Gladbeck. In Gladbecker Reisebüros steht fest: In der Corona-Krise ist die Kundschaft mit Buchungen zurückhaltend. Welche Ziele sind trotzdem gefragt?

Endlich Tapetenwechsel! Wer träumt nicht davon in Zeiten von Lockdown und Beherbergungsverbot? Ostern steht bevor, und wäre alles „wie immer“, hätten wir vermutlich längst den Urlaub im Schnee, am oder auf dem Meer gebucht. Doch im Corona-Jahr läuft manches ganz anders. Die Touristikbranche kann ein Lied davon singen. „Ostern können wir vergessen“, so der allgemeine Tenor in den Reisebüros in Gladbeck.

Buchungen für die Osterferien gebe so gut wie gar nicht, heißt es auf Nachfrage. „Die bevorzugten Orte für den Osterurlaub sind seit Jahren Fernziele wie Ägypten oder Dubai“, sagt Lisa Gwisdalla, Büroleiterin im Reisestudio Gladbeck am Willy-Brandt-Platz. „Das findet im Augenblick gar nicht statt“, berichtet sie. Die Kunden scheuten die Unsicherheiten und den Aufwand, die momentan mit einer solchen Reise verbunden seien. Besser sieht es offenbar bei den Planungen für den Sommer- und Herbsturlaub aus – in der Hoffnung, dass bis dahin die Beschränkungen aufgehoben sein werden.

Gladbeck: Tourismuskauffrau rät zu frühzeitigen Buchungen

Außerdem machen die Veranstalter mit dem Flex-Tarif ein kundenfreundliches Angebot (s. Info-Box). Es gebe relativ viele Anfragen – „natürlich nicht zu vergleichen mit den Zahlen vor Corona“, schränkt Lisa Gwisdalla ein. Dabei beziehen sich die Reiseziele hauptsächlich auf europäische Länder, hat die Tourismuskauffrau festgestellt. Sie rät allerdings dazu, sich frühzeitig um Buchungen zu kümmern, „weil viele Hotels geschlossen haben oder mittlerweile insolvent sind, so dass die Kapazitäten vor Ort nicht immer in gewohntem Maße vorhanden sind. Es könnte knapp werden.“

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Ralf Böhm, Inhaber des gleichnamigen Reisebüros an der Feldhauser Straße, sieht das erste halbe Jahr 2021 in der Perspektive eher skeptisch, und er ist sich sicher: „Auf Vor-Corona-Niveau werden wir weder in diesem noch im nächsten Jahr kommen.“ Aber er setzt darauf, dass das Reisen „eines der liebsten Hobbys der Deutschen nach Auto waschen“ sei und blickt hoffnungsvoll auf den Sommer und Herbst. Hier habe es „vereinzelte Buchungen“ innerhalb Europas gegeben: „Wir müssen die Unsicherheit aus den Köpfen nehmen“, sagt Böhm.

Fachleute in Gladbecker Reisebüros setzen große Hoffnungen auf Corona-Impfungen

Große Hoffnung setzen er und seine Kolleginnen auf die Impfungen. Vor dem Hintergrund, dass jeder siebte Arbeitsplatz weltweit am Tourismus hänge, wie er weiß, sei er „verhalten optimistisch“ und sehe „ein Dämmerlicht am Ende des Tunnels.“

Umbuchung oder Stornierung

Viele Reiseanbieter bieten sogenannte Flex-Tarife an. Man sollte auf die konkreten Bedingungen dieser Tarife achten. Eine kostenlose Umbuchung oder Stornierung gilt oft bis 14 Tage vor Reisebeginn.

Gesetzlich ist der Reiseveranstalter zwar verpflichtet, spätestens innerhalb von 14 Tagen den Reisepreis zurückzuerstatten. Eine Sicherheit dafür gibt es aber nicht. Weitere Informationen: www.verbraucherzentrale.nrw/beratung-vor-ort.

In diesem Jahr hätte Babette Fallbredde, Inhaberin des Reisebüros Holitime an der Wiesenstraße, das 30-jährige Bestehen ihres Unternehmens feiern wollen. Dafür, aber auch für das Geschäft, ruhen ihre Hoffnungen auf dem Herbst, der bereits jetzt gebucht werde. Deutschlandziele seien relativ beliebt. Wie es weitergeht, ist für sie auch nach den jüngsten Beschlüssen von Bund und Ländern unklar, denn „uns ist der Publikumsverkehr verboten, aber als Reisebüros sind wir in der Kategorisierung keinem Segment zuzuordnen, weder sind wir Einzelhandel noch körpernahe Dienstleistung. Wir passen nirgendwo rein“, konstatiert sie. „Es soll nicht gereist werden. Wir bieten ein Produkt an, das nicht in die Zeit passt“, lautet ihr bitteres Fazit.

Reiseziele sind bekannte Urlaubsorte in Griechenland und auf den Kanaren

Auch Eyup Alp, Inhaber des Reisebüros YES an der Grabenstraße, konstatiert „verhaltene Buchungen“ für den Sommer und Herbst. Reiseziele seien bekannte Urlaubsorte in Griechenland, der Türkei und auf den Kanaren. Ein Trend gehe auch zu Buchungen im Inland, aber hier spiele immer noch das Beherbergungsverbot eine Rolle. Da wollten sich die Kunden nicht festlegen, sagt Alp. Auch er setzt große Hoffnung auf die Impfungen, denn bei vielen Kunden spiele die Angst vor Erkrankungen im Ausland eine Rolle. Allerdings kann er der Corona-Situation tatsächlich noch etwas Positives abgewinnen: „ Die Kunden haben sich wieder an die Reisebüros erinnert, denn die jetzt so nötige Beratung gibt es online nicht.“

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