Hattingen. Ihr Restaurant lief lange erfolgreich, die Inhaber sind beliebt. Doch jetzt sorgen sich die Gastronomie-Betreiber in Hattingen um ihre Existenz.

„Wir haben einfach eine permanente Pechsträhne“, sagen die Betreiber des China-Restaurants Van Loi in Hattingen.

„Vorübergehend nur Außer-Haus-Bestellung möglich“, steht auf dem Prospekt des China-Restaurants Van Loi an der Kreisstraße 11 in Hattingen, unweit der Esso-Tankstelle. Das „Vorübergehend“ dauert allerdings schon vier Jahre. So lange schon bestellen die Kunden telefonisch, kommen zur Abholung vorbei und Song Thi Tran übergibt das verpackte Essen an einem Tisch vor der Restauranttür. Und so lange schon fragen sich Kunden: Wann macht ihr wieder richtig auf?

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Dass es seinem Restaurant mal schlecht gehen könnte, hätte niemand gedacht, als Vinh Minh Tran vor knapp 25 Jahren in einem Ecklokal an der Bahnhofstraße seinen China-Imbiss eröffnete. Kurz danach hat „Van Loi“ die ganze Ecke belebt, spätestens seit die Kult-Pommesbude „Erika“ hinzukam. Die Leute bestellten damals wie heute „die 41“ (knusprig gebackenes Hähnchenfleisch mit Ananas süß-sauer) oder ein Curry, viel Ente, gern auch „die 45“, Hähnchen mit Erdnusssoße. Und natürlich Pekingsuppe oder die 56, „Babi Pangang“. Flink, fleißig, frisch gekocht - das kam gut an.

Kinder studieren und gehen zur Schule

„Heute fragen wir uns, wie wir das damals geschafft haben“, sagt Song Thi Tran, die viele nur „Mimi“ nennen. Neben dem Restaurant hat das Paar auch noch drei Kinder. Ihre Tochter hilft neben ihrem Studium stundenweise aus, die Söhne gehen noch zur Schule.

So sieht die Essensausgabe beim China-Restaurant „Van Loi“ aus.
So sieht die Essensausgabe beim China-Restaurant „Van Loi“ aus. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Zeitgleich mit der Geburt des Kindes brannte das Restaurant aus

Der chinesischstämmige Vinh Minh Tran, heute 55, arbeitete in verschiedenen chinesischen Restaurants, bis er sich 2000 in Hattingen selbstständig machte. Für ihn ein großer Schritt: Das Ladenlokal, in dem sich heute die Provinzial-Versicherung befindet, baute er allein zum Imbiss um. Bis 2007 brummte der Laden. „Wir waren auch das erste chinesische Lokal in der Gegend, das nach Hause lieferte.“ Als Song Thi Tran ihren ersten Sohn im Krankenhaus zur Welt brachte, brach für die Trans ihre Welt zusammen: Das Ladenlokal brannte komplett aus.

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„Wir standen vor dem Nichts. Ich wusste gar nicht, ob ich mich über mein gesundes Baby freuen sollte“, sagt die 45-Jährige rückblickend. Das Ehepaar änderte kurzerhand die Pläne: Es wollte eigentlich ein asiatisches Lebensmittelgeschäft eröffnen, auf dem ehemaligen „Getränke Sickermann“-Gelände an der Kreisstraße. Das Haus hatten die Trans kurz vorher gekauft. Stattdessen bauten sie die Büroetage zum Restaurant um. „Van Loi“ eröffnete sieben Monate später neu - das ging nur mit einem hohen Bankkredit.

Wie im Dornröschenschlaf: Das China-Restaurant „Van Loi“ in Hattingen ist nur noch „to go“ geöffnet.
Wie im Dornröschenschlaf: Das China-Restaurant „Van Loi“ in Hattingen ist nur noch „to go“ geöffnet. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Takeaway-Betrieb senkt Nebenkosten

Aber auch diesmal lief das Restaurant, insbesondere die Außenterrasse und der Partyservice kamen gut an - bis Corona und die Lockdowns kamen. Die Trans mussten erst schließen, dann folgte das Takeaway-Geschäft. „Es gab Tage, da kam niemand. Die Einnahmen sind drastisch gesunken“, sagt Mimi Tran. Ihre Mitarbeitenden suchten sich andere Jobs. Neue Aushilfen findet das Ehepaar nicht, weder die Anfrage beim Arbeitsamt noch Anzeigen in der asiatischen Community hätten Erfolg gehabt. Und so bleibt nur die Essensausgabe nach Bestellung, die einen planbaren Betrieb ohne hohe Nebenkosten ermöglicht.

Immer weniger China-Restaurants

Während China wirtschaftlich immer wichtiger wird, geht es seinen langjährigen Botschaftern, den China-Restaurants, bundesweit immer schlechter. Eine lange Tradition haben in Hattingen der „Panda“ an der Waldstraße und das mongolische Restaurant „Asia-Palast“ in Blankenstein. Daneben gibt es noch zwei Thai-Imbisse in der Fußgängerzone. Bereits geschlossen haben das Restaurant „Hui Fen“ in der Südstadt, das Restaurant im Westfälischen Hof und nahe dem Avantgarde-Hotel.

Der China-Express Van Loi ist geöffnet: Di-Fr 12 bis 15 und 17 bis 21 Uhr, am Wochenende 16 bis 21 Uhr. Vorbestellung: 02324/593110.

Zu allem Übel leidet Vinh Minh an gesundheitlichen Problemen. Belasten darf sich der heute 55-Jährige nicht mehr, darum kann er das Restaurant auch nicht in seiner alten Form führen. Hinzu käme die Inflation. Darum müsste das Ehepaar die Preise anpassen, denn asiatische Lebensmittel haben sich deutlich verteuert. Trotzdem machen die Trans weiter, sind dankbar für viele treue Kunden. Fest steht nur, dass ihre Kinder ein anderes Leben führen sollen: „Wir wissen, wie schwer das Leben in der Gastro ist. Das wollen wir ihnen nicht zumuten.“ Der Name „Van Loi“ heißt übersetzt übrigens „unendlicher Gewinn“. Eine Verheißung, die sich - noch - nicht erfüllt hat.

China-Restaurant *** VAN LOI *** in der Kreisstraße in Hattingen;
China-Restaurant Van Loi in Hattingen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer
China-Restaurant *** VAN LOI *** in der Kreisstraße in Hattingen;
China-Restaurant Van Loi in Hattingen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer
China-Restaurant *** VAN LOI *** in der Kreisstraße in Hattingen;
Chef Thi Song Tran vor einem Bild seines Sohnes Jaden. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer
China-Restaurant *** VAN LOI *** in der Kreisstraße in Hattingen;
China-Restaurant Van Loi in Hattingen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer