Gladbeck. In der Neubausiedlung des Bauträgers Wilma auf dem Rosenhügel in Gladbeck läuft nicht alles rund. Häuslebauer klagen über Mängel und Zeitverzug.
Eigentlich standen die Zeichen bei der Planung des neuen Wohnquartiers auf dem ehemaligen Fußballplatz auf dem Rosenhügel in Gladbeck allesamt auf grün: Gute Lage, großes Interesse und ein Bauträger, der in Gladbeck kein Unbekannter ist und vielerorts schon erfolgreich Projekte umgesetzt hat. Dennoch läuft bei der Realisierung des Projekts an der Otto-Hue-Straße nicht alles so rund, wie gedacht. Das ergibt sich aus Beschwerden künftiger Hauseigentümer – das konstatiert aber auch die Bauträgerfirma Wilma Immobilien GmbH in Ratingen selbst, die auf Anfrage zugibt, dass ihre Kunden „zu Recht enttäuscht sind“.
Wilma habe, so Prokurist und Projektleiter Andreas Häcker, in allen drei Bauphasen seit 2019 zu kämpfen mit Ausfällen bei beteiligten Bau- und Handwerkerfirmen durch Corona, aber auch durch Insolvenzen zweier Firmen. „Das musste alles irgendwie aufgefangen werden“, so Wilma-Prokurist Häcker, der zugibt, dass vieles „zeitlich aus dem Rahmen gefallen ist“. Unbestritten sei die Baustelle schlecht gelaufen. „Uns ist bewusst, dass unsere Kunden unglücklich und unzufrieden sind.“
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Wilma-Häuslebauer setzen auf die Zusage, dass das Flachdach komplett erneuert wird
Zuletzt gab es, bestätigt Häcker, auch Schwierigkeiten mit einer Dachdeckerfirma, weswegen künftige Bungalow-Eigentümer des 3. Bauabschnittes an der Otto-Hue-Straße hart ins Gericht mit Wilma gehen: Die mangelhaft ausgeführten Dachdeckerarbeiten am Flachdach ihrer Bungalows führten zu feuchten Innenwänden, verschmutzten Fassaden, teils sogar zu Wasser in den Innenräumen. „Manch einer brachte schon bei starkem Regen zehn Eimer Wasser am Tag aus dem Haus“, berichtet Kevin Rybaczyk, einer der künftigen Hausbesitzer, beim Treffen vor Ort mit der WAZ.
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Häcker betont, dass der Dachdecker ausgetauscht wurde und die Fehler behoben werden. Das sei in Vorbereitung. „Sobald wir Klarheit haben, werden die Kunden informiert.“ Einige der künftigen Anwohner berichteten der WAZ, dass sie in den letzten Tagen zumindest mündlich die Zusage erhalten hätten, dass die Dacharbeiten komplett bis auf den Beton erneuert würden. „Schließlich“, so Rybaczyk, „wurde bereits feuchtes Dämmmaterial eingebaut.“
Die offenbar mangelhaften Dachdeckerarbeiten sind aber wohl nicht das erste Problem auf der Baustelle. Auch Eigentümer der vorangegangenen Bauabschnitte klagen über mangelhafte Bauausführungen, vertauschte Pläne beim Innenausbau, vergessene Sonderwünsche und letztlich über Zeitverzögerungen, die manch Bauherren vor Probleme stellten und stellen. „Auch Wasserschäden übers Dach gab es schon im 1. Bauabschnitt, fast alle hatten die, diese Problematik musste bekannt gewesen sein“, berichtet Joel Ufer, der mit seiner Familie im Dezember 2020 als einer der ersten ins neue Quartier zog und darüber klagt, dass „bis heute“ Restarbeiten nicht ausgeführt und auch benannte Mängel nicht beseitigt wurden.
Bauherren klagen über mangelnde Kommunikation des Bauträgers Wilma
Was die Eigentümer zusätzlich auf die Palme bringt: „Statt sich um den Schaden zu kümmern, wird beschwichtigt und werden wir zu Endabnahme gedrängt“, so Max Baumeister, der wie sein künftiger Nachbar Kevin Rybaczyk eine äußerst schlechte Kommunikation des Ratinger Bauträgers Wilma beklagt. Auf sämtliche Anfragen, Briefwechsel und sogar Schreiben von Rechtsanwälten habe Wilma nicht reagiert. „Wir hängen in der Luft.“ Das bestreitet Prokurist Häcker: „Wir haben immer alles sehr deutlich kommuniziert.“ Briefe seien beantwortet worden, wenn auch nicht von den Geschäftsführern persönlich. „Der Schriftwechsel ist vorhanden.“
Belastend für die Häuslebauer sei auch die schleppende Bauausführung, berichtet Rybaczyk. So hätte er im Juli 2020 den Vertrag mit Wilma unterschrieben, im Juni ‘21 sollte das Haus übergeben werden, „da wurde aber erst der Keller ausgehoben“. Im Oktober habe der Rohbau gestanden. „Das Haus ist jetzt noch nicht fertig, es sieht im März ‘22 noch so aus wie Ende des vergangenen Jahres.“ Längst zahle ihm Wilma eine Vertragsstrafe – wie anderen Wilma-Kunden auch, wie Häcker bestätigt. „Dort, wo es zeitliche Verzögerungen gibt.“ Dennoch sei das für manche, so Rybaczyk, ein Dilemma, „da man nicht unendlich seine längst gekündigte Wohnung weiter nutzen kann“.
Planung seit 2017
Seit 2017 wurde an dem Wohnquartier auf dem einstigen Fußballplatz geplant, Baustart war Anfang 2020. Auf dem rund 20.000 Quadratmeter großen Gelände, auf dem Wilma ein Mehrgenerationenprojekt mit drei Mehrfamilienhäusern, Doppelhäusern und Bungalows realisiert – entstehen insgesamt 70 Wohneinheiten.Schon bei der Baufeldvorbereitung gab es das erste Problem: Ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg musste im Juni 2019 geborgen werden. Ende 2019 gab es Proteste der benachbarten Kleingärtner, die sich über Schwierigkeiten bei der Erschließung des Geländes beschwerten.