Hattingen. Seit Säuglingstagen ist die gesund geborene Greta (9) aus Hattingen schwer mehrfach behindert. Eine Hilfsaktion macht einen Herzenswunsch wahr.

Greta lacht. Noch zerbrechlicher als beim letzten Besuch der Familie in ihrem Zuhause am Rande der Hattinger Altstadt sieht die Neunjährige aus. Eine Spezialernährung, die ihre epileptischen und spastischen Anfälle hatte lindern sollen, hat Greta stark geschwächt. Wochenlang hatte Greta zudem gegen einen fiebrigen Infekt anzukämpfen, erzählen ihre Eltern Anne (44) und Meik (54) Pause. Und doch hat ihre seit Säuglingstagen schwerstbehinderte Tochter, die kann kaum sprechen, gar nicht laufen kann, sich vor allem mit ihrer Mimik artikuliert, ihre Fröhlichkeit nicht verloren.

Eine Hilfsaktion macht nun für sie und ihre Familie einen Herzenswunsch wahr.

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Gut fünf Monate sind vergangen, seit Gretas Mutter Anne auf der Fundraising-Plattform GoFundMe einen Spendenaufruf gestartet hat - für ein rollstuhlgerechtes Auto. Das alte Auto der Familie nämlich, ein VW Bulli aus dem Jahre 2006, war kaputt gegangen.

Die elektrische Rampe, um Greta samt ihrem schweren Rolli ins Fahrzeug zu bekommen, funktionierte nicht mehr. Und weil eine Reparatur extrem teuer gewesen wäre und sich bei dem alten Auto kaum noch gelohnt hätte, ein Ersatz-Auto, in dem Greta mit ihrem Rollstuhl mitfahren kann, die Familie aber nicht allein finanzieren konnte, entschloss sich Anne Pause zu jenem Spendenaufruf. Um Greta „noch etwas zeigen zu können von der Welt“.

Wie ein gesundes Kind entwickelt Greta sich nicht

Auf die kommt Greta Anfang Januar 2015 noch kerngesund. Doch einige Tage später stellen ihre Eltern bei dem Säugling Fieber fest. Klinik-Ärzte diagnostizieren eine schwere Hirnhautentzündung mit Beteiligung des Gehirns, verursacht durch bakterielle B-Streptokokken. Infolge einer Blutvergiftung mit Organversagen muss sie sogar wiederbelebt werden. Nach viereinhalb Wochen schließlich wird Greta nach Hause entlassen.

Aber wie ein gesundes Kind entwickelt sie sich nicht. Infolge ihrer schweren Hirnhautentzündung kurz nach der Geburt hat Greta inzwischen auch eine Menge Begleiterkrankungen - unter anderem das Lennox-Gastaut-Syndrom, eine seltene, schwere Schädigung des Gehirns mit epileptischen und spastischen Anfällen. Allein lassen kann die Familie die Neunjährige bis heute daher nie. 

„Erdbeeren mag Greta am liebsten.“

Anne Pause, Gretas Mutter

Greta lacht. Ihre Eltern haben das Mädchen, das gerade noch auf dem Sofa im Wohnzimmer gelegen hat, in der linken Hand mit einer Schmetterlingsrassel spielend, in einen Rollstuhl gesetzt. Am Esstisch flößt Papa Meik Greta nun ein Getränk mit Erdbeer-Geschmack ein.

„Erdbeeren“, sagt Anne Pause, „mag Greta am liebsten.“ Und auch sonst gern süße Sachen. Den Manuka-Honig, zum Beispiel, mit dem die Pauses ihr jüngstes Kind, das zuletzt 15 Kilo abgenommen hat, in diesen Tagen wieder aufzupäppeln versuchen. Und das Brot mit Frischkäse und - Erdbeermarmelade.

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15.000 Euro, hatte Anne Pause gehofft, durch die Spendenaktion für ein neues Auto für Greta zusammenzubekommen, gut 11.000 Euro sind es geworden. Genug, damit die Pauses sich ein neues rollstuhlgerechtes Auto haben kaufen können. In einem Onlineportal fanden sie ihren neuen VW-Bus, der zuvor von einem Rollstuhlfahrer genutzt wurde, der in Hessen beim Bundesamt für Migration tätig ist.

„Wir sind allen Spendern so wahnsinnig dankbar.“

Anne Pause

„Wir sind allen Spendern so wahnsinnig dankbar“, betont Anne Pause. Ganz besonders gerührt habe sie dabei jene 1000-Euro-Spende einer Hattingerin, „die selbst ein körperliches Handicap hat - und wirklich nicht viel Geld. Dass sie Greta und uns so stark unterstützt...“ Ihre Stimme stockt kurz, dann sagt sie: „Jetzt können wir mal wieder alle gemeinsam als Familie einen Ausflug machen.“

Familie Pause
Meik und Anne Pause schieben ihre schwerst mehrfach behinderte Tochter Greta (9) in ihr neues Auto. Für ein solches hatte Anne Pause im Sommer auf einer Fundraising-Plattform Spenden gesammelt. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

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Gretas Oma nahe Dresden besuchen, ins Grüne fahren. Und in den Burgers‘ Zoo in Arnheim, wo Tiger, Giraffen, Geparde und Co., die Greta schon früher einmal in einem Zoo gesehen hat und die sie so sehr liebt, frei herumlaufen. Alles wunderbare Pläne sind das fürs neue Jahr - „nicht wahr?“ fragt Anne Pause in Richtung ihrer jüngsten Tochter. Greta lacht.

Greta aus Hattingen macht mit Familie Ausflug nach Köln

Gemeinsam mit der ganzen Familie, zu der neben der Neunjährigen und ihren Eltern noch zwei weitere - gesunde - Kinder, Labradoodle Snoopy, ein achtjähriger Therapiehund, und der knapp ein Jahr alte Cockapoo Oscar gehören, ging es am Montag (30.12.) im neuen Auto aber bereits nach Köln. Ein wenig am Rhein bummeln, den Dom und die Altstadt anschauen, in einem Café Kuchen essen.

Der Spendenaufruf, verrät Anne Pause, habe sie viel Überwindung gekostet. „Aber ich würde eine solche Hilfsaktion dennoch immer wieder starten. Nur für Greta.“ Ihr Kind soll schließlich noch etwas mehr sehen können von der Welt.

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