Hattingen. Marija Stephan ist eine der wenigen Taxifahrerinnen in Hattingen. Am Steuer gerät sie in eine bedrohliche Situation. So lebt sie mit dem Risiko.
Polizei, Taxizentrale, ihr Mann: Alle waren informiert und suchten sie. Marija Stephan aus Hattingen ist eine der wenigen Frauen, die in der Stadt ein Taxi fahren. Dabei erlebte sie auch eine brenzlige Situation. Sie erzählt von der einstündigen Irrfahrt - an Bord: „ein Psychopath“. Marija Stephan leitet einen eigenen Taxibetrieb und wird gezielt von Frauen bestellt. Unangenehme Situationen versucht sie zu verhindern.
Marija Stephan fährt gerne Taxi. Der Name ihres Unternehmens in Welper steht groß auf dem Wagen: Marija Stephan. Und auf der Tür prangt dazu ein Foto von ihr und ihrem Mann. Er oder sie fahren das Taxi - zumeist auf Vorbestellung. „Wir haben zu 70 Prozent Stammkundschaft.“
Warum Frauen in Hattingen Marija Stephan als Taxifahrerin wählen
Zum Taxifahren kam die heute 50-Jährige im Jahr 2007. „Ich habe bei der Sparkasse als Stellenspringerin gearbeitet.“ Aus familiären Gründen aber brauchte sie flexiblere Arbeitszeiten. „Bei uns nebenan war ein Taxiunternehmen, so hat sich das ergeben.“
„Das war in einer Zeit, wo die Wagen nicht geortet werden konnten - und der Mann darauf geachtet hat, dass ich keine Tipps gebe.“
Was Marija Stephan an ihrem Beruf gefällt: „Du triffst die unterschiedlichsten Leute, erlebst Dramen, Glück, einfach alles Menschliche.“ Natürlich gebe es auch „die dunkle Seite“. Ein einziges Mal hat sie schlechte Erfahrungen gemacht. „Ich hatte einen Psychopathen im Wagen, der mir detailliert beschrieben hat, was er alles mit mir vorhat, mein Mann konnte über Funk mithören, das wusste der Fahrgast auch. Das gefiel ihm sogar. Das war in einer Zeit, wo die Wagen nicht geortet werden konnten - und der Mann darauf geachtet hat, dass ich keine Tipps gebe. Ich habe mit dem Mann geredet und geredet.“ Gut ausgegangen sei die Situation nach einer knappen Stunde, sagt Marija Stephan. „Aber danach brauchte ich erst mal Ruhe.“
„Ein gewisses Risiko ist immer dabei“
Die gönnte ihr ihr damaliger Chef, fragte aber ab und an beharrlich immer mal wieder nach. Und irgendwann stieg sie wieder ins Taxi, machte sich später, im Jahr 2016, sogar selbstständig. „Ein gewisses Risiko ist immer dabei“, weiß sie. Aber das minimiert sie so: Sie hört auf ihr Bauchgefühl, setzt auf Vorbestellung und Stammkundschaft. Nachts beispielsweise fährt sie nur Gäste, die ihr bekannt sind.
>>> Hier gibt es noch mehr Nachrichten aus Hattingen und Sprockhövel
Und tatsächlich erhält sie viele Anfragen, weil mancher Fahrgast nur von einer Frau gefahren werden will: Frauenschutz-Organisationen beispielsweise rufen sie an, wenn eine Frau gefahren werden soll, auch manche muslimische Frau lässt sich lieber von einer Frau fahren. Und dann sind da noch Gruppen mit eben erwachsenen Frauen, die von Partys in den frühen Morgenstunden heimgebracht werden wollen. „Da habe ich auch Gruppen, die mich immer wieder anrufen. Und sie warten auch, bis ich komme, wenn ich gerade eine andere Fahrt habe.“
Lesen Sie auch
- Hattingen: So haben Sie historische Häuser noch nie gesehen
- „Hereingetrabt“: Veränderungen in Hattingens Reitsport-Laden
- Sukhothai-Trio eröffnet neuen Laden mit veganen Burgern
- Erfolg in Gefahr: Hattingens Weltspitze-Ruderin fehlt Boot
- Stars kommen in die Paasmühle Hattingen: Mega-Event und mehr
- Praxis-Abschied aus Hattingen: „Das Leben ist Veränderung“
- Orthopäde: „Der Hype um Schulranzen ist übertrieben“
Bei Schiwy arbeitet eine Fahrerin bevorzugt nachts
Von manchen Mädchen kennt sie inzwischen auch die Eltern. „Sie haben mir gesagt, dass sie mir nach der Fahrt das Geld geben, wenn ihre Tochter mal keines dabei haben sollte“, berichtet Marija Stephan.
>>> Folgen Sie unserer Redaktion hier auf Instagram und auf Facebook – hier finden Sie uns!
Bereits seit 1998 arbeitet eine Frau als Fahrerin bei Schiwy, berichtet Geschäftsführerin Gabriele Schiwy, die das Unternehmen mit ihrem Bruder führt. „Sie fährt beispielsweise nur nachts. Schlechte Erfahrungen hat sie noch nicht gemacht. Sie kann auch gut mit Betrunkenen umgehen.“
Stammkunden fragen nach bestimmtem Fahrer
Speziell nach einer Frau als Fahrerin würde beim Funker nicht gefragt. „Es ist eher so, dass die Stammkunden nach einem Fahrer fragen, der sie immer fährt, wenn sie beispielsweise zur Dialyse oder Chemo-Therapie müssen. Dann haben sie sich an einen Fahrer gewöhnt.“
+++ Sie wollen keine Nachrichten mehr aus Hattingen verpassen? Dann können Sie hier unseren Newsletter abonnieren. Jeden Abend schicken wir Ihnen die Nachrichten aus der Stadt per Mail zu. +++