Gladbeck. Die Gladbecker Politik fordert pragmatische Lösungen zur Impfung von Paaren und Gruppen auch vor Ort. Die WAZ hakte nach, was realistisch ist.

In der jüngsten Sitzung des „kleinen Rates“ der Stadt griff die Politik den Ärger, die Verzweiflung und Wut vieler betagter Gladbecker auf. Rund ein Viertel der 4800 berechtigen Bürger über 80 Jahren hat Stadt und Seniorenbeirat Probleme gemeldet, einen Termin im Impfzentrum des Kreises zu erhalten oder überhaupt die zentrale Einrichtung in Recklinghausen erreichen zu können. Einige Fragen und Forderungen der Politik wurden dazu im Hauptausschuss gestellt. Die WAZ hakte bei der zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) nach, was davon realistisch durchsetzbar ist – und was nicht.

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Widersprüchliches Buchungsverfahren: Vielen berechtigten Senioren ist es nicht oder nur mit großer Mühe gelungen, über die überlastete Telefonhotline (0800 116 117 02) oder über das komplexe Online-Prozedere (www.116117.de) einen Impftermin zu erhalten. Im Onlineverfahren wurden freie Termine aufgelistet, die beim Anklicken „Termin ist bereits gebucht“ anzeigten. Bei erneuten späteren Versuchen waren diese dann plötzlich buchbar. „Hier ist die Software nachgebessert worden“, sagt Vanessa Pudlo, Pressesprecherin der KVWL. „Jetzt werden nur noch die Termine angezeigt, die frei und buchbar sind.“ Freigegeben würde generell immer nur die Anzahl der Termine, für die die Impfstofflieferung laut Zusage des Zentrallagers NRW sichergestellt ist. Aktuell betreffe dies Termine für den Monat April. Die zur Anfangszeit stark überlastete Hotline soll jetzt auch besser zu erreichen sein.

Schwierigkeiten mit der Terminbuchung verwirrten einige Senioren

Probleme mit Warteschlangen: Diese habe es im Impfzentrum Recklinghausen auch gegeben, „weil Senioren bei der Anzeige ,Termin ist bereits gebucht’ angenommen hatten, sie hätten diesen gerade erhalten.“ Tatsächlich sei das ja nicht der Fall gewesen, so dass Senioren vergeblich angestanden und erst an der Anmeldestation erfahren hätten, „dass für sie noch gar kein Termin registriert ist“. Vanessa Pudlo bittet auch darum, „wirklich zeitscharf zum Impftermin vor Ort zu erscheinen und nicht schon eine halbe oder Stunde vorher da zu sein, da sich so Staus und Warteschlangen vermeiden lassen“.

Gemeinsame Termine für Ehepaare: Bei der Stadt wie auch in der WAZ-Redaktion meldeten sich betagte Ehepaare, die ihr Unverständnis äußerten, dass nicht ein gemeinsamer Impf-Termin sichergestellt werden könne. Dies sei ja auch eine Kostenfrage, ob man gemeinsam mit dem Taxi zum Impfzentrum fahren könne oder an verschiedenen Tagen dorthin müsse und so das Doppelte zahle. Gute Nachricht dazu: „Die für die Buchungssoftware zuständige KV Digital hat ein Update bis Ende Februar angekündigt, womit dann auch Paarbuchungen möglich sein sollen“, so Vanessa Pudlo. So lange müsse noch jeder Termin nacheinander gebucht werden, wobei man Glück haben könne, „dass in dem Zeitfenster noch zwei Termin frei sind“. Denn auch für das Impfzentrum des Kreises sei es so, dass je nach Kapazität und Anzahl der geöffneten Impfstraßen (maximal neun in RE) beispielsweise für 15 Uhr mehrere Termine vergeben würden. Ihr Tipp: „Wer aktuell größere Chancen als Paar haben möchte, sollte über die Hotline anrufen, da die Callcenter-Agenten geübt im Verfahren sind, so schneller via Computer buchen können, um zwei Termine zur selben Uhrzeit zu erwischen.“

Gladbecker „Gruppenreise“ durch das Impfzentrum ist nicht möglich

Fahrdienst mit Impfung im Block: Um betagten Bürgern mit Gehproblemen die Anreise zum Impfzentrum zu erleichtern, hat das Team Gladbeck (DRK, Seniorenberatung, Behindertenbeirat und Ehrenamtler) Fahrdienste mit DRK-Fahrzeugen organisiert. Pro Bulli können vier Personen Richtung Recklinghausen mitgenommen werden. Mehr als 300 Senioren haben sich schon für den Fahrdienst registriert. Problem bei der ‘Gruppernreise’, ihre gebuchten Impfzeiten pro Tag liegen oft auseinander. Der Idee, die aus Gladbeck ankommenden Gruppen im Block im Impfzentrum durchzuschleusen und zu versorgen, erteilt Vanessa Pudlo eine Absage. „Das wäre wünschenswert, ist so leider momentan aber nicht umzusetzen und mit dem Buchungsprogramm derzeit nicht möglich.“ Die Termine des Tages seien ja für bestimmte Uhrzeiten vergeben und die Impfkapazitäten sowie Wartezeiten darauf ausgerichtet.

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Termincode ist für die Anmeldung wichtig

Zur Corona-Schutzimpfung im zentralen Impfzentrum muss folgendes mitgebracht werden: Der Personalausweis, der Impfausweis (wenn vorhanden), die elektronische Gesundheitskarte der Krankenkasse und der Termincode (z.B. Ausdruck), der bei der Terminvergabe vergeben wird.

Im Impfzentrum gelten die Corona-Schutzbedingungen mit Maskenpflicht und Sicherheitsabständen. Wer das Anmeldung beschleunigen möchte, kann bereits über die Homepage des Kreises vorgeschriebene Formulare (Anamnese und Einwilligungsbogen) herunterladen, diese vorab daheim ausfüllen und zum Termin mitbringen.

Mobiles Impfzentrum in Gladbeck: Eine weitere Forderung der Bürger sowie der Gladbecker Politik ist eine Entzerrung und Erleichterung des Impfgeschehens, indem ein besser zu erreichendes mobiles Impfzentrum in Gladbeck für die berechtigten Senioren eingerichtet wird. Offenbar ohne Chancen auf Erfolg: Denn generell entscheide das Gesundheitsministerium darüber, „das sich letztlich ja auf die zentralen Impfzentren in Städten und Kreisen festgelegt hat“, sagt Vanessa Pudlo. Aber perspektivisch sei ja „die dezentrale Corona-Schutzimpfung in den Arztpraxen vor Ort vorgesehen“, die auch die KVWL begrüße. Dies sei aber wohl nur mit weniger empfindlichem Impfstoff realistisch durchführbar, wie zum Beispiel dem Vakzin von AstraZeneca. Wann die dezentralen Impfungen beginnen können, das hänge „von der Verfügbarkeit des Impfstoffes und den weiteren Vorstellungen des Gesundheitsministeriums ab“.