Gladbeck. In der Metallschleiferei Spiller werden auch Werkstücke bearbeitet, die in der Impfstoff-Produktion zum Einsatz kommen. Nachwuchskräfte fehlen.

Wer ahnt schon, dass in Gladbeck eine Firma tätig ist, die als Spezialist indirekt dafür sorgt, dass ausreichend Covid-Impfstoff hergestellt werden kann, oder die Zutatenproduktion einer bekannten Burger-Kette aus den USA reibungslos läuft. Die Rede ist von der Metallschleiferei Spiller, die händeringend noch Auszubildende für den Beruf des Feinpolierers sucht, der Werkstücke aus Metall veredelt.

+++ Hier gibt es mehr Artikel, Bilder und Videos aus Gladbeck. +++

Welche Bandbreite der Job bietet, wird schnell nach Betreten der Produktionshallen im Gewerbegebiet an der Europastraße deutlich. Da fällt der Blick zunächst auf eine riesige Edelstahl-Schnecke, die bis auf 3,50 Meter in die Höhe ragt. Auf einem Gerüst davor stehen Mitarbeiter mit Schleifmaschinen, die das große Werkstück von Hand bearbeiten. Im krassen Gegensatz dazu sitzt nebenan, im anschließenden Hallenareal, Azubi Eray Basyigit vor einem im Vergleich kleinen Metallgeländer, um es mit einem Handbandschleifer bis in die Ecken gleichmäßig zu bearbeiten.

Hinterher muss alles so aussehen wie aus einem Guss

Azubi Eray Basyigit bearbeitet ein Geländer per Hand mit einem Metallschleifgerät. Chef Frank Spiller schaut ihm dabei über die Schulter.
Azubi Eray Basyigit bearbeitet ein Geländer per Hand mit einem Metallschleifgerät. Chef Frank Spiller schaut ihm dabei über die Schulter. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

„Wir schleifen und verdichten die Oberflächen der oft aus mehreren Komponenten zusammengesetzten Werkstücke so fein und genau nach Kundenvorgaben, dass das Ganze hinterher aussieht wie aus einem Guss“, erklärt Chef Frank Spiller. Schweißnähte oder grobe Kanten verschwinden, werden durch den Einsatz der Profis quasi unsichtbar. Die Feinpoliererei in Handarbeit als Spezialgebiet der Metallbearbeitung würden in dieser Qualität kaum andere Firmen anbieten, sagt Spiller selbstbewusst. Er habe seine Firma vor einigen Jahren in Richtung Spezialisation umgekrempelt, so der Unternehmer. „Vorher haben wir für die Autoindustrie gearbeitet, im Akkord, mit ständigem Zeitdruck und zu relativ geringen Stückpreisen wie viele Metallschleifereien, die kaum überleben können“.

Kerim Aksoy arbeitet in der Metallschlosserei an einem Beistelltisch. Sein Talent wird gefördert, er besucht mittlerweile die Meisterschule.
Kerim Aksoy arbeitet in der Metallschlosserei an einem Beistelltisch. Sein Talent wird gefördert, er besucht mittlerweile die Meisterschule. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Sein Erfolg jetzt gebe ihm Recht, die gute Arbeit habe sich via Mundpropaganda herumgesprochen. „Jetzt zählt nicht die Quantität, sondern die Qualität. Und da wir quasi keine Konkurrenz haben, oft ganz individuell gefertigte Einzelstücke für Spezialaufgaben bearbeiten, zahlen die Kunden die Preise, die wir veranschlagen“. So bearbeiten Spillers Schleifer beispielsweise derzeit auch große Edelstahlbehälter, um die Kapazität zur Herstellung von Corona-Impstoff des wohl renommiertesten deutschen Herstellers zu erhöhen. Oder eben die gigantische Edelstahl-Schnecke, die bald in die USA geflogen wird, um die Zutatenproduktion einer Burger-Kette zu sichern. Neben der Handarbeit sind freilich auch Maschinen bei Spiller im Einsatz, eine Zwei- sowie eine Vierstationen-Schleifmaschine, um Edelstahlrundrohre oder Vierkantrohre bis auf sieben Meter Länge mit Wasserkühlung zu bearbeiten. Spiller: „Und unsere Langbandschleifmaschine kann Bleche bis vier mal zwei Meter Größe und einer Tonne Stückgewicht auf höchste Oberflächengenauigkeit glätten.“

Auch Auto- und Motorradfans können ihre Schätzchen aufpolieren lassen

Das wird vom Bewerber verlangt

Wer Interesse an einer Ausbildung zum Feinpolierer bei der Metallschleiferei Spiller hat, „der sollte Schulnoten im Dreierbereich vorweisen können“, so Personal Assistenz Dana Bodin, um in der Berufsschule mitzukommen. Bewerbungsunterlagen könne online unter info@metall-polish.de eingereicht werden. Rückfragen sind unter 377740 möglich.

Der Kandidat sollte weiter Interesse zeigen dazu lernen zu wollen, zudem handwerkliches Geschick mitbringen und keine Angst vor Schmutz im Arbeitsprozess haben. „Damit Bewerber eine gute Vorstellung erhalten, was sie in Ausbildung und Job erwartet, führen wir ein einwöchiges Betriebspraktikum zum gegenseitigen Kennenlernen durch“, so Bodin.

Die Ausbildungsvergütung erfolgt nach IHK-Vorgaben 550 Euro im ersten, 608 im zweiten und 700 Euro im dritten Ausbildungsjahr. