Recklinghausen/Gladbeck. Bis zu 15 Wochen Wartezeit auf Handwerker sollte einkalkulieren, wer aktuell ans Renovieren denkt. Lieferengpässe treiben Preise in die Höhe.
Wer größere Sanierungs- oder Renovierungsmaßnahmen in seinem Haus plant, sollte das mit großem zeitlichen Vorlauf mit seinen Handwerksunternehmen besprechen. Denn Maler und Lackierer, Klempner, Elektrotechniker, Tischler oder Fliesenleger sind mit Aufträgen mehr als eingedeckt.
Wer einen Handwerker aus dem Ausbaugewerbe benötigt, muss im Durchschnitt 11,5 Wochen warten, bis er an der Reihe ist. Bei Maurern, Zimmerern oder Dachdeckern sind es sogar mehr als 15 Wochen. Diese Werte hat die Handwerkskammer Münster (HWK), die auch für den Kreis Recklinghausen und somit auch für Gladbeck zuständig ist, im Zusammenhang mit ihrer Herbst-Konjunkturumfrage ermittelt. „Dringende Reparaturarbeiten werden von den Betrieben allerdings auch kurzfristig abgewickelt“, beruhigt Handwerkspräsident Hans Hund die Verbraucher.
Lieferengpässe – Holz, Kunststoffe und Metalle fehlen
Im Moment kommt alles zusammen. Lieferengpässe, von denen 93 Prozent der knapp 500 Umfrageteilnehmer berichten, führen dazu, dass auf dem Bau und im Ausbau Holz, Kunststoffe, Elektronikkomponenten und Metalle fehlen. „Es können unentbehrliche Kleinteile sein, die die Realisierung eines Großprojekts unmöglich machen“, gibt HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Banasiewicz zu bedenken.
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Zahlreiche Betriebe könnten eine größere Zahl an Aufträgen annehmen, wenn sie personell besser ausgestattet wären. Der Konkurrenzkampf um die besten Fachkräfte wird häufig über den Gehaltszettel entschieden. Materialengpässe und Lohnentwicklung zusammen genommen werden die Preise nach Einschätzung der Handwerkskammer deutlich steigen lassen. Präsident Hund: „Ich habe keine große Hoffnung, dass sich die Situation in den nächsten Jahren verbessert.“
Das Handwerk spürt einen konjunkturellen Aufschwung
Das Handwerk spürt nach Angaben der Kammer einen konjunkturellen Aufschwung. Rückschläge durch die Pandemie seien in den vergangenen sechs Monaten teilweise wieder aufgefangen worden. Die Lage sei aber noch deutlich vom Boom vor Corona entfernt.
Impfpflicht wäre wünschenswert
Damit die Corona-Pandemie die Wirtschaft nicht noch härter trifft, befürwortet die Handwerkskammer nach eigenen Angaben die 3G-Regel am Arbeitsplatz. „Homeoffice ist im Handwerk nur sehr begrenzt machbar“, betont HWK-Präsident Hund und appelliert an die ungeimpften Beschäftigten, sich jetzt immunisieren zu lassen.Hund: „Eine von der Politik entschiedene Impfpflicht fände unsere konstruktive Mitwirkung.“ Weitere Informationen auf www.hwk-muenster.de.
Die jüngste Konjunkturumfrage bestätigt auch für den Kreis Recklinghausen mit seinen 6041 registrierten Handwerksbetrieben, 33.740 Mitarbeitern und 4,3 Milliarden Euro Jahresumsatz einen positiven Trend. 50 Prozent der Betriebe melden eine „gute“ Geschäftslage, 15,2 Prozent empfinden ihre Situation als „schlecht“ und 34,8 Prozent als „befriedigend“. Dieses Ergebnis ist deutlich besser als bei der Frühjahrsumfrage, als die Negativ-Bewertungen (38,5 Prozent) die Positiv-Einschätzungen (29,8 Prozent) übertrafen, und entspricht ungefähr dem Bild für den gesamten Kammerbezirk, zu dem das Münsterland und die Emscher-Lippe-Region zählen.
Auf den Winter blicken die befragten Betriebe allerdings eher mit Skepsis. Lieferengpässe und die hohen Infektionszahlen sorgen nach Angaben der Handwerkskammer für Unsicherheit. Im Kreis Recklinghausen glauben deshalb nur 14,5 Prozent der Handwerksunternehmen, dass sich ihre Geschäftslage verbessern wird, 18,8 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung. Dass sie sich von Mitarbeitern trennen müssen, glauben allerdings nur 2,9 Prozent der Betriebe. „Nach Möglichkeit wird die Belegschaft gehalten, damit die Betriebe einsatzfähig bleiben“, erläutert Hauptgeschäftsführer Banasiewicz. „Außerdem wissen alle: Fachkräfte sind nur schwer zu bekommen.“
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