Hattingen. Frank Seidel aus Hattingen fährt Hilfsgüter in die Ukraine. Er wurde beschossen, hat seinen Wagen geschrottet – und viele glücklich gemacht.

Der Krieg in der Ukraine begann im Februar vor einem Jahr. Aktuell fährt Frank Seidel zum 43. Mal ehrenamtlich mit Hilfsgütern in das Land – und Mr. Take Off spielt im Frühjahr für die Hilfsaktion sein zweites Benefizkonzert.

+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Hattingen verpassen? Dann können Sie hier unseren Newsletter abonnieren. Jeden Abend schicken wir Ihnen die Nachrichten aus der Stadt per Mail zu. +++

podcast-image

Am 4. März 2022, kurz nach Ausbruch des Krieges, fuhr Frank Seidel das erste Mal los. Seine Bilanz heute: „Bislang haben wir etwa 87 Tonnen Hilfsgüter an die Front gebracht.“ Mit Folgen: „Drei private Pkws haben wir dabei zu Schrott gefahren, auch meinen.“ Es war sein Traumwagen: ein 3,5-Tonner, ein Landrover. „Die Reparatur hätte 18.000 Euro gekostet. Er hatte jetzt 240.000 Kilometer auf dem Tacho.“ Gekauft hat er sich nun einen gebrauchten Jeep. „Eines von den Autos wurde durch Beschuss zerstört.“

Hattingen: Frank Seidel fährt seit einem Jahr ehrenamtlich Hilfstransporte in die Ukraine

Doch das alles hält den früheren Soldaten nicht ab. Denn in der Zeit konnte er 128 Mütter mit Kindern nach Europa evakuieren – und sechs Hunde nach Deutschland vermitteln. Die Geldspenden belaufen sich auf 35.000 Euro, für knapp 400.000 Euro brachte er Sachspenden wie Beatmungs- und Röntgengeräte, medizinische Gase hin. „Die ganze Kleidung ist in der Summe nicht drin.“

Spenden und Informationen

Wer die Hilfstransporte in die Ukraine unterstützen möchte, kann spenden. Kontakt: An der Egge 85, 0171 11 33 501, E-Mail: .

Wer Geld spenden möchte: Das Spendenkonto lautet R.V. Infinitus e.V., Konto DE52 4525 0035 0014 0411 31 (BIC: WELADED1WTN), Verwendungszweck Ukraine.

Informationen hält Frank Seidel bereit auf Instagram unter dem Namen „seidel1893“ oder auf Tiktok unter „frankseidel760“.

Seidel bedauert, dass er seit Januar überhaupt keine Geldspenden mehr erhält. Dabei seien sie bitter nötig. Dazu kommt, dass viele Spenden Anfang Februar ins Erdbebengebiet gingen. Auch dort werden sie natürlich dringend gebraucht. Dennoch: Die Ukraine dürfe nicht vergessen werden.

Geldspenden helfen beim Kauf von Medikamenten

Mit den Geldspenden kauft er beispielsweise auf dem Rückweg von der Ukraine Medikamente in Rumänien für den nächsten Transport. „Sie sind dort einfach billiger. Hier bekomme ich für sechs Euro 50 Tabletten Paracetamol, da 100 Stück für einen Euro. Da lohnt sich der Umweg von 2500 Kilometern. Das hat man ruckzuck wieder drin.“

Mehr zum Thema:

In Aussicht gestellt ist ihm eine Anhängerspende. „Darauf hoffe ich sehr, denn jedes Mal einen Hänger zu leihen kostet 250 Euro.“ Zehn Kubikmeter Winterkleidung und Medikamente warten auf dem Stüterhof darauf, dass Seidel sie in die Ukraine bringt.

Fahrt führt nach Dnipro

Nach Dnipro führt die Fahrt. „Dort landen viele Menschen, die von weiter östlich kommen. Sie wollen das Land nicht verlassen, flüchten also Richtung Norden. Da sammelt sich alles“, berichtet Seidel. Komplett überlaufen sei deswegen inzwischen auch die Stadt Lwiw, in die ihn die ersten Transporte führten. „Dort gibt es nicht mehr genug zu essen, die Supermärkte sind leer gekauft. Es sind einfach zu viele Menschen“, berichtet er.

>>> Mehr Nachrichten aus Hattingen und Sprockhövel

Wenn möglich will Seidel von Dnipro noch weiter fahren nach Cherson. Die Stadt hatten die Ukrainer Ende des Jahres 2022 zurückerobert. „Auch dort ist die Not groß.“

Menschen mit Einschränkungen und Pferde retten

Immer noch möchte Frank Seidel vom Stüterhof Menschen mit Einschränkungen aus dem Kriegsgebiet holen, doch dafür fehlt Geld für Transport, Nahrung, medizinische Versorgung unterwegs. Immer noch möchte er Pferde eines ausgebombten Pferdehof retten. „Das ist mir bislang nicht gelungen, weil das Geld fehlt. Viele Tiere sind inzwischen tot, sie sind erfroren oder verhungert. Zwölf von 23 leben noch. „Jedes Mal, wenn ich hinfahre, nehme ich zumindest Futter mit und besuche die Tiere.“

Dieter Wartmann alias Mr. Take Off spielt in Hattingen im Mai ein Benefizkonzert für die Ukraine-Hilfsaktion von Frank Seidel vom Stüterhof.
Dieter Wartmann alias Mr. Take Off spielt in Hattingen im Mai ein Benefizkonzert für die Ukraine-Hilfsaktion von Frank Seidel vom Stüterhof. © DW

Seidel spricht allen Spendern einen großen Dank aus – und auch der Unterstützergruppe, die die Transporte mit beladen und auch mitfahren. „Wir haben einen Spender, der übernimmt die Benzinkosten, die könnte ich gar nicht stemmen“, betont Seidel.

>>> Folgen Sie unserer Redaktion auf Facebook – hier finden Sie uns

Benefizkonzert im Mai mit Mr. Take Off

Und er dankt Mr. Take Off alias Dieter Wartmann für seine Unterstützung. Er hat bereits ein Benefizkonzert für die Hilfsaktion gespielt. Jetzt gibt er wieder eins – und zwar in der Kirche von Winz-Baak, Schützstraße 2a, am Samstag, 13. Mai, um 20 Uhr. Einlass ist ab 19 Uhr. Es wird auch Getränke und Speisen geben. „Ich hoffe sehr, dass viele kommen und spenden.“

podcast-image