Gladbeck. Vera Bücker vom ADFC fragte einige Landtagskandidaten: Setzen Sie sich für mehr Tempo beim RSMR in Gladbeck ein? Die Antworten enttäuschten.
Vera Bücker redet nicht drumherum und sagt: „Keiner der Landtagskandidaten, die ich angeschrieben habe, hat die Radvorrangtrasse in unserer Stadt auf dem Schirm.“ Ernüchtert zieht die Sprecherin des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) aus den Antworten der Politiker den Schluss: „Sie fühlen sich für Gladbeck nicht zuständig.“
Dabei hätte ihre Anfrage den Parteien doch geradezu Anschub für den Landtagswahlkampf geben können, wundert sich Bücker. Denn es geht um die viel beschworene Verkehrswende, konkret um den Radschnellweg Mittleres Ruhrgebiet und die Radvorrangroute auf Gladbecker Boden. „Seit vielen Jahren ist der RSMR geplant, aber er kommt nur sehr langsam voran.“ Diese Situation sei sehr unbefriedigend, mit Blick auf Klima- und Energiekrise „sollte die Verkehrswende mit der Förderung des Radverkehrs massiv beschleunigt werden“.
Vera Bücker vom ADFC Gladbeck fragte nach konkreten Plänen
Ob und wie Parteien bei dem Projekt Tempo machen werden, wollte Bücker von Thomas Göddertz (SPD), Anette Bunse (CDU), Joachim Gutsche (Grüne) und Günter Blocks (Linke) erfahren: „Sie treten ja für Teile von Bottrop und Gladbeck bei der Landtagswahl an.“ Aber: „Man merkt, dass das alles Bottroper sind. Keiner hat sich über das Gladbecker Stück ausgelassen, noch nicht einmal in einem Halbsatz.“
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Die Rückmeldungen sind ausweichend. Für Göddertz antwortete dessen wissenschaftlicher Mitarbeiter Matthias Vogt zwar ausführlich, aber allgemein und auf Bottrop bezogen, kritisiert Bücker. „Teilweise ist es eine Zusammenfassung des Sachstands. Was will Göddertz machen? Dazu sagt er nichts“, so die ADFC-Sprecherin.
In der Antwort heißt es: „Der Bottroper Süden fällt unter die Zuständigkeit des Landesbetriebs Straßen.NRW und somit dem zur Zeit CDU-geführten Verkehrsministerium, was unsere Einflussnahme sehr einschränkt.“ Neben Zuständigkeiten geht’s um „massiven Mangel an Bauingenieuren“. Vogt: „Das Projekt wird (...) grundsätzlich befürwortet, ist lediglich nicht in einem Zug realisierbar.“
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Für die Strecke von der Bottroper Innenstadt bis zur Gladbecker Stadtgrenze beziehe die SPD Position, die da heißt: Statt des Umbaus der Gladbecker Straße zum Radschnellweg sollen Alternativrouten, beispielsweise über Seitenstraßen, her. Bücker: „Die SPD redet über den alten RSMR, der eigentlich gestorben ist, konkret läuft das Thema Vorrangroute.“
Diese Strecke fungiert als Ergänzung zum besagten Schnellweg über die ehemalige Hafenbahntrasse. Gladbecks Stadtsprecher David Hennig stellt klar: „Die Radvorrangroute Bottrop – Gladbeck ist explizit kein Radschnellweg, für den die Zuständigkeit beim Land liegt. Radvorrangrouten sind aber kommunale Wegeverbindungen.“ Auch auf diese zusätzliche Trasse geht die SPD nicht ein.
Die CDU-Kandidatin Bunse kurvte wie Göddertz um konkrete Aussagen herum. Bücker erhielt eine Auflistung, wie viel die schwarz-gelbe Regierung in Düsseldorf für die Drahtesel-Klientel ausgegeben hat, einen Verweis auf das Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz sowie die Versicherung der Christdemokratin, „sich weiterhin für pragmatische Lösungen“ einsetzen zu wollen. Und das Eingeständnis: „Bei Planung, Genehmigung und Bau müssen wir in der Tat schneller werden.“
Gutsche (Grüne) beteuerte zwar seinen Einsatz für „eine schnellstmögliche Planung und den Bau eines tatsächlichen Radschnellwegs zwischen Gladbeck, Bottrop und Essen“, sieht die Vorrangroute „als Ersatz“ für den Schnellweg jedoch kritisch. Sie lenke von der eigentlichen Aufgabe, „der Schaffung eines ordentlichen Radwegs an der Gladbecker Straße“ ab. Aber die Grünen „machen sich stark für eine deutlich verbesserte Personalausstattung“ in den Fachbereichen beim Landesbetrieb Straßen.NRW und in Kommunen.
Günter Blocks, Kreisvorsitzender der Linken aus Bottrop, teilte mit, „dass ein sozial-ökologischer Umbau vor allem auch den massiven Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs und des (Alltags-!) Radverkehrs erfordert.“ Deshalb müsse der RSMR vorankommen. Der Linke meint: „Zu viele Köche verderben den Brei!“ Daher sollte die Realisierung wichtiger Radwegestrecken zentralisiert werden. Außerdem müsste Geld vom Straßenbau zu Radverkehr und ÖPNV umgeschichtet werden. Nicht ein Wort über Pläne für Gladbeck...
Förderantrag in Arbeit
Aus dem Gladbecker Rathaus sind keine Fortschritte zu vermelden. Nach wie vor sagt Stadtsprecher David Hennig: „Aktuell arbeitet die Stadtverwaltung an der Vorbereitung der Förderantragsstellung. Dazu zählen wesentliche Faktoren wie ein Freischnitt und die Vermessung der Trasse, sowie die Vorbereitung des Grunderwerbs vom aktuellen Eigentümer.“Die Stadt Gladbeck stehe im intensiven Austausch mit der Stadt Bottrop bezüglich möglicher Querschnitte der Trasse. Als Ziele seien gesteckt: eine möglichst kontinuierliche Führung und ein hoher Standard, vergleichbar mit dem des Radschnellwegs.
Bücker: „Keiner hat konkret gesagt, wie er sich einsetzen will.“ Der Verein sei enttäuscht ob der „dürftigen, allgemeinen“ Kandidaten-Aussagen. Eine Möglichkeit der Einflussnahme könnte beispielsweise eine zugesagte Unterstützung des Förderantrags für die Radvorrangroute sein. Die Expertin argwöhnt, dass es sich bei bisherigen Aussagen zur Zukunft des Radverkehrs nur um Sprechblasen handele. Und: „Gladbeck haben die Kandidaten überhaupt nicht im Blick. Aus den Antworten spricht Desinteresse!“