Hattingen. Annika Steinau aus Hattingen will zu Olympia 2028. Sie trainiert 14 Mal pro Woche, selbst ihren Schlaf überwachen Trainer. Was fehlt: Spenden.
Annika Steinau brennt für den Rudersport - und das mit Erfolg. Die 25-Jährige aus Hattingen hat einen von zwei Bundeskaderplätzen, war schon drei Mal in Folge Mitglied der Nationalmannschaft - und strebt in einer neuen olympischen Disziplin Erfolge an. Sie gibt körperlich alles, doch für den dauerhaften Trainingserfolg fehlt ihr ein Boot. Darum hat sie eine Crowdfunding-Aktion gestartet.
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Annika Steinau ist Leistungssportlerin im Bereich Coastal Rowing, das ist Rudern auf dem Meer. Ihr Ziel, nachdem sie nun sechs Mal Teil der deutschen Nationalmannschaft war und drei Jahre in Folge bei der Weltmeisterschaft angetreten ist: die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles, wo diese Sportart erstmals vertreten sein wird.
Hattingens Spitzensportlerin trainiert für Olympia
Die Zeit drängt. Denn derzeit trainiert sie für die Ausscheidung zur Weltmeisterschaft in Rio. „Aber ohne ein richtiges Boot ist das Training gerade nicht so effektiv, wie es sein sollte“, sagt die Grundschullehrerin, die ihr Abitur am Gymnasium Holthausen absolviert hat.
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Ihre Situation ist kompliziert: Beim RV Blankenstein hat sie mit dem Rudern im Jahr 2012 begonnen. Derzeit trainiert sie am Ruderverein Münster, am Ruder-Club Witten und am Bundesstützpunkt in Essen. Aber sie startet bei Wettbewerben für den Kölner Ruderverein, „weil hier andere in meinem Alter sind, mit denen ich im Zweier oder Vierer rudern kann“. Denn sie startet nicht nur im Einer.
„Es macht einen Unterschied, mit welchem Boot man trainiert“
„Aber die meiste Zeit trainiert man im Einer. Die Vereine können mir kein eigenes Boot geben, weil ich immer woanders trainiere“, sagt die Bundeskaderathletin und ergänzt: „Es macht einen Unterschied, mit welchem Boot man trainiert, kennt man es nicht gut, wirkt sich das auf die Wettbewerbe aus.“
Ein Empacher X17 wäre für sie und ihr Gewicht das ideale Boot, sagt sie. Doch das kostet 15.440 Euro - ohne Skulls, mit sind es 16.400 Euro. „Darum suche ich Sponsoren. Aber das ist schwierig, weil die meisten zwar Vereine, aber keine Einzelpersonen unterstützten. Man könnte das Boot auch leasen, dafür bräuchte ich für zwei Jahre 4897 Euro.“

Training mindestens zwei Mal am Tag
Neben ihrem Job - sie hofft, ihn bald an ihrem Wohnort Hattingen ausüben zu können - trainiert sie mindestens zwei Mal am Tag. Die Bundestrainer überwachen sogar ihren Schlaf - eine Pulsuhr meldet ihre Werte. „Und morgens informiere ich darüber, ob ich gut geschlafen habe.“ Ihren Trainingsplan bekommt sie per App, nach dem Training übermittelt sie das Erreichte - und wie das Training für sie war.
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Als Grundschullehrerin 14 Trainingseinheiten pro Woche unterzubekommen, ist nicht einfach. „Nach der Schule geht es los, zwischen den Einheiten sollen etwa zwei Stunden Pause liegen. Die Zeit nutze ich für die Unterrichtsvorbereitung“, erklärt die Spitzensportlerin. Zu den Einheiten joggt sie übrigens noch zwei Mal pro Woche morgens um sechs Uhr, fährt Fahrrad, schwimmt im Verein, macht zusätzlich Krafttraining - und geht zwei Mal pro Woche zur Physiotherapie.
Crowdfunding-Aktion „Traum von einem Boot für Olympia“
In einem Monat ist Steinau beim Ausscheid in Ostdeutschland dabei. „Die besten Fünf können mit ins Trainingslager nach Italien.“ Danach wird weiter gesiebt. Die WM-Qualifikation selbst ist dann im August bei den Deutschen Meisterschaften. „Da kann man auch mitfahren, wenn man nicht im Trainingslager war, aber dann hat man natürlich schlechtere Voraussetzungen“, erklärt die Ruderin, die skullt, also in jeder Hand ein Skull hat statt beide Hände an einem Riemen.
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Wer Annika Steinau unterstützten will: Die Crowdfunding-Aktion ist unter „Annika Steinau“ oder dem Titel „Traum von einem Boot für die Olympischen Spiele“ zu finden auf www.gofund.me.

Erfolge und Auszeichnungen
Annika Steinaus Rudererfolge lassen sich sehen.
2016 startete sie erstmals in der deutschen Nationalmannschaft beim Baltic Cup, ihr Doppelvierer gewann über die Sprintstrecke Gold. Sie holte außerdem im Vierer Gold und im Zweier Bronze bei der deutschen Jugendmeisterschaft. Bei der deutschen Sprintmeisterschaft belegte sie den dritten Platz im Zweier. In diesem Jahr wurde sie auch EN-Sportlerin des Jahres U18.
2017 gewann sie beim Baltic-Cup mit ihrem Team den ersten Platz über 500 Meter und den zweiten Platz über 2000 Meter. Bei den deutschen Sprintmeisterschaften holte sie mit ihrer Partnerin Gold.
2018 nahm sie zum ersten Mal an einer Weltmeisterschaft teil, machte den sechsten Platz im Juniorinnen-Doppelzweier bei der Junioren-Weltmeisterschaft.
2019 waren sie und Bootskollegin Julia Eichholz deutsche Sprintmeisterinnen. Und Annika Steinau wurde EN-Sportlerin des Jahres Ü18. In diesem Jahr wurde sie zudem noch Dritte bei den deutschen Sprintmeisterschaften im Einer. Sie stellte den Ergometerweltrekord in der Altersklasse 19-29 Jahre auf.
2022 und 2023 ruderte sie bei der Weltmeisterschaft im Beach Sprint mit. 2023 kam Steinau mit ihren Mitsportlern unter die besten acht und gewann bei der deutschen Meisterschaft im Mixed-Zweier Gold. „Das Coastal Rowing ist 2028 erstmals olympische Sportart“, erklärt Annika Steinau. Unterschieden wird dabei in Langstrecke und den Beach Sprint.
2024 saß sie im Vierer bei den World Rowing Coastal Championships. Bei der ersten Deutschen Meisterschaft im Coastal Rowing sicherte sich Annika Steinau mit dem zweimaligen Olympiasieger Karl Schulze in der dritten olympischen Bootsklasse im Beach Sprint - dem Mixed-Doppelzweier - den Sieg. Sie errang zudem drei Goldmedaillen auf deutschen Meisterschaften geholt: Deutsche Großbootmeisterschaften im Frauen-Doppelvierer, Deutsche Sprintmeisterschaften im Frauen-Doppelvierer, im Mix-Zweier mit Karl Schulze (Beach Sprint) und Silber im Mix-Vierer (Beach Sprint).