Hattingen. Vorfahrt fürs Rad, Autos ausgebremst: Die Politik in Hattingen diskutiert das Thema autofreie Innenstadt. Besonders die Grünen reden Klartext.
Ist die Hattinger Verkehrspolitik zu sehr auf den Autoverkehr ausgerichtet? Ein Bürger wirft der Verwaltung eine verfehlte Stadtplanung vor und fordert, „die Innenstadt in eine autofreie und menschenfreundliche Zone umzuwandeln“. Premiere im Hattinger Stadtrat: In großer Einigkeit aller Parteien wurde erstmals eine Einwohnereingabe nichtmals diskutiert, sondern direkt zurückgewiesen.
Dieser Vorschlag kam ausgerechnet von den Grünen, denen bekanntlich ja jeder weitere Radweg willkommen ist. „Wir haben uns immer wieder mit ähnlichen Anträgen beschäftigt und gerne geholfen. Aber hier wird ganz grenzenlos überzogen“, sagt Stadtverordneter Frank Staacken in der letzten Ratssitzung (10.10.). Eine autofreie Innenstadt „mag für den jungen, gesunden Radfahrer attraktiv klingen. Aber der Rat hat die Aufgabe, sich um alle Bevölkerungsteile zu kümmern. Wir können nicht nur danach entscheiden, ob uns das Radfahren Spaß macht“.
„Tatsachen umdrehen, um eigene Interessen voranzubringen“
Hans-Michael Beckmann hatte in seiner Eingabe gefordert, die gesamte Innenstadt zwischen Martin-Luther-Straße, August-Bebel-Straße, Nordstraße, Blankensteiner Straße und der Straße Im Heggerfeld solle zukünftig autofrei bleiben. Autos könnten in Parkhäusern und Parkplätzen am Rande der City stehen. In der Innenstadt wäre dann Platz für mehr Bäume, Sitzgelegenheiten, Wasser.
Mehr Interessantes aus Hattingen
- Die nächste Gaststätte in Hattingen hat dicht gemacht
- Brand in Hattinger Innenstadt: Mehrfamilienhaus evakuiert
- Neue Pläne: Hattinger Potteery-Duo geht getrennte Wege
- Weihnachtsmarkt in Hattingen: Highlight zur Eröffnung
- Dauerbaustelle Tippelstraße: Umleitungen sorgen für Unmut
Die Grünen stören sich vor allem an der Grundthese Beckmanns, die Verkehrsplanung hätte sich bislang der autogerechten Stadt untergeordnet, andere Fahrzeuge würden nicht ernst genommen. Empörung löst dies auch bei den anderen Parteien aus.
Von „Fake News“ spricht Gilbert Gratzel (FDP): „Man kann nicht Tatsachen umdrehen, um eigene Interessen voranzubringen.“ Gerhard Nörenberg (CDU) verweist auf die kürzlich eingeführten Fahrradstraßen - und stellt sie sogar infrage: „Auf der Hüttenstraße und auf der Blankensteiner Straße habe ich noch nicht einen Radfahrer gesehen!“
Thema „eine Nummer zu groß für die Stadtpolitik in Hattingen“
Die anschließende mehrheitliche Ablehnung des Antrags freut besonders Stadtbaurat Jens Hendrix: „Danke! Das spart uns bestimmt zehn Stunden Arbeit“, lobt er das Plenum.
Bei Hans-Michael Beckmann freilich ist die Enttäuschung groß: „Das Thema autofreie Innenstadt ist einfach eine Nummer zu groß für die gesamte Stadtpolitik in Hattingen. Fußgänger und Radfahrer sollten in Hattingen eine eigene Partei gründen“, findet er und frotzelt, die Grünen wären in Sorge um „zukünftigen Bedeutungsverlust“ eingeknickt.
Stadtverordneter Robert Dedden betont dagegen: „Wir werden nicht damit aufhören, für mehr Radwege zu arbeiten. Aber dieser Antrag war einfach ein bisschen drüber.“
>>> Hier gibt es mehr Nachrichten aus Hattingen und Sprockhövel