Heiligenhaus. Was ein Waschbär im U-Boot mit der Stadtgeschichte zu tun hat und andere spannende Geschichten berichtet der Heiligenhauser Geschichtsverein.

„Geschichte, Geschichten und Gedichte aus und über Heiligenhaus“, das verspricht die 19. Ausgabe von „Cis Hilinciweg“. Der Heiligenhauser Geschichtsverein gibt die Broschüre in der Regel alle zwei Jahre heraus - diesmal mussten die Leser aber länger warten. Dafür wartet nun viel Spannendes auf die geschichtsinteressierte Leserschaft: Berichte über die U-Boot-Patenschaft von Heiligenhaus im 2. Weltkrieg, über historische Funde an der Frankenstraße und das Jubiläum der Volkstanzgruppe „Achterrüm“, die in diesem Jahr seit 50 Jahren besteht.

„Band 18 von „Cis Hilinciweg“ ist 2019 erschienen“, berichtete Reinhard Schulze Neuhoff, 1. Vorsitzender des Geschichtsvereins, bei der Vorstellung der neuen Broschüre im Museum Abtsküche. „Eigentlich wäre somit 2021 der Folgeband fällig gewesen“. Aufgrund des plötzlichen Todes von Rolf Watty, der viele Jahre als Redaktionsleiter tätig war und der zusätzlichen Belastung durch Corona konnte diese zeitliche Richtlinie aber nicht eingehalten werden. Jetzt aber ist es soweit: Der 67 Seiten starke Band 19 ist ab sofort im Museum Abtsküche und im Bürgerbüro erhältlich. „Die Arbeit war unkompliziert“, freut sich Schulze Neuhoff, „Die Artikel waren gefühlt schon fertig, bevor es richtig losging.“ Er selbst beschäftigte sich mit der 50-jährigen Geschichte der 1973 gegründeten Volkstanzgruppe „Achterrüm“, „die auch schon um die Robin-Hood-Eiche in Mansfield getanzt ist“, so Schulze Neuhoff, und im Laufe der Jahre zahlreiche Auftritte bei Festen hatte.

U-Boot trug das Wappen von Heiligenhaus

Auf 67 Seiten sind jede Menge packende Beiträge über die Geschichte von Heiligenhaus zu lesen.
Auf 67 Seiten sind jede Menge packende Beiträge über die Geschichte von Heiligenhaus zu lesen. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Auch älteren Heiligenhausern dürfte vielfach die Tatsache unbekannt sein, dass 1943 ein U-Boot im Atlantik versank, das das Heiligenhauser Wappen als Turmwappen trug. Nils Vollmar hat für „Cis Hilinciweg“ recherchiert, wie die U-Boot-Patenschaft zustande kam, wer der Mannschaft angehörte und welches ungewöhnliche tierische Maskottchen, nämlich einen Waschbären, U-468 an Bord hatte. Die Geschichte des U-Boots nahm ein tragisches Ende: Nur sieben Mann überlebten im August 1943 den Angriff eines britischen Kampflugzeuges, in dessen Folge das U-Boot versenkt wurde.

Die Geschichte einer Siedlergemeinschaft

Über die Siedlergemeinschaft Gerhart-Hauptmann-Straße findet sich ein Artikel von Armin Merta, der 38 Jahre lang den Vorsitz der Gemeinschaft innehatte. „In meinem Text mischt sich dementsprechend auch meine eigene Geschichte mit der der Siedlergemeinschaft.“ Merta ist froh, dass es diese Gemeinschaft noch gibt: Von ehemals fünf Siedlergemeinschaften in Heiligenhaus haben sich mittlerweile drei aufgelöst. Adolf-Hermann Mackrodt hat über „Die Kalkindustrie im mittleren Angertal“ geschrieben, Ruth Ortlinghaus über das Heiligenhauser Stadtmarketing, das 2024 seit 30 Jahren besteht.

In Steinbrüchen Fossilien gesammelt

„Sehr persönlich“ sind die Erinnerungen von Gabriele Teutrine, die ihre Tochter Susan aufgezeichnet hat - hier geht es um den Stadtteil Wassermangel und seine Bewohner, zu denen Gabriele Teutrine zählt, seit sie fünf Jahre alt war. Noch deutlich weiter zurück in der Geschichte geht es dann im Artikel von Manfred Schlösser, der in der Abtsküche aufwuchs und in den dortigen Steinbrüchen Fossilien sammelte. Die Leidenschaft für Altes blieb, der Arbeit als paläontologischer Präparator folgte ein Studium der Archäologie. In einer Baustelle an der Frankenstraße entdeckte er ab Juli 2022 gusseiserne Säulen, Steinzeug, Porzellan, ein historisches Senfglas, ein Fragment vom Horn einer Ziege und weitere Fundstücke mit spannenden Geschichten.

>>>Ältere Ausgaben liegen im Stadtarchiv aus

Die erste Auflage der aktuellen Broschüre von „Cis Hilinciweg“ beträgt 300 Stück. Es kann aber jederzeit nachgedruckt werden. Kosten: sechs Euro

Bei Interesse an den bisherigen Ausgaben: Alle sind im Heiligenhauser Stadtarchiv, Hauptstraße 157, und in großen Teilen auch im Museum Abtsküche, Abtskücher Straße 37, einsehbar.