Gladbeck. Corona verändert auch den Arbeitsalltag von Referendaren. Zwei angehende Lehrerinnen an der Gesamtschule in Gladbeck schildern ihre Situation.
Mit den Schulschließungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie ändert sich nicht nur der Alltag der Schülerinnen und Schüler. Auch das Referendariat, der praktische Teil der Lehrerausbildung, kann nicht wie gewohnt stattfinden. Angehende Lehrerinnen und Lehrer stellt die aktuelle Situation vor neue Herausforderungen. Zwei Referendarinnen der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule berichten von ihrer Ausbildung unter Pandemiebedingung.
Anfang Februar haben die beiden Referendarinnen ihre ersten Klassen an der Gesamtschule in Gladbeck übernommen
Anfang Februar haben Ceyda Kapozooglu und Afra Garbija ihre ersten Kurse und Klassen übernommen. Statt nun aber vor einer Klasse zu stehen, stellen die angehenden Lehrerinnen Materialpakete zusammen oder halten Videokonferenzen. „Im Großen und Ganzen läuft es den Umständen entsprechend gut. Aber natürlich ist es schade, keinen richtigen Unterricht vor Ort machen zu können“, fasst Kapozooglu ihre Situation zusammen. Viele Methoden, die sie im Studium oder im begleitenden Seminar gelernt haben, können im Distanzunterricht nicht durchgeführt werden.
„Da muss man dann kreativ werden. Wie kann man Inhalte auf anderen Wegen vermitteln? In Chemie kann man zum Beispiel Experimente zuhause in der Küche durchführen“, zählt Kapozooglu verschiedene Möglichkeiten neben dem Nutzen von Lernplattformen auf. Mit ihrem Oberstufenkurs trifft sie sich wöchentlich in Videokonferenzen, um die Aufgaben und offene Fragen zu besprechen. „So kann man wenigstens etwas Kontakt zu den Schülern halten. Online- und Distanzunterricht sind aber nicht mit dem normalen Unterricht vergleichbar“, betont Kapozooglu.
Aufgabenstellungen müssen gut formuliert werden beim Distanzlernen
In den ersten Praxisstunden Unterrichtsersatz und Aufgaben für das Distanzlernen zu gestalten, sei schwieriger als gedacht, muss Referendarin Afra Garbija zugeben. „In Präsenz kann man auf Nachfragen direkt eingehen, jetzt überlegt man sich zum Beispiel die Formulierung von Aufgabenstellungen besonders gründlich. Gerade am Anfang dauert so eine Unterrichtsvorbereitung dann noch länger“, so Garbija. Die Referendarinnen sind sich einig: Eine Lehrerausbildung ohne direkten Schülerkontakt ist nicht vergleichbar mit einem normalen Referendariat.
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Und nicht nur der tägliche Unterricht, auch Prüfungen laufen jetzt anders ab. Statt in Unterrichtsbesuchen, in denen die Referendarinnen regelmäßig begutachtetwerden, mussten Kapozooglu und Garbija ihr Können zuletzt in simulierten Unterrichtsstunden beweisen. „Da stellt man dann nicht nur die Stunde inhaltlich und didaktisch vor, sondern auch, was die Schüler antworten könnten und wie man darauf reagiert“, erklärt Kapozooglu das Prinzip.
Auch die Referendarinnen wünschen sich den Präsenzunterricht zurück
Wie viele Schüler wünschen sich auch die Referendarinnen den Präsenzunterricht zurück. „Ich hoffe sehnlichst, dass wir bald zurück in die Schule gehen können“, so Garbija. Distanzlernen sei zur Vermittlung von Unterrichtsstoff in vielen Fällen zwar eine praktikable Maßnahme, ersetze aber in keinem Fall den Präsenzunterricht. „Ich habe mich ja bewusst für den Beruf entschieden, der von der Zusammenarbeit mit den Schülerinnen und Schülern lebt. Aus der Interaktion im Präsenzunterricht ergibt sich so viel, man kann auf Interessen und Stärken oder Schwächen der Schüler konkret und kurzfristig eingehen“, so die Referendarin.
Zumindest für den Moment sei aber Pragmatik gefragt: „An der Situation jetzt gerade kann man nicht viel ändern, wir machen das Beste daraus“, meint Kapozooglu. Afra Garbija sieht das genauso.