Gladbeck. Corona hat den Kreis Recklinghausen 3200 Minijobs gekostet. Primär in der Gastronomie. Die NGG sieht die geplanten 520-Euro-Jobs stark gefährdet.
In der Corona-Pandemie ist die Zahl der Minijobs in Gladbeck und im Kreis Recklinghausen deutlich zurückgegangen. Das teilt die Gewerkschaft „Nahrung-Genuss-Gaststätten“ (NGG) unter Berufung auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit mit. Mitte vergangenen Jahres habe es im Kreis nur noch rund 49.200 Stellen auf 450-Euro-Basis geben – 3200 weniger als zwei Jahre zuvor.
Besonders die Gastronomie sei stark davon betroffen. Im selben Zeitraum gingen hier rund 1100 Minijobs verloren – ein Einbruch von satten 17 Prozent. Die NGG warnt davor, dass die geplanten 520-Euro-Jobs nicht mehr krisensicher sind.
Kreis Recklinghausen: „450-Euro-Kräfte zählen zu den Hauptverlierern der Pandemie“
Von der Küchenhilfe bis zur Bäckerei-Verkäuferin: Viele Minijobber würden durch Corona in ständiger Angst leben, gekündigt zu werden. Dabei hätten sie weder Anspruch auf das Arbeitslosen- noch auf das Kurzarbeitergeld. „450-Euro-Kräfte zählen zu den Hauptverlierern der Pandemie“, kritisiert Martin Mura, Geschäftsführer der NGG-Region Ruhrgebiet und warnt davor, dass künftig noch mehr Menschen in solche unsicheren Jobs abrutschen könnten.
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„Wenn die Bundesregierung die Verdienstgrenze bei den Minijobs anhebt, dann dürfte das viele reguläre Arbeitsplätze verdrängen“, so Mura. „Für die Betroffenen, zu einem Großteil Frauen, wird das zur Karrierefalle. Und spätestens im Alter ist Armut vorprogrammiert.“
NGG: Geplante 520-Euro-Jobs nicht krisensicher
Die Ampel-Koalition plant, den Mindestlohn für Minijobs von 450 Euro auf 520 Euro anzuheben. Arbeitslosenversichert seien Minijobber dadurch aber nach wie vor nicht. Das kritisiert die Gewerkschaft scharf: „Die Politik baut prekäre und krisenanfällige Stellen weiter aus, statt sie einzudämmen“, sagt Mura. Dabei schrieben SPD, Grüne und FDP im Koalitionsvertrag, dass es verhindert werden müsse, dass „Minijobs als Ersatz für reguläre Arbeitsverhältnisse missbraucht oder zur Teilzeitfalle werden“.
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Deshalb ruft die Gewerkschaft die Ampel-Koalition dazu auf, sich an dieses Versprechen zu halten. Für Minijobs müsse bereits ab dem ersten Euro die Sozialversicherungspflicht gelten. Erst wenn Sozialabgaben, Kranken-, Pflege- und Rentenversicherungsbeiträge gezahlt würden, könnten Beschäftigte wirksam geschützt werden. Nach Einschätzung der NGG würde die Abschaffung der Sonderregelungen für Minijobs sogar dabei helfen, den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Im Kreis Recklinghausen klagen vor allem Hoteliers und Wirte, kein Personal mehr zu finden.