Gladbeck. Burkhard Klimke hat die „Königin der Musikinstrumente“ im evangelischen Gotteshaus an der Söllerstraße saniert. Vier Wochen dauerte diese Arbeit.
Reichlich verstaubt war die Kirchenorgel in St. Stephani Zweckel. Ergo klang die „Königin der Musikinstrumente“ bisweilen in Kennerohren etwas verschnupft. Doch Orgelbauer Burkhard Klimke hat ihr wieder die reinen Flötentöne – und was da sonst noch so in den insgesamt 906 Pfeifen steckt – beigebracht. Die Sanierung kostete vier Wochen akribische Arbeit und 13.000 Euro brutto.
Die schlichte Kirchenorgel aus der Werkstatt Steinmann wurde im Jahre 1958 gebaut
Die Kirchenorgel in dem evangelischen Gotteshaus an der Söllerstraße, so der Fachmann aus Kirchhellen, ist „verhältnismäßig klein“. Aber das sei in dem überschaubaren Gebäude nicht verwunderlich. Der 62-Jährige erklärt: „Bei einem Klavier sind Maße genormt. Aber eine Kirchenorgel wird individuell nach den räumlichen Gegebenheiten gebaut.“ Das Exemplar in Zweckel stammt aus der Werkstatt Gustav Steinmann in Vlotho. Anno 1958 gab die „klingende Stephani“ die ersten Töne von sich: also eine Vertreterin der jüngeren Generation.
Schon optisch nicht vergleichbar mit den imposanten Vorgängerinnen der Vergangenheit. Bescheiden wirkt das hiesige Steinmann-Instrument, „aber es ist gut gefertigt“. Klimke erzählt: „13 Jahre nach Kriegsende war Qualität gefragt. Diese Orgel ist Massivholz durch und durch, kein Kunststoff oder Sperrholz.“ Sicher, schlicht wirkt sie, vor allem, wenn man imposante altehrwürdige gold- und figurverzierte Meisterstücke anschaut. Doch, so betont Klimke: „Die Mode verändert sich auch bei Kirchenorgeln. Sie werden nach dem Zeitgeschmack gestaltet.“
Eiche, Fichte und Mahagoni verarbeitete Steinmann für St. Stephani. „Sie hat zwei Manuale plus Pedal und 14 Register“, so der Kirchhellener. Er erläutert: „Pro Manual habe ich 54 Tasten.“
Wie ein Auto muss auch eine Kirchenorgel regelmäßig gewartet werden
Wie ein Auto regelmäßig zur Inspektion müsse, damit es wie am Schnürchen und zuverlässig läuft, werde auch eine Kirchenorgel gewartet – und zwar alle zwölf bis 15 Jahre. Und das aus gutem Grund: Über die Jahre verstaube das Innere des Instruments. „Es sieht dann so aus, als wenn wir zu Hause jahrelang nicht gesaugt hätten“, zieht Klimke einen Vergleich.
Der Klang der „Königin der Musikinstrumente“ wird matt und dumpf
Schmutz hafte an Holz und Zinn. Die hörbare Konsequenz: „Der Klang ist matt und dumpf. Kein Register klingt so, wie es ursprünglich sein sollte.“ Die Zweckeler „alte Dame“ habe sehr viele undichte Stellen, verschlissene Dichtungen.
Mit viel Fingerspitzengefühl machte sich Klimke ans Werk, baute das gesamte Innenleben aus. Er sagt: „Wer zur Orgel hinaufschaut, sieht 30 Zinnpfeifen, der gesamte Rest steckt dahinter.“ Die größte Pfeife misst in der Höhe 2,40 Meter, die „kleinste ist so dünn wie ein Bleistift“. Jede einzelne baute der Orgelbauer aus. Pfeifenmacher Heinz Schlueter ging ihm zeitweise zur Hand. „Wir haben ausgesaugt, mit Flaschenbürsten geputzt. Kleine Beulen und Macken mussten ausgerundet werden“, berichtet Klimke. Die komplizierte Mechanik kontrollierte der Experte auf ihre Funktionstüchtigkeit. Als er alles wieder ins Lot gebracht hatte, baute er Pfeife für Pfeife wieder ein.
Der Intonateur stimmt die Pfeifen aufeinander ab
Klimke: „Danach habe ich mir jede einzelne angehört: Gibt es hässliche Nebengeräusche? Ist eine zu laut? Ich stimme sie dann aufeinander ab.“ Intonation nenne der Fachmann diesen Arbeitsschritt.
Burkhard Klimke übernimmt auch zukünftig die Wartung der Orgel in St. Stephani Zweckel. Einmal pro Jahr schaut und hört er in der evangelischen Kirche Zweckel genau hin. Die nächste Sanierung steht wieder in zwölf bis 15 Jahren an.