Hattingen/Sprockhövel. Ein Misthaufen für 60.000 Euro - das kennen viele Bauern. Peter Oberdellmann ist Landwirt in Hattingen und erklärt die Sorgen und den Protest.
Auf dem Bauerntag unterstrichten die Landwirte jetzt erneut ihre Sorgen. Das Entgegenkommen der Bundesregierung stellt sie nicht zufrieden. Auf dem Papier sind viele Landwirte Multimillionäre. Dennoch fordern sie Hilfe. Ein Hattinger erklärt, warum.
Es ist das Gesamtpaket immer neuer Auflagen und geplanter Sparmaßnahmen, dass die Landwirte seit Anfang des Jahres bundesweit und auch EU-weit auf die Straße treibt. Peter Oberdellmann aus Hattingen erklärt, welche Sorgen ihn und seine Kollegen umtreiben und warum man sich beim Agrardiesel missverstanden fühlt.
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„Es kamen immer mehr Auflagen dazu, die teure Investitionen nötig machen“, erklärt Peter Oberdellmann den Grundärger der Bauern. Die Streichung des Agrardiesel habe das Fass nun nur zum Überlaufen gebracht. So habe er mit einem Kollegen für die bodennahe Gülle-Ausbringung 70.000 Euro in Technik investieren müssen. „Und hätte ich meinem Vater erzählt, dass ich für 60.000 Euro ein überdachtes Mistlager baue, hätte er gesagt: ‚Holt den Jungen mal von der Uni ins Leben.‘“
Neben viel Zuspruch sehen sich die Landwirte in ihrem Protest mit dem Vorwurf konfrontiert, sie hätten im vergangenen Jahr Spitzenverdienste erzielt. „Durch überhitzte Preise gab es einmalig gute Einnahmen für eine Ernte, die noch zu Preisen von vor der Krise gewachsen ist“, sagt Oberdellmann. Doch: Die gestiegenen Kosten treffen Bauern jetzt wie alle anderen. „Wenn ich höre, die Landwirte wären Nutznießer der Inflation, stehen mir die Nackenhaare hoch“, ärgert sich Oberdellmann. Vor allem die Bezeichnung der demonstrierenden Landwirte als „Gülleterroristen“ durch einen Hattinger Stadtverordneten, den er namentlich nicht nennen will, lässt dem Holthauser die Hutschnur hochgehen.
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„Ja, rein rechnerisch sind viele Landwirte wahrscheinlich Multimillionäre, weil wir einen riesigen Kapitalstock verwalten“, sagt Oberdellmann. Denn Gerätschaften und vieles mehr kosten immense Summen und haben den entsprechenden Wert - kosten damit aber auch enorme Gelder für Versicherungen und Wartung. Entscheidend sei aber immer, was unter dem Strich herauskommt. Und das sei bei den meisten Landwirten nur ein Familieneinkommen, unterstreicht der Hattinger.
Er weiß aber auch: „Das Komplettsystem kann Politik nicht auf den Kopf stellen, denn die Preise im Lebensmittel-Einzelhandel werden auf dem Weltmarkt gemacht“. Um dort konkurrenzfähig zu bleiben, braucht es aber die Rahmenbedingungen.
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Dieser Text erschien zuerst am 8. Januar 2024.