Hattingen. Kostenloses Essen gibt es für Bürgerinnen und Bürger ab Samstag (25.1.) in Hattingen. Neun Tage lang wird die St.-Georgs-Kirche zum Gasthaus.

Stärkung und Begegnung für alle: Das ist die Idee der ersten Vesperkirche in Hattingen. An diesem Samstag, 25. Januar, startet das Projekt in der St. Georgs-Kirche, Hattingens zentraler Kirche in der Altstadt.

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Hattingens „Vesperkirche“ ist eine ruhrgebietsweite Premiere: Vom 25. Januar bis zum 2. Februar 2025 kommen bei der Vesperkirche in der St.-Georgs-Kirche Menschen bei einem Essen zusammen: Alleinstehende, Wohnungslose oder Menschen, deren Essensbudget knapp ist ebenso wie die, die einfach in der Stadt unterwegs sind und das Miteinander erleben wollen. „Willkommen sind alle – unabhängig von Lebenslage, Religion oder Herkunft. Und wir hoffen, sie kommen zahlreich – wir freuen uns darauf“, sagt Hansjörg Federmann, Pfarrer der St. Georgs-Kirche. Die Idee der Vesperkirche, führt der Geistliche aus, sei dabei „getragen vom biblischen Gedanken der Gastfreundschaft. Das Essen ist dementsprechend kostenlos“.

Täglich jeweils um 12 und 13 Uhr während der Vesperkirche wird dabei aufgetischt: Zur Auswahl stehen ein herzhaftes Tellergericht und eine vegetarische Variante.

Vesperkirche Hattingen
Während des Projekts „Vesperkirche“ in Hattingen wird die St.-Georgs-Kirche zum Gasthaus, in dem Menschen kostenlos zu Mittag essen können. © Hans-Martin Julius kirche-hawi.de | Hans-Martin Julius

Spender des Essens ist Alfred Schulte-Stade, der mit der Kirche auch über den nostalgischen Weihnachtsmarkt auf dem Kirchplatz verbunden ist. „Dass er das Projekt so unterstützt, ist ein Glücksfall“, sagt St.-Georgs-Pfarrer Federmann. „An anderen Orten muss das Essen aus Spenden gekauft werden – hier haben wir einen örtlichen Gastronomen, der dem Projekt so verbunden ist, dass er direkt mit den Mahlzeiten dazu beiträgt.“  

Auch nachmittags ist die Vesperkirche bis 15.30 Uhr geöffnet – dann gibt es Kaffee, Tee und Gebäck, das von verschiedenen örtlichen Bäckereien und Initiativen gespendet wird. Am Eröffnungstag findet der Nachmittag dabei als „interkulturelles Kaffeetrinken“ statt - mit Gebäckspezialitäten aus verschiedenen Ländern von Menschen, die in Hattingen Heimat gefunden haben. Dazu musikziert das Pavillon-Orchester.

„Die Vesperkirche wird nicht nur ein besonderes Erlebnis, sondern schafft auch einen Begegnungsraum, der Hattingerinnen und Hattinger in Verbindung bringt.“

Hansjörg Federmann, Pfarrer

Aufgetischt wird in der St.-Georgs-Kirche während der Vesperkirchentage täglich pro Essensgang für jeweils bis zu 110 Personen. Die Bewirtung und Begleitung der Gäste übernehmen mehr als 200 Freiwillige.

Die Vesperkirchen-Gäste finden in der dann umgestalteten Kirche an eigens in das Gotteshaus geräumten Tischen Platz - in der Regel auf Kirchenbänken. „Aber natürlich“, so Federmann, „bieten wir auch barrierefreie Tische an“. Die Vesperkirche, ist der Pfarrer überzeugt, „wird nicht nur ein besonderes Erlebnis, sondern schafft auch einen Begegnungsraum, der Hattingerinnen und Hattinger in Verbindung bringt“.

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Vesperkirchen sind grundsätzlich zeitlich befristet: Sie finden nur in den Wintermonaten statt, und zwar direkt in der Kirche. Entstanden ist die Idee 1995 in Stuttgart.

Eine benachbarte Vesperkirche gibt es bereits in der Region Velbert. Für das Ruhrgebiet, sagt Hansjörg Federmann, sei dieses besondere Projekt aber eine echte Premiere. Im Vorfeld von RUHR.2010, als das Revier Europäische Kulturhauptstadt war, hätten Kirchen zwar schon einmal die Idee gehabt für eine Vesperkirche, erinnert sich der Geistliche. „Aber damals ist ein solches Projekt nicht zustande gekommen.“

Vesperkirche Hattingen
Bewirtet und begrüßt werden die Gäste der Vesperkirche Hattingen durch freiwillige Helfer. © Hans-Martin Julius | Hans-Martin Julius

Federmann selbst kennt eine Vesperkirche aus seiner Zeit in Bielefeld, auch aus Gütersloh ist ihm eine solche bekannt. Letztere hat sich ein Team der St.-Georgs-Gemeinde im Vorjahr auch angesehen und erläutern lassen. Und nun für Hattingen ins Leben gerufen.

Musik, Kultur und spirituelle Impulse

Musik, Kultur und spirituelle Impulse sollen die Hattinger Vesperkirche begleiten. Geplant sind ein interkulturelles Kaffee- und Teetrinken, eine Lesung mit Peter Gollan aus Rafik Schamis Buch „Wenn du erzählst, erblüht die Wüste“, ein Diskussionsabend zum Thema „Wohnen in Hattingen“, ein Spieleabend sowie ein Konzert mit der inklusiven Band Querbeet und Acki Löbbecke. Zwei besondere Gottesdienste an den Vesperkirchensonntagen (26. Januar + 2. Februar um jeweils 10 Uhr) umrahmen das Programm. Jeden Mittag beschließt zudem ein Instrumentalbeitrag der Musikschule Hattingen das Essen. Weiteres zum Begleitprogramm: www.vesperkirche-hattingen.de.

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Das Projekt der Vesperkirche trägt sich ausschließlich aus Spenden. Neben den Gratis-Mittagessen von Gastronom Alfred Schulte-Stade hilft etwa die Diakonie Mark-Ruhr praktisch mit, indem das Geschirr täglich in der Großküche am Haus der Diakonie gespült werden kann. Und für das während der Vesperkirchenzeit ebenfalls stattfindende tägliche kostenlose Kaffeetrinken backt die AWO Holthausen Waffeln, und unter anderem Adeles Backstübchen, die Confiserie Harmonie und die Bäckerei Nieland spenden Kuchen.