Gladbeck. Frauen aus Gladbeck sollen rund sieben Prozent weniger verdienen als Männer. Corona habe die Lage verschärft, könnte aber auch Chancen bergen.

Im Kreis Recklinghausen - somit auch in Gladbeck - sollen Frauen im Durchschnitt sieben Prozent weniger Lohn erhalten als Männer. Darauf weist die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Region Ruhrgebiet zum internationalen Frauentag am 8. März hin.

Die Corona-Pandemie soll die Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern nun verschärft haben, könnte jedoch langfristig gesehen auch eine Chance für mehr Gleichberechtigung sein. NGG-Geschäftsführer Martin Mura stellt klare Forderungen an die Unternehmen in der Region und die Politik.

Gladbeck: Große Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen

In vielen Betrieben in Gladbeck und Co. gäbe es nach wie vor einen großen „Gender Pay Gap“ (auf Deutsch Lohngefälle). Während der mittlere Vollzeit-Verdienst von Männern bei 3.249 Euro pro Monat läge, kämen Frauen lediglich auf 3.035 Euro, so die NGG-Region Ruhrgebiet unter Berufung auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. Bäckereifachverkäuferinnen würden in NRW bei Vollzeit sogar rund 400 Euro weniger verdienen als Bäcker, obwohl beide eine dreijährige Ausbildung und gleich hohe Arbeitsanforderungen hätten.

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Das könne nicht sein, kritisiert Geschäftsführer Martin Mura und ruft die Unternehmen in der Region dazu auf, „gleichen Lohn für gleiche Arbeit“ zu zahlen. Gerade mit Blick auf den Fachkräftemangel im Lebensmittel- und Gastgewerbe sollte man alles daransetzen, Frauen durch attraktive Arbeitsbedingungen zu gewinnen. Auch das Steuersystem biete Frauen, deren Partner ein gutes Einkommen haben, kaum Anreize, selbst beruflich durchzustarten. Durch hohe Abzüge in der Steuerklasse V blieben viele Frauen doch lieber zuhause. Hier müsse die Bundesregierung eine Reform anpacken.

Corona verschärft die Lage und birgt zeitgleich Chancen

Durch die Corona-Pandemie hätten sich nun wieder alte Rollenbilder verfestigt. „In Zeiten von Lockdowns und Schulschließungen mussten gerade die Frauen beruflich zurückstecken und sich um Kinder und Haushalt kümmern“, erklärt Mura. In Branchen wie dem Gastgewerbe habe die Krise Frauen zudem besonders stark getroffen – etwa, weil sie überdurchschnittlich oft in Minijobs arbeiteten. Diese Stellen seien nach zwei Jahren Pandemie in großem Stil abgebaut worden. Die Betroffenen stünden nach dem Job-Verlust ohne Arbeitslosenversicherung da und hätten auch keinen Anspruch auf das Kurzarbeitergeld.

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Nach Einschätzung der NGG könnte die Pandemie jedoch langfristig auch eine Chance für mehr Gleichberechtigung sein und zu einem Umdenken beitragen: „Viele Männer haben in den letzten zwei Jahren erstmals richtig erfahren, welche Arbeit Kinderbetreuung und Haushalt machen – aber auch, wie wichtig ihre Unterstützung zuhause ist“, sagt Mura.