Hattingen. Ideen für Hattingen und Sprockhövel: Wir haben die Bewerber für den Bundestag aus dem Wahlkreis 138 befragt. Die Antworten von Anna Neumann, FDP.
Der Bundestagswahlkampf in Hattingen und Sprockhövel neigt sich dem Ende: Die WAZ-Redaktion hat die sechs wichtigsten Bewerberinnen und Bewerber aus unserem Wahlkreis 138 (Hattingen, Herdecke, Sprockhövel, Wetter, Witten) befragt. Was können wir hier vor Ort von der jeweiligen Person erwarten? Diesmal gibt Anna Neumann, Direktkandidatin der FDP, Antworten auf unseren Fragebogen. Die Aussagen der anderen Kandidaten sind bereits erschienen oder erscheinen in den kommenden Tagen.
Was wollen Sie für Hattingen erreichen?
Die vielen Menschen, die in meiner Heimatstadt Hattingen leben, sollen in einer Gesellschaft (auf)wachsen dürfen, in welcher Aufstieg durch Leistung möglich ist. Wir befinden uns im dritten Jahr in der Rezession. In einer schrumpfenden Wirtschaft kann der einzelne Mensch nur dann Aufstieg erleben, wenn ein anderer etwas verliert. Durch schlechte Wirtschaftspolitik wird Aufstieg für viele unmöglich, der Mitmensch wird als Gefahr statt als Kooperationspartner gesehen. Deswegen bin ich auch für meinen Wahlkreis davon überzeugt, dass das wichtigste Thema für diese Bundestagswahl ist, Wachstum und Wohlstand zu ermöglichen.
Wofür stehen Sie? In welchen politischen Feldern sehen Sie Ihre Stärken?
Als erste Person in meiner Familie mit einem akademischen Abschluss weiß ich, was es heißt, Aufstieg durch Bildung selbst zu erleben. Die größte Ungerechtigkeit in unserem Land sind nicht unterschiedlich hohe Gehälter, sondern dass Bildungserfolg immer noch stark von der eigenen Herkunft abhängt. Bildung ist Ländersache - ich bin aber überzeugt davon, dass jeder übrig gebliebene Euro auf Bundesebene in Bildung statt in irgendwelche Prestigeprojekte mancher Minister fließen sollte. Die NRW-Talentschulen sind hierfür ein tolles Vorbild.
Zweites bin ich davon überzeugt, dass wir unseren Wohlstand nur mit einer funktionierenden Wirtschaft erhalten können. Das Prinzip „Die Wirtschaft finanziert den Staat und nicht andersherum“ muss endlich wieder in Deutschland einkehren: Die Steuern müssen runter, beispielsweise über die Abschaffung des Solidaritätszuschlags und die Senkung der Körperschaftssteuer. Forschungs- und Technologieoffenheit müssen wir fördern, statt jede neue Technologie wie bspw. KI erst einmal zu regulieren.
Welche Lösung sehen Sie, um Hattingen und Sprockhövel von den Altschulden zu befreien und ihnen wieder finanziellen Spielraum zu geben?
Den Kommunen kommt viel zu wenig Geld auf direkten Weg zugute. Statt Kommunen finanziell ausgiebig auszustatten, bringen die meisten Politiker für jede Idee ein neues Förderprogramm auf den Weg. Das nimmt den Kommunen finanzielle Möglichkeiten, schafft enorme Bürokratie und wir Kommunalpolitiker vor Ort haben keinerlei Gestaltungsspielraum. Dabei wissen doch die Leute hier vor Ort am besten, was die Menschen wollen.
Kandidaten-Check zur Bundestagswahl in Hattingen und Sprockhövel
- Ulla Weiß, Die Linke
- Heike Bandmann, AfD
- Anna Neumann, FDP
- Janosch Dahmen, Die Grünen
- Katja Strauss-Köster, CDU
- Axel Echeverria, SPD
Eine Lösung der Altschuldenfrage hängt deswegen an der Frage: Wie wollen wir Kommunen grundsätzlich finanzieren? Die Schlüsselzuweisungen an Kommunen müssen wir erhöhen, dafür Förderprogramme stark reduzieren. Das würde vielen Kommunen einen deutlich größeren Spielraum zur Schuldentilgung ermöglichen. Zudem dürfen Land und Bund nicht andauernd Pflichten an die Kommunen übertragen, welche sie am Ende nicht bezahlen. Bei jeder Debatte um eine Altschuldenlösung muss klar sein: Eine weitere Neuverschuldung von Kommunen muss verhindert werden.
Engagement in der Politik: Warum tun Sie sich das in diesen schwierigen Zeiten an?
Vor über acht Jahren hat mich die Begeisterung der FDP für Freiheit und Eigenverantwortung mitgerissen. Vieles davon hat mich an meine eigene Geschichte erinnert: Mit 16 Jahren habe ich bei Wind und Wetter Zeitungen ausgetragen, um mein eigenes Geld zu verdienen und Schritt für Schritt unabhängig zu werden. Dieses Gefühl – die Motivation, selbst etwas aus seinem Leben zu machen – wollte ich in die Welt tragen. Damals war die FDP noch nicht im Bundestag vertreten. Bis heute erfüllt mich meine Mitgliedschaft und mein ehrenamtliches Engagement mit Freude – auch wegen der vielen großartigen Menschen, die ich dabei kennengelernt habe.
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Meine Motivation ist einfach: Ich kämpfe nicht für ein eigenes Mandat – auch wenn es für mich eine große Ehre wäre, im Deutschen Bundestag zu sein. Ich kämpfe für eine politische Kraft, die Menschen unabhängiger vom Staat macht. Ich kämpfe für eine Partei, die dem Markt mehr zutraut als dem Staat. Und ich kämpfe für eine Politik, die Menschen an sich selbst glauben lässt.
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Wo würden Sie sich in Hattingen am liebsten feiern lassen?
Bei einem meiner beiden Lieblings-Dönermänner: Also bei Burak oder bei Youssef! Beides wunderbare Menschen, die eine liberale Aufstiegsgeschichte verkörpern!
Zur Person: Anna Neumann
Anna Neumann ist 30 Jahre alt und kommt aus Hattingen. Sie hat Politik, Philosophie und Ökonomie studiert und arbeitet als Referentin für das Wohnungs-Unternehmen Vonovia. Zuvor war sie bei der Düsseldorfer Unternehmensberatung von Rundstedt und im politischen Betrieb, u.a. für den Fraktionsvorsitzenden der FDP NRW, Henning Höne, tätig.
Die Welperanerin ist stellvertretende Landesvorsitzende der Jungen Liberalen (JuLis), als Chefin der Hattinger FDP sitzt sie auch im Hattinger Stadtrat.
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