Hattingen. Kauf dir Frau Holle: In Hattingen müssen die Türchen des Adventskalenders verkauft werden. Nur so bleibt ein Weihnachtsmarkt-Highlight bestehen.

Er gehört seit vielen Jahren zu Hattingen und ist eines der Highlights auf dem Weihnachtsmarkt: Der übergroße Adventskalender am Alten Rathaus, in dem Frau Holle jeden Tag ein Türchen öffnet. Doch weil der Preisdruck wächst, macht die Kommerzialisierung von Weihnachten jetzt auch nicht mehr vor dieser Hattinger Institution halt.

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„Ja, wir vermarkten Frau Holle jetzt“, sagt Stadtmarketingchef Georg Hartmann auf Nachfrage. Das Hattinger Stadtmarketing ist ein Verein, der sich durch Mitgliedsbeiträge und Sponsoring finanziert. „Und als Verein müssen wir kreativ werden“, erklärt der Geschäftsführer. Weihnachten in Hattingen, inklusive Beleuchtung, Dekoration, dem Teil des Weihnachtsmarktes, für den das Stadtmarketing verantwortlich ist, kostet den Verein etwa 60.000 Euro. Auch Frau Holle muss bezahlt werden - angefangen von der Technik über das Personal bis zu den Schokotalern.

„Wir wollen nicht übertreiben, sondern es an Weihnachten ganz dezent angehen.““

Georg Hartmann
Geschäftsführer Stadtmarketing Hattingen

Im Vorstand sei deshalb die Idee entstanden, für jedes Türchen des Adventskalenders einen Sponsor zu suchen. Der Vorstand, das sind als Vorsitzender Bürgermeister Dirk Glaser, Immobilienmakler Lothar Stalter, Lisa Pötter von der Firma Hasenkamp, Heinz Prygoda, Chef von Olympia, der viele Immobilien in Hattingen besitzt, und Christina Schulte-Stade vom Schultenhof, Tochter von Alfred Schulte-Stade, der seit Jahren den nostalgischen Weihnachtsmarkt auf dem Kirchplatz auf die Beine stellt.

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Konkret sind zunächst die 164 Mitglieder des Stadtmarketingvereins, unter ihnen Privatleute, Gastronomen, Dienstleister, aber auch Größen wie AVU und Sparkasse und viele mehr, eingeladen, sich ein Türchen zu „kaufen“. 200 Euro kostet das. Preisabstufungen gibt es nicht. Hartmann geht davon aus, dass die Adventskalendertürchen schnell vergeben sind. Schon jetzt, zwei Tage nach dem Start der Aktion, sind der Nikolaustag und Heiligabend weg.

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Weihnachtsmarkt in Hattingen

Der Hattinger Weihnachtsmarkt lockt vom 25. November bis 22. Dezember in die Innenstadt. Täglich wird er dann von Sonntag bis Donnerstag 12 bis 20 Uhr und Freitag und Samstag von 12 bis 21 Uhr geöffnet sein.

Frau Holle wird vom 1. bis 24. Dezember täglich ein Kalendertürchen am Alten Rathaus öffnen. Jeweils um 17 Uhr – an Heiligabend schon um 11 Uhr – geht ein Fenster auf.

Für die Zuschauer auf dem Untermarkt wird das Spektakel weiter kostenlos sein. Frau Holle wird aber zu Beginn jedes Mal verkünden, wer das heutige Türchen sponsert. Zudem erscheinen die Unterstützer in der Weihnachtsmarkt-Broschüre. Dabei kann übrigens auch ein Sponsor mehrere Türchen „kaufen“. Was es nicht geben soll, sind Firmen-Logos auf den Tafeln oder ähnliches, betont Hartmann: „Wir wollen nicht übertreiben, sondern es an Weihnachten ganz dezent angehen“.

Die Türchen selbst werden in diesem Jahr aber neu gestaltet. Ursprünglich waren die Holztafeln von Kita-Kindern bemalt worden, als Ursula Keuth, Hattingens Ur-Frau-Holle, die Aktion ins Leben rief. Jetzt soll es 24 neue Motive geben, die in zeitgemäßerer Bildsprache von einem Grafiker gestaltet werden.

„Die Parade ist nicht mehr zu finanzieren.““

Georg Hartmann
Geschäftsführer Stadtmarketing Hattingen

Darüber hinaus setzt man auf Bewährtes. Und das heißt im Wesentlichen: Ursula Keuth bleibt auch 2024 Frau Holle. An sechs Terminen, unter anderem am 1.12. zur Eröffnung, wird das Original die Fenster am Alten Rathaus öffnen, singen, Geschichten erzählen und Goldtaler und Schnee regnen lassen. Die übrigen Tage teilen sich, wie schon im Vorjahr, Tabea Dornbach, Anja Jarofski und Mechtild Pietsch, freut sich Hartmann. Jede von ihnen werde eigene Ideen einbringen. Nur der Nikolaus wird 2024 keinen Auftritt haben. Der hatte an seinem Ehrentag (6.12.) im vergangenen Jahr Frau Holle abgelöst.

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Was es auch 2024 nicht geben wird: Die große Weihnachtsparade mit der Frau Holle einst umringt von Schneemännern und Engelchen in der Kutsche einzog. „Die Parade ist nicht mehr zu finanzieren“, bedauert Hartmann. Zudem sei es mit den Pferden im Innenstadt-Gedränge zu gefährlich geworden. Dennoch wird der Hattinger Adventskalender sicher auch 2024 wieder viele Kinderaugen zum Strahlen bringen - trotz Kommerzialisierung.