Gladbeck. Hochbunker gibt es auch in Gladbeck. Die Bundesrepublik als Eigentümerin bietet sie immer mal wieder zum Verkauf an. Von Preisen und Problemen.
Auf den gängigen Immobilienportalen finden sich immer wieder einmal auch richtige Kuriositäten: Die als Loft umgebaute Industriehalle, das Hausboot auf dem Kanal – oder ein Bunker. Diese Relikte aus dem Weltkrieg gehören auch in Gladbeck zum Stadtbild. Und erst vor kurzem, im Juni, ist einer der Hochbunker in der Stadt auf Immoscout zum Verkauf angeboten worden. Doch wer kauft einen Bunker – und warum?
Die meisten Bunker in Gladbeck gehören der Bundesrepublik Deutschland
Auf der Seite des Immobilienportals findet man den Bunker an der Uferstraße in Gladbeck, um ihn handelt es sich nämlich, nicht mehr. „Das bedeutet aber nicht, dass er verkauft ist“, erklärt Rathaussprecherin Christiane Schmidt. Wie die beiden anderen Gladbecker Hochbunker an der Marktstraße und der Bohnekampstraße, gehört der Klotz aus Beton an der Uferstraße der Bundesrepublik Deutschland. Zuständig ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, kurz BImA.
Sie bietet Bunker in ganz Deutschland auch immer mal wieder zum Verkauf an. So auch den an der Uferstraße – zum Preis von 125.000 Euro. Die städtische Wirtschaftsförderung unterstützt dabei. „Die BImA schreibt Bunker immer nur für einen bestimmten Zeitraum aus, so auch beim Bunker Uferstraße. Anschließend werden die Angebote ausgewertet. Dies erfolgt zurzeit“, so Christiane Schmidt auf Anfrage. Als Nutzungsmöglichkeiten würden die meisten Kaufinteressenten entweder modernes Wohnen, die gastronomische oder kulturelle Nutzung sowie Lagermöglichkeiten nennen.
Allerdings: So einfach wie ein Bergarbeiterhäuschen in Zweckel oder Ellinghorst verkauft sich so ein Klotz bei weitem nicht.
Der Bunker am Markt in Gladbeck wurde 2016 komplett entschimmelt
Das zeigt auch der Blick auf den Hochbunker am Markt in der Innenstadt. Eine Spezialfirma hat den 1943 gebauten Schutzraum vor fünf Jahren komplett entschimmelt, alle Räume wurden gründlich gereinigt, damit man sie wieder ohne Schutzkleidung und Atemmaske betreten konnte. Im Anschluss begann die Vermarktung des Hochbunkers. Es gab wohl auch eine ganze Reihe von Kontakten zwischen Kaufinteressenten und der städtischen Wirtschaftsförderung – zu haben ist der Hochbunker am Marktplatz aber immer noch.
Christiane Schmidt erklärt, was gerade diesen Bunker zu einem besonders schwierigen Verkaufsobjekt macht: „Die Gründe liegen neben dem Preis vor allem im Zustand des Bunkers, der über sehr mächtige Mauern verfügt, so dass die Nutzungsmöglichkeiten sehr eingeschränkt sind. Und außerdem ist das Grundstück, das zum Bunker gehört, sehr klein.“ Der aktuelle Preis, den die BImA für das Gebäude erzielen will, sei der Stadt nicht bekannt.
Im Bunker an der Bohnekampstraße hat der Schützenverein Hubertus Zweckel seinen Schießstand
Bunker in Privatbesitz
Es gibt in Gladbeck noch zahlreiche Bunker unterschiedlicher Größe, Lage und Beschaffenheit. Dazu gehören sowohl die markanten Hochbunker als auch Erdbunker und Bunker in privaten oder öffentlichen Gebäuden wie z.B. dem Alten Rathaus oder in Schulen.
Die drei Hochbunker Bohnekampstraße 8, Uferstraße 25 und am Marktplatz gehören der Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben BlmA.
In Privatbesitz sind die Hochbunker Kortestraße 5 und Voßstraße 203. Für den Bunker Voßstraße 203 wurde eine Baugenehmigung zur Nutzungsänderung von Luftschutzbunker in Werkstatt mit der Errichtung von Balkonen und einer Außentreppe erteilt. Das Vorhaben, so die Stadtverwaltung, wird von dem Eigentümer in Eigenleistung Schritt für Schritt umgesetzt.
Weiter zum Bunker an der Bohnekampstraße in Zweckel, in dem der Bürgerschützenverein Hubertus Zweckel im ersten Obergeschoss seinen Schießstand hat. Im Jahr 2018 hat es Gespräche der Stadt mit der BImA über mögliche Nutzungen des Bunkers gegeben, aber auch über einen Abriss und eine Neunutzung des Grundstücks. Laut geltendem Bebauungsplan in diesem Gebiet, so Schmidt, ist dort „neben Wohnen auch nicht störendes Gewerbe möglich“. Das Grundstück des Bunkers selbst sei allerdings als Fläche für den Gemeinbedarf ausgewiesen, so dass dort nur eine Nutzung möglich sei, „die ohne grundsätzliche Umbauten auskommt wie der dort genehmigte Schießstand“.
Bei einem grundsätzlichen Umbau, oder wenn der Bunker abgerissen werden und an seiner Stelle etwas Neues entstehen sollte, müsse hierfür die Voraussetzung über eine Änderung im Bebauungsplan geschaffen werden. Schmidt: „Dabei würden wir uns an der bestehenden Nutzung in der Nachbarschaft orientieren, das heißt dort würden mehrgeschossige Mehrfamilienhäuser vorgesehen. Diese Informationen wurden der BImA mitgeteilt.“ Ein konkretes Kaufinteresse an dem Grundstück habe es allerdings nach Kenntnis der Stadtverwaltung bislang noch nicht gegeben.
Es bleibt eben dabei, so richtig einfach verkauft sich so ein Hochbunker in Gladbeck nicht.
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