Gladbeck. Schulen profitieren von bisherigen Erfahrungen und sehen sich für diese Corona-Maßnahme gerüstet. Ein Betreuungsangebot wird gegeben.
Manch einer mag es befürchtet oder zumindest erwartet haben: In Nordrhein-Westfalen wird aufgrund der aktuellen Corona-Situation mit hohen Inzidenzzahlen - und daraus resultierenden verschärften Maßnahmen - der Präsenzunterricht an allen Schulformen ausgesetzt. Das teilte die Landesregierung am Mittwoch mit. Es soll ausschließlich spätestens ab 13. Januar Distanzunterricht erteilt werden. Was Fachleute und Betroffene in Gladbeck zu dieser Entscheidung sagen...
Der städtische Sozialdezernent Rainer Weichelt gibt zu: "Ich habe nicht damit gerechnet, dass es komplett für alle Jahrgangsstufen einschließlich der Grundschulen keinen Präsenzunterricht geben soll." Er habe Mischformen mit Varianten wie Hybridunterricht ins Kalkül gezogen. Doch Weichelt geht davon aus, dass die Schulen mit der jetzigen Situation "ganz gut klar kommen".
Gladbeck: Im Frühjahr 2020 sammelten Lehrkräfte, Schüler und Eltern Erfahrungen mit den digitalen Unterricht
Immerhin haben sie ja - im Gegensatz zur Lage im März/April 2020 - Erfahrungen mit digitalem Unterricht gesammelt. Lehrkräfte, Schüler und Eltern stehen also nicht vor gänzlich unbekannten Aufgaben. Und die digitale Ausstattung bekäme zum jetzigen Zeitpunkt bessere Noten als im zurückliegenden Frühjahr.
Als Sozialdezernent sagt Weichelt aber auch: "Wegen des Distanzunterrichts geraten sozial Schwächere ein wenig ins Hintertreffen. Ihnen gilt meine Sorge." Gleichzeitig spricht er den Appell aus, die großen sozialen Unterschiede im Blick zu behalten und sich methodisch-didaktisch darauf einzustellen. Er zeigt sich zuversichtlich, sei er doch von der Arbeit der Lehrkräfte in Gladbeck "sehr angetan".
Betreuungsangebote müssen vorgehalten werden
"Was jetzt vorgehalten werden muss, ist ein Betreuungsangebot", so Weichelt, "die Grundschulen in Gladbeck haben allesamt eine OGS. Dort übernehmen diese Kräfte die Betreuung." An Einrichtungen ohne Ganztagsangebot werden Lehrer zur Verfügung stehen.
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Wie am Riesener-Gymnasium. Leiterin Verena Wintjes: "Für die Notbetreuung stellen wir, wie beim vorigen Mal, Lehrer ab, zum Beispiel Klassenlehrer. Diese geben aber keinen Unterricht." Im März/April seien fünf, sechs Schüler in der Notbetreuung gewesen - meistens Kinder von Eltern, die einen systemrelevanten Beruf ausüben. Das Gros der Mütter und Väter habe dieses Angebot nicht genutzt. In den kommenden Tagen werde abgefragt, wer ab 11. Januar einen Betreuungsplatz benötige: "Bis Freitag haben wir verlässlich Zahlen."
Viele Gladbecker Eltern behielten ihre Kinder lieber zu Hause
Wintjes berichtet: "Wir haben vor Weihnachten Präsenzunterricht angeboten. Viele Eltern wollten ihre Kinder aber lieber zu Hause behalten." Von insgesamt 760 Riesener-Schützlingen seien insgesamt lediglich 120 ins Gymnasium gekommen.
Ein Übergang mit gestaffeltem Unterricht wäre wünschenswert
Cäcilia Nagel, Leiterin der Lamberti-Grundschule, findet es "in der jetzigen Situation absolut richtig", keinen Präsenzunterricht zu geben. Sie denkt aber auch schon an die Zeit nach den harten Corona-Maßnahmen. Nagel: "Ich erhoffe mir für die Phase der Lockerungen als Übergang einen gestaffelten Unterricht." Zeitlich entzerrter mit weniger Stunden und in geteilten Klassen - das schaffe Distanz untereinander und die Möglichkeit für Lehrkräfte und Kinder, sich von Angesicht zu Angesicht zu sehen.
Lehrerin und Mutter in einer Person: Das schafft Konflikte
"Zwischen zwei Stühlen" befindet sich Jacqueline Aydin. Sie ist Lehrerin am Berufskolleg Gladbeck und dreifache Mutter. Sie sagt: "Fakt ist, dass ich, um unterrichten zu können, meine Kinder betreuen lassen muss." Andererseits denke sie auch an ihre Schüler, die eigentlich "ganz gut aufgestellt sind". Dennoch gebe es offene Fragen, nicht nur organisatorischer Art: "Was ist zum Beispiel mit den Zeugnissen?"
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