Heiligenhaus. Global, digital, lebenswert, nachhaltig: So will die Heiligenhauser CDU die Stadt nach vorne bringen. Wie es nach der Wahl weitergeht.

„Nein, mit dem Ausgang der Kommunalwahl können wir nicht zufrieden sein“, sagt CDU-Fraktionschef Ralf Herre: "Wir haben Heiligenhaus in den letzten Jahren wirklich nach vorne gebracht. Wir sind stärkste Kraft geworden, aber es gibt nun eben keine klaren Konstellationen mehr. Das wird sich alles noch finden müssen." Nachdem wir bereits ausführlicher mit der WAHL, FDP, den Grünen und den Linken über die Wahl und ihre Ziele für die nächsten Jahre gesprochen haben, berichtet nun die CDU, wie es in Heiligenhaus ihrer Meinung nach weitergehen soll.

38,7 Prozent: Das bedeuteten nur noch 13 Sitze im Rat der Stadt Heiligenhaus. Auch sicher geglaubte Direktmandate wurden nicht gewonnen. "Klar, das hat geschmerzt", berichtet Fraktionssprecher Stefan Propach. Besonders weh tat jedoch die Nicht-Wahl Heinz-Peter Schrevens als erster stellvertretender Bürgermeister. Ob es, im Nachhinein gesehen, ein Fehler war, ihn als Spitzenkandidat aufzustellen? "Nein, denn er war ganz bewusst unser Spitzenmann, weil er sehr bekannt und aktiv ist als Repräsentant. Wir waren sehr enttäuscht - wie übrigens auch Heinz-Peter Schreven. Das hat ihn schon sehr getroffen", so Propach.

Rückkehr zu mehr Sachlichkeit

Was dann in den ersten Sitzungen passierte, "da hätte mir jegliche Fantasie gefehlt, mir vorzustellen, dass diese linke Konstellation, wie sie sich jetzt scheinbar gefunden hat, zusammen findet. Der einzige gemeinsame Nenner scheint mir hier, gegen die CDU zu sein", spielt CDU-Ortschef Frank Jakobs auf das neue Bündnis an. "Ob das den Wählerwillen widerspiegelt und den Interessen von Heiligenhaus dient, wage ich zu bezweifeln", ergänzt Propach.

Ob es möglicherweise an dem manchmal herrschaftlich anmutendem Politikstil der CDU in den letzten Jahren liege, dass sich so ein Bündnis zusammen gefunden hat? "Auch in unseren Reihen gibt es ja viele neue Gesichter. Ich weiß nicht, woher die Meinung kommt, wir würden alles einfach bestimmen wollen. Es gab Vorgespräche mit allen Fraktionen, und da war das nie Thema", berichtet Jakobs. "Es bringt Heiligenhaus auch nicht weiter, alles von der CDU abzublocken, nur weil dem ein oder anderen die aus seiner Sicht böse CDU beziehungsweise die ein oder andere bestimmte Person nicht passt", findet Propach und wünscht sich von den anderen Parteien einen fairen Umgang und die Rückkehr zur Sachlichkeit.

Pöstchen statt Themen

Fraktionschef Herre findet ebenfalls klare Worte: "In den Vorgesprächen ist offensichtlich nie über Themen gesprochen worden, dafür aber ausführlich über Pöstchen und wie man Schreven verhindern kann. Das verstehe ich nicht unter political correctness." Nun will er aber auch nicht weiter zurück, sondern nach vorne schauen - und politisch anpacken, was möglich ist. "Im Nordkreis haben wir in Heiligenhaus im Vergleich zu den anderen Städten die beste Prosperität. Wir sind nicht nur erfolgreich in der Entwicklung, es gab in den letzten Jahren sogar einen Boom. Das müssen wir nun weiterführen." Er befürchtet, dass es durch die neue Konstellation nun zu einer Vollbremsung kommen könnte. "Aber wir müssen jetzt die Weichen stellen, die Stadt muss für ihre Zukunft weiter wachsen in der Infrastruktur."

Global, digital, lebenswert und nachhaltig: Die vier Schlagworte der CDU

Vier Schlagworte habe die Partei sich auf ihre Fahne für die nächsten vier Jahre geschrieben: Global, digital, lebenswert und nachhaltig. "Vor einigen Jahren", berichtet Herre, "hat man der Stadt einen tiefen Fall in der Einwohnerentwicklung prophezeit. Dazu ist es aber nicht gekommen, weil wir dem entgegengewirkt haben." Die Stadt sei infrastrukturell auf 30.000 Einwohner ausgerichtet, dann habe die Stadt viel Industrie und Arbeitsplätze verloren. "Kini, WSS, Dörrenhaus - hier können überall Wohngebiete entstehen, wo vorher Industrie war", blickt er auf künftige Projekte wie auch den Innovationspark.

