Gladbeck. Die Fertigstellung der Orgel in der Christuskirche Gladbeck verzögert sich. Gründe für Probleme sind die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg.
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Längst schon sollte die renovierte Orgel in der Christuskirche öffentlich ihren großen Tag haben, mit frischem Klang die Öffentlichkeit entzücken. Doch: Die Königin der Musikinstrumente schweigt still. Das Einweihungskonzert ist bis zum August verschoben. Die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben Auswirkungen bis zum evangelischen Gotteshaus in Gladbeck.
Michael Oddei, in dessen Händen unter anderem die Verantwortung für Orgelspiel und Chorarbeit in der Christuskirche liegen, sagt: „Geplant war das Konzert auf der renovierten Orgel für den 21./22. Mai, aber wir haben große Materialprobleme.“ Ein Grund, aus dem die Arbeiten an der Orgel v bislang noch nicht abgeschlossen werden konnten. So seien wertvolle Hölzer, zum Beispiel Rotbuche aus Russland, kaum zu bekommen. Der 65-Jährige: „Man kann nicht mal eben einfach in den Baumarkt gehen und sich etwas Holz holen.“
Manche Elemente für die Orgel in der Gladbecker Christuskirche sind kaum zu bekommen
Aber die Beschaffungsschwierigkeiten drehen sich nicht nur um natürliche Materialien. Einige Elemente, die früher mechanisch funktionierten, seien mittlerweile auf elektronisch umgestellt. „Diese Zusatzteile sind ein großes Problem“, betont Oddei. Wegen der „schwer gestörten“, oder gar zerstörten Lieferketten in Folge der Corona-Pandemie gebe es deutliche Verspätungen – wenn die Elemente denn überhaupt noch verfügbar sind. Der Fachmann nennt ein Beispiel: „Unsere Beschallungsanlage läuft noch hochprovisorisch.“
Michael Oddei berichtet zudem über eine weitere Erschwernis, mit der er sich arrangieren muss: „Zwei der größten Spezialfirmen für Tasteninstrumente europaweit sind pleite gegangen. Dort konnte man Leder, Filz und Verdichtungen beziehen.“ Sicher, auf dem Markt gebe es „einige sehr, sehr schöne kleine Anbieter“. Aber: „Sie haben einen enormen Andrang und sind auf den Ansturm der Kundschaft nicht ausgelegt.“
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Doch der Kirchenmusiker zeigt sich zuversichtlich, dass sich die Schwierigkeiten bis zum neu festgelegten Konzerttermin in den Griff bekommen lassen. Denn bis dahin dauert es noch ein ganzes Weilchen. Musik-Begeisterte sollen am 14. August die gesamte Klangfülle der Orgel in der Christuskirche genießen – und bewundern – dürfen. Eines hat sich Michael Oddei, der sich an die Tasten setzen wird, nämlich vorgenommen: Er will alle Register ziehen, um die Stärken des Instruments strahlen zu lassen. Mit welchen Kompositionen er Gehörgänge und Herzen erreichen will, steht noch nicht fest. Aber er liebäugelt bereits mit einigen Stücken. Klar, in einem Gotteshaus ein Orgelkonzert ohne ein Werk aus der Feder von Johann Sebastian Bach – das wäre wie ein Sommer ohne Sonne. Ergo hat der Tonschöpfer und Virtuose seinen festen Platz in Oddeis Programm.
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Der Gladbecker – „ich bin sogar in der Christuskirche getauft worden“ – möchte jedoch auch die Möglichkeiten der Orgel für moderne Beiträge präsentieren. Er denkt beispielsweise an Musik aus dem Science-Fiction-Film „Interstellar“. Oddei erläutert: „Geschrieben wurde sie von Hans Zimmer, der mit Oscars ausgezeichnet wurde.“ Ein Fragezeichen muss der 65-Jährige hinter diesen Programmpunkt setzen: „Ich kann noch nicht versprechen, dass ich diese Musik spiele, ich verhandle noch über die Rechte.“ Ebenfalls in der Schwebe befinden sich noch die Uhrzeit zum Konzertbeginn und etwaige Solisten.
Bei der Neuterminierung der klangvollen Orgel-Vorstellung spielten auch die anstehenden Sommerferien eine Rolle. Oddei meint: „Jetzt, so kurz vorher stehen jede Menge Veranstaltungen an. Und in den Ferien sind viele Menschen verreist.“