Gladbeck/ Bottrop. Fahrpersonal und Kunden bekommen in Bussen oft raue Sitten zu spüren. Die Zahl der Sicherheitsteams in Gladbeck und Bottrop wird nun erhöht.

Erst vor wenigen Tagen meldete das Polizeipräsidium Recklinghausen einen bösen Vorfall in einem Linienbus in Gladbeck: Dort soll ein unbekannter Täter einer Busfahrerin ins Gesicht gespuckt haben, nachdem diese ihn auf die Maskenpflicht hingewiesen hatte. Der Mann flüchtete. Die Sitten sind manchmal rau im öffentlichen Nahverkehr. Das bekommt das Fahrpersonal zu spüren, verursacht aber auch bei der Kundschaft ein ungutes Gefühl. Die Nachricht, dass die Vestische die Zahl ihrer Sicherheitsteams („Präventionsteams“) von drei auf sechs verdoppeln wird, dürfte deshalb bei vielen Fahrgästen ein positives Echo finden.

Die Initiative dazu ist von der Politik ausgegangen. Die Kreistagsfraktionen von CDU und FDP hatten für die nächste Kreistagssitzung am 30. Mai einen „Prüfauftrag“ an die Kreisverwaltung formuliert. Doch aus dem Prüfauftrag wurde am vergangenen Freitag in der Sitzung des Kreis-Verkehrsausschusses schnell ein Arbeitsauftrag, dem sich alle Fraktionen anschlossen.

Präventionsteams sind schnell vor Ort, wenn es brenzlig wird

Der Aufwand von 210.000 Euro im Jahr, den der Kreis als Gesellschafter der Vestischen zusätzlich wird aufbringen müssen, ist politisch gebilligt, auch wenn der offizielle Kreistagsbeschluss noch aussteht. Und selbst der Zeitpunkt der Umsetzung steht bereits: „Wir können das zum 1. September hinbekommen“, sagte Holger Becker, Betriebsdirektor der Vestischen, in der Ausschusssitzung.

In Bussen der Vestischen, die auch durch Gladbeck rollen, wird die Zahl der Präventionsteams erhöht, die für Sicherheit sorgen sollen.
In Bussen der Vestischen, die auch durch Gladbeck rollen, wird die Zahl der Präventionsteams erhöht, die für Sicherheit sorgen sollen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Im Dezember 2018 sind die bisherigen drei Präventionsteams im Bedienungsgebiet der Vestischen (Kreis Recklinghausen, Bottrop, Gelsenkirchen) an den Start gegangen. In den ersten beiden Jahren waren sie in einem vom Land NRW geförderten Pilotprojekt unterwegs, danach auf Rechnung der Vestischen. Die Teams bestehen jeweils aus zwei externen Sicherheitskräften und einem Fahrer der Vestischen, der über detaillierte Orts- und Linienkenntnisse verfügt. Die Security soll schnell vor Ort sein, wenn es brenzlig wird im Linienbus, etwa wenn es zu Beleidigungen, Pöbeleien oder Verstößen gegen die Beförderungsbedingungen kommt.

Ziel der Vestischen: Mehr Fahrgäste vor allem in den Abendstunden

Sind sie gerade nicht im Akut-Einsatz, zeigen die Präventionsteams Präsenz in den Bussen oder unterstützen die Fahrausweiskontrolleure. „Die Arbeit der Präventionsteams zahlt sich aus. Das Sicherheitsempfinden, speziell in den Abendstunden und an den Wochenenden, ist spürbar gestiegen“, lautete das Fazit des Nahverkehrsunternehmens nach der zweijährigen Testphase. Die Bilanz der ersten beiden Jahre: Mehr als 18.000 Einsatzstunden und rund 146.600 Fahrgast-Kontakte. In 33 Fällen eilte die Security Fahrerinnen und Fahrern zur Hilfe.

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Nach Angaben von Holger Becker ist jedes Präventionsteam aktuell durchschnittlich an 25 Tagen im Monat im Einsatz. Eine Verdopplung der Kapazitäten würde weitere Spielräume schaffen. „Wir könnten dann jeden Tag und in allen Städten präsent sein und die Einsatzzeiten ausweiten“, erläuterte Becker. Die Präsenz an den ZOBs und im Umfeld von Großveranstaltungen könne verstärkt, auf Kundenbeschwerden flexibler reagiert werden. Die Vestische setzt darauf, dass das Mehr an Sicherheitsgefühl am Ende auch zu einem Plus an Fahrgästen führt. Gerade in den Abendstunden übten sich viele potenzielle Kunden in Zurückhaltung, wenn es um die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs gehe, so Holger Becker.