Gladbeck. . Bei der Vestischen sind Präventionsteams im Einsatz. Sie sollen bei Ärger und Streitigkeiten deeskalieren. Positive Reaktionen der Fahrgäste.
Eine Frau fühlt sich belästigt und bittet den Busfahrer um Hilfe. Oder: Angetrunkene Fahrgäste suchen Streit mit Mitreisenden. Das sind Fälle, in denen das Fahrpersonal der Vestischen noch nicht unbedingt die Polizei rufen muss, in denen aber Sicherheitskräfte des Nahverkehrsunternehmens durchaus für Ruhe sorgen können, bevor die Sache eskaliert. Anlässe zum Einschreiten hat es bereits mehrfach gegeben.
Seit Anfang Dezember 2018 sind sogenannte Präventionsteams der Vestischen auf den Linien im Kreis Recklinghausen und so auch in Gladbeck unterwegs. Sie fahren in den Bussen mit, können im Ernstfall aber auch schnell mit einem Pkw, der immer in der Nähe bleibt, von einem Ort zum anderen gebracht werden. Zwei Jahre will die Vestische dieses vom Land geförderte Modell testen.
Fahrgäste können Online-Fragebogen ausfüllen
Fahrgäste können dem Unternehmen mithilfe eines Online-Fragebogens auf der Homepage mitteilen, wie ihre Erfahrungen sind. Mehr als 200 Rückmeldungen seien bereits eingegangen, heißt es. Wissenschaftlich ausgewertet werden die Erkenntnisse dann vom Europäischen Zentrum für Kriminalprävention. Die Reaktionen der Fahrgäste seien auf jeden Fall schon mal positiv, sagt Holger Becker, Betriebsdirektor der Vestischen. Die Kunden, aber auch die Fahrer fühlten sich einfach sicherer, wenn die Security an Bord sei.
13 tätliche Angriffe auf Busfahrer im Jahr 2018
13 tätliche Angriffe sind im Jahr 2018 auf Busfahrer der Vestischen verübt worden. Ein Jahr zuvor waren es 15. Grundsätzlich machen Busfahrer die Erfahrung, dass der Ton in den Fahrzeugen rauer wird, die Gewaltbereitschaft zunimmt.
Auch Fahrgäste geraten untereinander in Auseinandersetzungen. 2017 wurden mehr als 50 ernst zu nehmende Zwischenfälle registriert.
Die drei Präventionsteams, bestehend aus zwei Sicherheitsexperten und einem Pkw-Fahrer, sind in der Regel am Wochenende und vor Feiertagen in den Abend- und Nachtstunden aktiv. Ihre vordringliche Aufgabe ist es, Präsenz zu zeigen, aufkommenden Ärger im Keim zu ersticken, bei Bedarf auch Fahrscheine zu kontrollieren. In neun Fällen funkte die Leitstelle SOS, wurden die Teams zu einem anderen Einsatzort beordert, wo der Busfahrer dringend Unterstützung benötigte. Sieben Mal musste darüber hinaus die Polizei alarmiert werden.
Auch an Werktagen im Einsatz
Drei Sicherheitsteams im weiten Streckennetz der Vestischen – kann mit dieser Personalstärke überhaupt eine angemessene Präsenz sichergestellt werden? Betriebsdirektor Holger Becker sieht sein Unternehmen mit dieser Besetzung ganz gut aufgestellt. Die Einsätze erfolgten schließlich im ausgedünnten Spätverkehrsnetz und auf den Nachtexpress-Linien.
„An einem durchschnittlichen Tag sind nach 22 Uhr noch rund 2000 Fahrgäste unterwegs“, erläutert Becker. Mittlerweile hat die Vestische damit begonnen, ihre Security auch an normalen Wochentagen abends auf den Weg zu schicken. Kritische Tage wie zum Beispiel Karneval stehen zudem auf dem Einsatzplan.
Das Mehr an Sicherheit lässt sich die Vestische einen sechsstelligen Betrag kosten. Das Projekt ist pro Jahr mit 320.000 Euro veranschlagt. Die Hälfte der Summe steuert das Land bei. Das Geld ist nach Einschätzung der Vestischen gut angelegt. Wer das Thema Sicherheit ernst nehme, heißt es, erwerbe sich ein positives Image, das sich wiederum förderlich auf die Fahrgastentwicklung auswirke.