Zum Thema Südring bezieht Herre klar Stellung: "Wir finden nach wie vor, dass der gegenläufig werden muss. Einen Fahrradweg könnte man auf die Bergische Straße legen, weil hier einfach mehr Platz ist, als auf dem Südring." Eine Trennung zwischen Radlern und Autofahrern sei wichtig, so Jakobs, "aber es muss sicher sein. Viele Ältere sind aufs Pedelec umgestiegen, da muss man eben den richtigen Platz finden." Für die Radfahrer, so Herre, wolle man dann im unmittelbaren Umfeld der Stadtmitte und des künftigen Nahversorgungszentrums auch über Fahrradboxen nachdenken, "damit die Einkäufe auch am Fahrrad zwischengeparkt werden können. Außerdem sind die E-Bikes ja auch recht teuer und die Besitzer wollen einen sicheren Abstellplatz dafür."

Innenstadt ist kein Drive In

Auch das Thema Innenstadt müsse noch einmal überdacht werden. "Die Verkehrsberuhigung soll kein Drive in sein! Warum muss sonntagsmorgens zum Brötchen holen direkt vorm Laden geparkt werden?", fragt sich Herre, denn der Weg vom leeren Basildonplatz zum Bäcker sei definitiv zumutbar. Auch müsse man im Bereich Einzelhandel umdenken, "viele kaufen derzeit digital ein, wie wird das nach der Pandemie? Ich denke, es wird vollkommen anders und funktioniert nicht mehr wie bislang. Hier müssen neue Konzepte her. Aber darüber soll sich bald ein neuer Citymanager Gedanken machen" , so Herre.

Diesen Wandel solle man nicht als Manko, sondern als Chance sehen, so der Fraktionschef weiter. "In anderen Städten gibt es bereits die Überlegungen von Markthallen, wo sich Händler oder auch Vereine Bereiche für eine gewisse Dauer mieten können." Gastronomie könne man hier ebenfalls mit einbinden, "dann hat das ganze einen verweilenden Charakter." Und verweilen, das können die Heiligenhauser ja bekanntlich besonders gut. "Man hat ja auch gesehen, dass der Kirchplatz vor der Pandemie unheimlich an Attraktivität zugenommen hat", so blickt er hoffnungsvoll auf die Entwicklung der frei werdenden Ladenlokale in der Innenstadt. 

Möglichkeiten für Co-Working schaffen

Doch nicht nur digitales Shoppen, sondern auch mobiles Arbeiten will die CDU unterstützen. "Co-Working ist da ein absoluter Begriff, gerade auch jetzt, wo das Thema Homeoffice weiter zunimmt", so Frank Jakobs. Hier könnten Räumlichkeiten geschaffen werden, die sich unterschiedliche Menschen als Büro teilen und denkt dabei an die noch bebaubaren Flächen des ehemaligen Kiekert-Areals an der Westfalenstraße, Ecke Kettwiger Straße.

Was die Christdemokraten sonst noch anpacken wollen? Weiterhin wolle man versuchen, den Panoramaradweg durchgehend zu beleuchten, "aber da fehlt noch die Genehmigung vom Kreis", so Herre. Schließlich handelt es sich hier um Natur- und Landschaftsschutzgebiete. Weiter anpacken wolle man beim Thema Spielplätze, "da hinken wir leider bei den Leuchtturmspielplätzen etwas hinterher. Aber der in Hetterscheidt ist echt klasse geworden, wir wollen eben lieber auf weniger Flächen mehr anbieten." Auch das Thema Museumslandschaft wolle man endlich angehen und den Bereich in der Abtsküche versuchen, zu vernetzen.

Denken an die Jugend und die Senioren

Für die Jugend plane man unter anderem eine Dirtbike-Strecke, "außerdem müssen wir uns überlegen, wo man Möglichkeiten schaffen kann, damit sie sich im Stadtgebiet wohl fühlen und aufhalten können, ohne das alle sofort genervt sind wegen des Lärms", hofft Jakobs. Für die Senioren habe man auch einige Ideen, auch über ein Bürgerzentrum als Austauschort denke man nach, "und da ist weiterhin die Frage, wie kriegen wir sie mobil, Thema Bürgerbus", findet Jakobs. Zum Thema ÖPNV verdreht Herre nur noch die Augen: "Ich werde nicht müde, zu hinterfragen, warum es einfach nicht möglich ist, Busse in regelmäßigen kurzen Abstand fahren zu lassen, statt alle halbe Stunde im Rudel."

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