Gladbeck. Aufgrund einer Gesetzesänderung ist es nun leichter, einen deutschen Pass zu bekommen. Die Nachfrage ist so groß, dass es lange Wartezeiten gibt.

Die Gesetzesreform bei Einbürgerungen hat bei der Stadt Gladbeck den erwarteten Ansturm ausgelöst. „Es sind zahlreiche Anfragen per E-Mail und Telefon eingegangen, sodass wir bis Mitte 2025 zurzeit ausgebucht sind“, sagt Doris Foerster, Leiterin des Amtes für Migration und Zusammenleben bei der Stadtverwaltung.

Wurden im Jahr 2022 noch 277 Anträge auf eine Einbürgerung gestellt, waren es ein Jahr darauf, 2023, bereits 521 Anträge. Im laufenden Jahr 2024 waren es bisher bereits 315 Anträge.

Die Gesetzesänderung macht es möglich, auch die ursprüngliche Staatsbürgerschaft behalten zu können

Aktuell sind Termine zur Antragsabgabe bis Juni 2025 ausgebucht. Neue Termine können erst danach vergeben werden, so Foerster weiter. „Wir versuchen aktuell, mit vereinten Kräften die Rückstände aufzuarbeiten.“ Zum Hintergrund: Aktuell kommen viele Menschen, die zwischen 2015 und 2017 nach Gladbeck geflüchtet sind, in die Lage, dass sie nach Wartezeit und der Aufnahme von Arbeit die deutsche Staatsangehörigkeit beantragen dürfen.

Die Stadtverwaltung war bereits vor Inkrafttreten des neuen Gesetzes im Juni davon ausgegangen, dass die Nachfrage nach einem deutschen Pass groß sein dürfte. Denn nicht nur von den Menschen, die ab 2015 nach Gladbeck geflüchtet waren, war ein großer Ansturm zu erwarten, auch etwa von vielen türkischen Menschen, die schon lange in Deutschland leben. Denn die Gesetzesänderung macht es auch möglich, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen und trotzdem weiterhin die ursprüngliche behalten zu können.

Die meisten Menschen stammen aus Syrien, Irak und der Türkei

Das bestätigt sich tatsächlich beim Blick auf die Ursprungsländer, aus denen die Menschen stammen, die einen Antrag auf Einbürgerung stellen. „Die meisten Antragsteller kommen aus Syrien, dem Irak, aus Afghanistan und aus der Türkei“, sagt Doris Foerster.

Doris Foerster (im Bild), Leiterin des Amtes für Migration und Zusammenleben,

„Die meisten Antragsteller kommen aus Syrien, dem Irak, aus Afghanistan und aus der Türkei.“

Doris Foerster

Um den Ansturm bewältigen zu können, bietet die Stadtverwaltung telefonische Erstberatungen an. Bei Aussicht auf einen erfolgreichen Einbürgerungsantrag, versenden die Mitarbeiter der Ausländerbehörde die Antragsunterlagen per Post, „sodass bestenfalls nur noch eine Vorsprache zur Abgabe des Antrags erforderlich ist“.

Zu der Wartezeit auf den Termin kommt noch eine Bearbeitungszeit von mehreren Monaten

Wer in Gladbeck eingebürgert werden möchte, muss aktuell rund elf Monate auf einen Termin zur Abgabe des Antrags warten, eben bis Juni 2025. Hinzu kommt die Bearbeitungszeit mit noch einmal acht bis zehn Monaten.

Eine zusätzliche Herausforderung für die Verwaltung ist, dass „die Rückstände, die sich durch die Antragstellungen der 2015/17 eingereisten Geflüchteten aufgebaut haben“, schnellstmöglich abgearbeitet werden müssen, „damit dann wieder Ressourcen zur Verfügung stehen, um weitere Anträge annehmen und bearbeiten zu können“, so Doris Foerster.

Die Stadt Gladbeck hat zwei neue Stellen in der Einbürgerungsbehörde eingerichtet

Die Stadtverwaltung hatte sich auf den erwarteten Ansturm eingestellt und zwei neue Stellen in der Einbürgerungsbehörde eingerichtet. „Aktuell konnte zum 01.07.2024 eine Stelle besetzt werden. Ein weiterer Mitarbeiter wird spätestens zum Ende des Jahres erwartet.

Zur Überbrückung wurde ein Mitarbeiter der Ausländerbehörde zur Unterstützung abgestellt. Alle neuen Mitarbeiter befinden sich aber noch in der Einarbeitungsphase“, berichtet Doris Foerster.

Mit mehr Personal hätten noch mehr Menschen eingebürgert werden können

Eine Einbürgerung kostet 255 Euro. Da die Stadtverwaltung großen Wert auf eine telefonische Beratung lege, scheiterten auch nur wenige Anträge.

Die Zahl der Menschen, die einen deutschen Pass beantragen, steigt bereits seit Jahren. Mit mehr Personal in der Stadtverwaltung, hätten noch mehr Menschen eingebürgert werden können, sagte Doris Foerster bereits im April. In Gladbeck leben rund 15.500 Menschen, die keinen deutschen Pass haben. Mit der Gesetzesreform wird diese Zahl nun weiter abnehmen. Für viele Menschen war bis jetzt ein Hinderungsgrund, die deutschen Staatsbürgerschaft zu beantragen, dass mit der Einbürgerung die ursprüngliche Staatsbürgerschaft abgegeben werden musste. 

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