Heiligenhaus. . Schüler der weiterführenden Schulen berichten der WAZ Heiligenhaus von ungünstigen Fahrzeiten des ÖPNV. Volle Busse verhindern eine Fahrt zur Schule und zurück. Berufspendler sind ebenfalls genervt.

Es scheint immer das gleiche Bild zu sein, wie ein Passant der WAZ berichtet: Schüler rennen nach dem Schulgong in Windeseile an die Haltestelle und sehen vom Bus nur noch die Rücklichter. Ein Problem, das nur an einer Schule existiert? Nein, denn Schüler des städtischen Gymnasiums sowie der Real- und Gesamtschule berichten über ein offenbar generelles Problem, das nach fast jedem Stundensignal eintritt.

In den Freistunden kurz nach Hause zu fahren, ist oft nicht möglich. IKG-Schüler Jonas Lagos-Kalhoff berichtet, dass die Linie 774 nur alle 60 Minuten fahre und die Verbindung unpraktisch sei. „Abends ab 18 Uhr muss ich auf die Linien 770 und 771 ausweichen, um nach Velbert zu kommen.“ Dafür müsse der Schüler eine halbe Stunde mehr Fahrtzeit in Kauf nehmen. In Velbert habe er schon mehrfach erlebt, dass Busse zu früh losgefahren sind.

Mitschülerin Soi Steegmann erläutert Ähnliches: „Ich muss oft nach der Schule nach Düsseldorf fahren – wenn die 770 am Höseler S-Bahnhof nur ein wenig Verspätung hat, dann verliere ich auch alle Anschlüsse innerhalb von Düsseldorf.“ An der Haltestelle Kirche seien schon oft Busse an ihr vorbeigefahren, ohne anzuhalten.

Überfüllte Busse

Mit der Linie 772 in Höhe der Realschule verhalte es sich auch nicht besser, berichtet Schülerin Begüm Cabadag. Am Ende der sechsten Unterrichtsstunde, um 13.20 Uhr, würden viele Schüler versuchen, die Linien 770 und 771 an der Westfalenstraße zu erreichen, aber diese Verbindungen könnten nicht rechtzeitig erreicht werden. Daher liefen viele Schüler zurück zur Haltestelle Realschule, um die Linie 772 zu nehmen. „Die Busse sind dann oft so voll, dass Schüler an der Haltestelle zurückbleiben“, berichtet sie. Die Haltestelle Mahnmal in Höhe der Gesamtschule habe ähnliche Probleme.

Ein Gesamtschüler meint: „Die Busse sind oft viel zu voll – auch in die Einsatzbusse kommen wir oft nicht hinein.“ Besonders ärgerlich sei, dass die Verbindungen der Linien 771, 770 und O17 vor Unterrichtsbeginn um acht Uhr nur etwa drei Minuten zuvor die Haltestellen erreichen. Durch die regelmäßige Verspätung der Busse sehen sich die Schülerinnen und Schüler gezwungen, auf eine Verbindung zurückzugreifen, die im Schnitt 30 Minuten davor liegt.

Interne Kritik der Busfahrer

Ein Busfahrer, der unerkannt bleiben möchte, erklärt der WAZ, dass Busse der Linie 772 durch Schüler bis in den Sicherheitsbereich vor der Windschutzscheibe gefüllt seien. Der Fahrer mache sich strafbar, wenn sich Fahrgäste in diesem Bereich aufhielten, bei einem Unfall könne es dort tödlich enden. „Die Rheinbahn hat auf unsere Beschwerden nicht richtig reagiert“, kritisiert der Busfahrer. Zwar seien teilweise Einsatzbusse unterwegs, aber diese würden zur falschen Zeit fahren.

Besonders ältere Fahrgäste sind durch überfüllte Busse an einer Fahrt gehindert. Rollstühle oder Rollatoren finden in den Bussen zu Stoßzeiten keinen Platz – Kinderwagen folglich auch nicht.

Verspätungen und Ausfälle

IKG-Schüler Edwin Gall erläutert, dass durch den Berufsverkehr zwischen Ratingen Ost und Homberg der Bus bis zu einer Stunde Verspätung habe – ohne Alternativen sehe er sich „praktisch gezwungen, die Verspätung in Kauf zu nehmen, da auch die Linie S6 selten pünktlich ist.“ Der Ausfall einer Verbindung habe eine Verspätung zum Unterricht fast immer zur Folge. Wer auf dem Weg von Heiligenhaus nach Ratingen die Linien 757 oder 749 erreichen muss, verpasse die Anschlüsse auch dann, wenn die 771 planmäßig fahre. „Ich wünsche mir eine höhere Taktung der Linie 771 sowie eine zweite Einsatzstelle, etwa in Homberg. Das könnte viele Probleme lösen.“

Rheinbahn prüft Beschwerden

Der Pressesprecher der Rheinbahn, Georg Schumacher, hat in Erfahrung gebracht, dass das „Platzangebot im Schülerverkehr in Heiligenhaus“ ausreichend sei. Die Schulen hätten sich bislang nicht beschwert und nach den Sommerferien 2013 sei unter anderem um 16.05 Uhr ab „Ehemannshof“ ein weiterer Bus in Richtung Mettmann im Einsatz.

Damit liegt die Fahrzeit dieser neuen Busverbindung also wieder genau mit dem Unterrichtsschluss der neunten Stunde am Kant-Gymnasium um 16.05 Uhr zusammen.