Gladbeck/Bottrop/Essen. Drei Städte und ein Landesbetrieb planen den Radschnellweg zwischen Gladbeck, Bottrop und Essen. Ein mühsames Unterfangen, wie sich zeigt.

Der Radschnellweg Mittleres Ruhrgebiet, RS7, soll eigentlich die drei Städte Gladbeck, Bottrop und Essen verbinden. Auf breiten Wegen sollen die Radler die Strecke auch zum Pendeln nutzen und so womöglich die B 224 im Berufsverkehr entlasten. Doch die Planungen sind in den Städten unterschiedlich weit fortgeschritten. Und auch der Landesbetrieb Straßen NRW ist in die Planungen involviert. Eine Bestandsaufnahme:

Gladbeck

Die Stadt Gladbeck hat schon früh mit dem Landesbetrieb Straßen NRW eine Vereinbarung abgeschlossen, wonach sie selbst das Teilstück des RS7 auf Talstraße und Stadtgrenze Bottrop plant. Man verspricht sich so einen schnelleren Planungsfortschritt. Doch derzeit befinde sich die Stadt Gladbeck noch in der Grundlagenermittlung, teilt Paula Stegert, Leiterin der Abteilung Mobilität und Verkehr im Amt für Planen, Bauen, Umwelt, Mobilität und Verkehr mit. Dem schließen sich Vorentwurf und Entwurfsplanung an, ebenso gehört die Erarbeitung eines landschaftspflegerischen Begleitplans zu den notwendigen Arbeitsschritten. Für Ausführungsplanung und später auch die Bauausführung sei dann wiederum der Landesbetrieb zuständig.

Ein Knackpunkt ist nach wie vor der Erwerb von Flächen, die bisher der RAG gehören. Schon 2022 hatte die Verwaltung da eigentlich mit einem Ankauf gerechnet, war bisher jedoch nicht erfolgreich. „Das Amt für Wirtschaftsförderung und Liegenschaften der Stadt Gladbeck hat hier erst vor kurzem dieses Kaufinteresse erneut bekundet und Kontakt zur RAG aufgenommen.“ Entsprechend gibt es auch keinen Zeitplan für den Gladbecker Abschnitt, es handele sich jedoch um ein „komplexes Verfahren“, das Planungsleistungen aus verschiedenen Bereichen erfordere, sowie ein formales Verfahren, um Baurecht zu schaffen.

Die Bahnanlagen an der Talstraße in Gladbeck. Von hier aus soll der Radschnellweg über die Trasse gen Bottrop gehen.
Die Bahnanlagen an der Talstraße in Gladbeck. Von hier aus soll der Radschnellweg über die Trasse gen Bottrop gehen. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Anders als ursprünglich angedacht, treibt Bottrop den RS7 nicht so vehement voran, setzt, anstatt auf eine direkte Verbindung zur Bottroper Innenstadt über die Gladbecker Straße, auf eine Radvorrangroute über den Hauptbahnhof der Nachbarstadt weiter in Richtung Essen. Aus Sicht der Gladbecker bedeutet das, dass der Verknüpfung zwischen dem Gladbecker Abschnitt des RS7 und der Radvorrangroute auf Bottroper Gebiet eine besondere Bedeutung zukommt. Doch auch diese Trassenführung biete aus Sicht der Stadt Gladbeck „großes Potenzial – auch ohne eine direkte Verbindung zur Bottroper Innenstadt“, so Paula Stegert.

Die beiden Initiativen „Gladbeck mobil“ und „Aufbruch Fahrrad Bottrop“ sind da anderer Auffassung. Zuletzt haben sich die Radfahrer getroffen und gemeinsam von Gladbeck aus den direkten Weg nach Bottrop entlang der Bottroper bzw. der Gladbecker Straße genutzt. Ihr klares Urteil: „Die direkteste Verbindung zwischen den Städten ist zugleich die Unattraktivste.“ Die Fahrrad-Gruppen erwarten, dass es endlich zu einer Einigung bezüglich des RS7 auf Bottroper Stadtgebiet kommt, um den Schnellweg rasch umsetzen zu können.

https://www.waz.de/staedte/bottrop/radschnellweg-in-bottrop-und-gladbeck-laesst-auf-sich-warten-id231331534.html

Es gebe für Radfahrer keine vernünftige Infrastruktur zwischen den beiden Städten, so die Kritik. Ein Beispiel sei der Ortsausgang in Ellinghorst, wo Radler in Richtung Bottrop auf die gegenüberliegende Seite wechseln müssten. Kurz vor Bottrop ende die Führung aber einfach. „Das ist nur ein Beispiel, woran die Verkehrswende in den beiden Städten scheitert.“

Bottrop

Tatsächlich scheinen die Forderungen der Initiativen in Bottrop zunächst weiter auf taube Ohren zu stoßen. Gegen den Radschnellweg auf der Gladbecker Straße regte sich bei den Mehrheitsparteien im Bottroper Rad Widerstand. Wegfallende Stellplätze und Protest von Anwohnern und Geschäftsleuten sorgten dafür, dass diese Trassenführung in Bottrop durchfiel.

