Gladbeck. . Ein besonderes Jubiläum steht mit Beginn des Septembers in Stadtmitte auf dem Programm. Michael Oddei ist seit 40 Jahren der Kirchenmusik treu.

Unterschiedlicher können Berufswünsche kaum sein: Musiker oder Eisenbahningenieur standen bei Michael Oddei zur Wahl, als er 1975 sein Abitur in der Tasche hatte. Statt zur technischen Universität nach Aachen zu gehen, entschied er sich für ein Studium an der Folkwang-Schule in Essen und machte die Musik zum Beruf.

Am 1. September kann der 58-Jährige auf 40 Jahre als Kirchenmusiker im Kirchenkreis Gladbeck-Bottrop-Dorsten blicken.

Schon als ganz kleiner Steppke begleitete er seinen Vater, einen Kontrabassisten, wenn der seinen Freund Heinz Küper, damals Kantor an der St. Lamberti-Kirche, bei Konzerten im Orchester unterstützte. „Mit Begeisterung habe ich bei den Proben und Aufführungen zugehört“, erinnert sich Oddei. Und, na klar, er wollte auch Musik machen. „Blockflöte fand ich doof. Das war was für Mädchen.“

Er ging noch nicht zur Schule, als er bei Heinz Küpper seine ersten Klavierstunden bekam, und als er mit zehn Jahren groß genug war, die Pedaltasten zu erreichen, kam Unterricht an der Orgel in der Lambertikirche dazu. Offensichtlich war er ein ausgezeichneter Schüler, denn schon zwei Jahre später spielte er bei einer geistlichen Abendmusik in der Lukaskirche Händels Orgelkonzert B-Dur mit Orchester, ein anspruchsvolles Werk. 1975 schaffte er nicht nur sein Abitur am Ratsgymnasium, sondern übernahm auch seine erste Organistenstelle an der Pauluskirche in Kirchhellen und bestand die Aufnahmeprüfung an der Folkwang-Schule. „Am Geburtstag meines Vaters. Das war sein schönstes Geschenk; denn er hat dort auch studiert.“

Die Mutter überredete ihn, fürs Lehramt zu studieren, der sicheren beruflichen Zukunft im Staatsdienst wegen. Sein Schuldienstexamen legte Michael Oddei zwar ab – wie alle anderen Prüfungen mit hervorragenden Ergebnissen –, Lehrer wollte aber trotzdem nicht werden. Stattdessen jobbte er an der Folkwangschule und setzte sein Studium fort – bis er 1984 sein Konzertexamen im Fach Orgelspiel in der Tasche hatte.

„Eine wunderschöne und aufregende Zeit“

Dazwischen lag „eine wunderschöne und aufregende Zeit“ mit Meisterkursen in Harlem, in Alkmaar und in der berühmten Oude Kerk in Amsterdam, mit siegreichen Wettbewerben gegen starke Konkurrenz auf nationaler und internationaler Ebene. Eine Karriere als Konzertmusiker bot sich ihm als eine Option, aber Michael Oddei ging einen anderen Weg, auch weil er zwischenzeitlich geheiratet hatte „und nicht ständig unterwegs sein wollte“. Günther Waleczek suchte einen Klavierlehrer für die städtische Musikschule, vorübergehend. Oddei unterrichtet dort noch heute.

Und er blieb der Kirchenmusik treu, wurde Kirchenmusiker zunächst an der Paulus-, dann an der Petruskirche, leitete zwei Chöre an der Lukaskirche, und als Klaus Geusen, der Kantor der Christuskirche, 2002 vorzeitig in den Ruhestand ging, wurde Michael Oddei, dem die Landeskirche zum silbernen Dienstjubiläum den Titel „Kantor“ verliehen hatte, dessen Nachfolger.

Seine zweite große Leidenschaft sind die Eisenbahnen

Oddei leitet die Kantorei, den Posaunenchor und das Kammerorchester. organisiert die Konzerte in der Christuskirche, arbeitet als Orgellehrer im Kirchenkreis, erteilt musiktheoretischen Unterricht zur Vorbereitung auf das Studium. Und wenn ihm dann noch Zeit bleibt, geht er liebend gern zu Hause in seinen Keller und bastelt weiter an seiner Modelleisenbahn. Denn auch wenn er sich vor 40 Jahren gegen das Ingenieurstudium und für die Musik entschieden hat – seine zweite große Leidenschaft sind die Eisenbahnen geblieben.