Hattingen. Noch bis Sonntag laufen Herbstmarkt und Panhasfest in der Hattinger Altstadt. Direkt zum Start ist es proppenvoll. Was sagen die Besucher?
Rund um Kirche St. Georg kombiniert sich zurzeit nostalgisches Flair mit kulinarischen Düften: Der Kirchplatz hat sich zum Panhasfest in eine herbstlich-gaumenfreudige Meile verwandelt. Bis Sonntag verwöhnen fünf Restaurants - Gasthaus Weiß, Haus Kemnade, Diergardts „Kühler Grund“, Las Olas und Eggers - ihre Gäste mit saisonalen Köstlichkeiten. Eine Übersicht über Angebot und Preise.
Schon kurz nach der Eröffnung am Donnerstag drängen sich die Besucher des Panhasfestes an den fünf „Zugangstoren“ zum Kirchplatz, müssen teilweise warten, um den „Gegenverkehr“ passieren zu lassen. Den zahlreichen Vierbeinern, die ihre Menschen begleiten, dürften die Aromen von Wildgulasch, Reibekuchen - und eben Panhas auch Appetit gemacht haben. Sogar Radler schultern ihre Räder über die Stufen der engen Zugänge.
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Westfälische Wurstspezialität spaltet Besucher
Wenngleich die Veranstaltung Panhasfest heißt, so spaltet doch die westfälische Wurstspezialität die Liebhaber deftiger Küche: Die einen stehen Schlange für die eckige, dunkelrote, knusprige Scheibe, die von Weitem durchaus einer Schwarzbrotscheibe ähnlich sieht. Kombiniert mit frischen Bratkartoffeln, Apfelkraut-Senf-Dip und Röstzwiebeln präsentiert sie das Restaurant Eggers als „Sprockhöveler Panhas“.
Am Stand von „Diergardt‘s Kühlem Grund“ brät der Meister höchstselbst die Scheiben. „Eigentlich gibt es gar kein richtiges Rezept. Regional und von der Situation abhängig fiel der Panhas immer schon unterschiedlich aus“, erläutert der Koch, Konditor und Landwirt Fritz Berghoff. Auch er habe kein Rezept, sondern eine „gute Hand“ erklärt er und meint eine Mischung aus Erfahrung und Intuition in Kombination mit dem Wissen um das, was im Panhas verarbeitet wird: „Beim Wursten platzten auch mitunter Würste, wobei eine Art Wurstbrühe entstand. Die war aber ziemlich flüssig, sodass manche Metzger noch Fleischstückchen und Speckwürfel mit hineintaten. Dann musste die Suppe natürlich angedickt werden, damit sie schnittfest wird“, erklärt Panhas-Experte Berghoff.
Portion Panhas kostet einheitlich 11 Euro
Auch das Dickungsmittel sei regional unterschiedlich gewesen. Graupen oder Buchweizenmehl seien dabei verarbeitet worden. Berghoff kombiniert den Panhas, der bei der Herstellung noch mit Salz, Pfeffer, Piment und gemahlenen Nelken abgeschmeckt wird, ebenfalls mit Bratkartoffeln, Preiselbeeren, Apfelmeerrettich und Rübenkraut. Die Portion gibt es zum einheitlichen Preis von 11 Euro.
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„Das ist jetzt nicht gerade ein preiswertes Essen, aber ich habe mir das Kochen ja zu Hause gespart. Ich mag sehr gerne Panhas“, erklärt Besucherin Jutta Brinkmann. Die Preise seien gegenüber dem Vorjahr gleichgeblieben. Die Gastwirte haben mit ihren Teams das Ambiente liebevoll und herbstlich gestaltet: Auf vielen Tischen liegen Tischdecken aus grober Jute, geschützt mit transparenten Folien. Hübsche Arrangements mit Herbstblumen, Kürbissen, Eicheln und Kastanien machen Lust, hier zu verweilen.
Auch Reibekuchen und Wildgulasch finden Absatz
„Auf gar keinen Fall!!!“ So lautet die entrüstete Antwort von Linus Wickler, als seine Mutter Sara ihn fragt, ob er nicht auch Panhas essen wolle. Die beiden nehmen lieber andere herbstliche Gerichte ins Visier: Reibekuchen von frischen Kartoffeln, dunkler Wildgulasch oder Matjes. Kartoffelsuppe oder Linseneintopf gibt es beim Spanischen Restaurant Las Olas, allerdings kaut der 14-jährige Linus später genüsslich an einem goldbraun gebratenen Schnitzel.
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Matthias Hoffmann, Gastro-Chef von Haus Kemnade, wendet selbst die Reibekuchen, die mit handgemachtem Apfelmus mit neun Euro je Portion zu Buche schlagen. Für den köstlichen Hirschgulasch mit Rotkohl müssen die Wild-Fans 12 Euro berappen, viele finden den Preis in Ordnung. Dass es nicht an jedem Stand Panhas gebe, sei erstens Tradition und mache zweitens Sinn, findet Matthias Hoffmann: „Das wäre doch langweilig, wenn hier alle Gastwirte dasselbe anbieten würden. Wir haben uns ja abgestimmt. Außerdem mag auch nicht jeder Panhas.“
Die Öffnungszeiten des Panhasfestes: Freitag 17 bis 20 Uhr, Samstag 12 bis 20 Uhr, Sonntag 12 bis 18 Uhr.
Mehr als Fleischersatz
Der Panhas passt zur Jahreszeit, denn die Wurstspezialität, die nicht lange aufgehoben werden kann, entstand beim Wursten nach dem Schlachten, das traditionell im Herbst erfolgt. Panhas galt früher als „Arme-Leute-Essen“, weil es den Charakter von „Fleischersatz“ hat. Wer sich kein „ordentliches Stück Fleisch“ erlauben konnte, kaufte im Herbst eben Panhas.
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