Stattdessen plant die Nachbarstadt nun die Radvorrangroute, die allerdings nicht die Innenstadt ansteuern wird. Stattdessen soll die Trasse über die ehemaligen RAG-Gleise führen – wie auch in Gladbeck. Baudezernent Klaus Müller berichtet gegenüber der WAZ, dass man mit der RAG über den Kauf der Flächen weitestgehend einig sei. Es seien Fördergelder beantragt, um den Kauf stemmen zu können. Inoffiziell, so Müller, gebe es positive Signale seitens der Bezirksregierung, so dass der Baudezernent optimistisch ist, den Kauf bald abzuschließen.

Die Trasse für die geplante Radvorrangroute auf Bottroper Gebiet. Der Weg würde auf Bottroper Stadtgebiet über dieselbe ehemalige Schienentrasse verlaufen wie in Gladbeck.
Die Trasse für die geplante Radvorrangroute auf Bottroper Gebiet. Der Weg würde auf Bottroper Stadtgebiet über dieselbe ehemalige Schienentrasse verlaufen wie in Gladbeck. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Allerdings soll das Bottroper Teilstück der Vorrangroute in mehreren Abschnitten gebaut werden. Das habe der Fördergeber zur Bedingung gemacht, heißt es. Bedeutet, dass in einem ersten Bauabschnitt zunächst einmal das Teilstück von der Stadtgrenze Gladbeck in Richtung der Alpincenter- und Tetraeder-Halden realisiert werde. Dort stößt die neue Trasse dann auf bereits vorhandene Radwege, die bis zum Hauptbahnhof führen.

Auf dem Teilstück von dort bis zur Emscher soll die Route über Fahrradstraßen verlaufen. Die Planung dafür legt die Verwaltung jetzt der zuständigen Bezirksvertretung Süd vor. Ziel sei es, die Straßen so weit umzubauen, dass dort später der Radschnellweg verlaufen könnte, im Prinzip nur die Beschilderung verändert werden müsste. Vom Hauptbahnhof aus soll auch noch eine Verbindung zur Innenstadt gezogen werden. Aber auch hier verliefe die Strecke in Teilen über die Hauptverkehrsachse, was die Planung erschwert.

Doch was ist mit der Verbindung der Innenstädte? Derzeit gibt es den City-Trail, der vom Rathaus Gladbeck über Wittringen, Haarbach, Boye und entlang dem Kirchschemmsbach zum Rathaus Bottrop führt. Hier überlege die Emschergenossenschaft, diesen Weg zu asphaltieren, sagt Klaus Müller. Zudem denke die Stadt Bottrop darüber nach, den Radfahrern beim Queren der Wohnstraßen auf dem Eigen Vorfahrt einzuräumen. Und irgendwann werde die Stadt Bottrop auch den Umbau der Gladbecker Straße in Angriff nehmen. Das sei dann sicher mit einer „deutlichen Qualitätsverbesserung“ für Radfahrer verbunden. „Aber ob der Standard eines Radschnellwegs erreicht wird, ist nicht klar.“ Auch ein Zeitplan existiert dafür noch nicht.

Essen

Den Essener Abschnitt des RS7 plane Straßen NRW, teilt Essens Stadtsprecherin Silke Lenz mit. Und weiter: „Auf Essener Stadtgebiet soll der RS7 von der Kruppschen Ringbahn mit dem Abzweig Grünzug Zangenstraße in Richtung Berthold-Beitz-Boulevard verlaufen, von dort geht es dann auf einer alten Bahntrasse in Richtung Norden, bis zu Berne. Flächeninhaber sind entsprechend die Stadt Essen sowie die Emschergenossenschaft. Der Grünzug Zangenstraße ist bereits eine Verbindung zum RS1.“

Der genaue Trassenverlauf steht laut Straßen NRW jedoch noch nicht fest. Vielmehr bereite man gerade eine Ausschreibung für Ingenieurleistungen vor. Dort sollen dann verschiedene Trassenvarianten geprüft werden, erläutert Nadja Leihs, Sprecherin der Regionalniederlassung Ruhr bei Straßen NRW. Ende 2024, so die Hoffnung, habe man eine Vorzugsvariante, die dann in Unterabschnitte geteilt werden könnte. So könnten dann einfach zu bauende Abschnitte schneller realisiert werden.