einkaufen gegangen. Jeans und alles was es hier so gab, was man im Osten nicht so leicht bekam.“ – lernte Bodo Schaal Maria Oberholz nie kennen.

Suche über das Internet

Das hat sich jetzt geändert: Gemeinsam mit Schaals Ehefrau Simone und Oberholz’ Tochter Marlene Girnat nebst Ehemann Peter trafen sich die „Bekannten“ und sahen sich alte Fotos, den Wehrpass des Großvaters und Packlisten an. „Nachdem meine Mutter gestorben war, wollte ich auch Frau Oberholz informieren“, erinnert sich Schaal an den Beginn der Suche. „Ich habe im Internet recherchiert und sie auch relativ schnell gefunden. Nur konnte ich nicht glauben, dass sie es wirklich war, denn ich dachte, dass das Alter nicht stimmt“, erzählt Bodo Schaal lächelnd.

Maria Oberholz ist nämlich mittlerweile 96 Jahre alt. Schaal suchte weiter, fand ihre Tochter – damals noch in Südafrika lebend – und am Wochenende war es endlich so weit. Schwerin – Heiligenhaus – Schwerin, Samstag hin, Sonntag zurück, das nahmen die Schaals gern in Kauf „um endlich Danke zu sagen“.