Gladbeck. Im vergangenen Jahr hat die Stadt Gladbeck zehn Menschen abgeschoben, deutlich weniger als vor Corona. Auch drei Straftäter waren darunter.
Die Stadt Gladbeck hat im vergangenen Jahr zwar mehr Menschen abgeschoben als noch 2020, die Zahl blieb aber auf niedrigem Niveau. „Abschiebungen waren fast gar nicht möglich, da aufgrund von Corona teilweise Grenzen dicht, oder der Flugverkehr eingestellt war“, sagt Doris Foerster, Abteilungsleiterin Integration und Ausländerwesen im städtischen Amt für Integration.
Im vergangenen Jahr führte die Stadt Gladbeck zehn Abschiebungen durch, zwölf scheiterten, acht Menschen reisten freiwillig aus. 2020 waren es sogar nur vier Abschiebungen. 2019 mussten noch 40 Frauen und Männer Gladbeck verlassen. Das war der Höchststand seit Beginn der sogenannten Flüchtlingskrise 2015. In diesem Jahr sind bereits zwei Menschen abgeschoben worden, drei weitere Rückführungen seien derzeit in Planung.
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In Gladbeck leben aktuell 173 Asylbewerber
Die meisten Menschen mussten 2021 in die Türkei zurückkehren, aber auch Albanien, Pakistan, Russland, Kosovo, Ghana und Georgien waren Zielländer. 2019 stand auch Spanien auf der Liste der Länder. Dorthin wurde ein Straftäter abgeschoben. „Wenn die Strafe hoch genug ist, verliert der Betroffene das Freizügigkeitsrecht“, erklärt Doris Foerster. Auch 2021 waren drei Straftäter unter den abgeschobenen Menschen, deren Aufenthaltsrecht aufgrund ihrer Taten widerrufen wurde. Einige Menschen reisten freiwillig aus. 2021 waren es acht, 2020 drei und 2019 insgesamt 15 Menschen.
Es gibt eine Nachtruhe-Verordnung
Nachts dürfen übrigens keine Menschen aus ihren Wohnungen geholt werden, um diese abzuschieben. „Es gibt eine Nachtruhe-Verordnung. Im Sommer dürfen wir erst ab 5 Uhr in die Wohnungen, im Winter ab 6 Uhr“, erklärt Doris Foerster, Abteilungsleiterin Integration und Ausländerwesen im Amt für Integration.Allerdings habe die Stadtverwaltung keinen Einfluss auf die zugewiesenen Flugzeiten. „Die Menschen müssen schließlich mindestens zwei Stunden vor Abflug am Flughafen sein“, so Sozialdezernent Rainer Weichelt. Mittlerweile werde jedoch bei den Flugbuchungen auf die Nachtruhe-Verordnung geachtet.
Aktuell leben in Gladbeck 173 Asylbewerber. „Wir erfüllen die Quote zu 102,64 Prozent“, so Sozialdezernent Rainer Weichelt. Dennoch sei das die geringste Quote seit sieben Jahren. Die Erklärung: „Wegen Corona kommen derzeit weniger Menschen.“ Ausgenommen sind Menschen, die derzeit aus der Ukraine auch nach Gladbeck kommen.
Es gibt einige Gründe, die eine Abschiebung verhindern
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208 Menschen, die derzeit in Gladbeck leben, haben einen Duldungsstatus. 100 von ihnen müssen abgeschoben werden. „Sie sind entweder abgelehnte Asylbewerber oder Straftäter“, so Foerster. Es ist Aufgabe der Stadtverwaltung, diese Menschen abzuschieben. Es gibt jedoch auch Gründe, die eine Abschiebung verhindern. Dazu zählen ungeklärte Identitäten, laufende Klagen gegen die Abschiebungen oder gesundheitliche Gründe.
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Probleme bei Abschiebungen gebe es immer wieder. Auch im vergangenen Jahr wollte ein Mensch sich bei der Verkündigung der anstehenden Abschiebung in einem Dienstzimmer des Rathauses selbst verletzen. „Das ist für diejenigen Menschen, die sich selbst verletzen wollen, nicht leicht, aber auch für die Mitarbeiter eine mehr als unangenehme Situation“, sagt Weichelt.
Oftmals müssten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ausländerbehörde von der Polizei zum Personenschutz begleitet werden. Etwa dann, wenn ein Mensch abgeschoben werden soll, der gerade aus der Haft entlassen wurde. „Da müssen wir uns schützen, denn wir wissen, dass das in der Regel nicht unbedingt die Nettesten sind“, so Foerster. Die Reaktion der Betroffenen sei aber nur schwer vorauszusehen. „Es handelt sich schließlich um eine Zwangsmaßnahme. Da sind schon Menschen ausgerastet, von denen wir das nicht erwartet hätten.“ Sozialdezernent Rainer Weichelt ist dabei ein Aspekt wichtig: „Es ist eine harte Arbeit, die wir versuchen, mit Menschlichkeit durchzusetzen.“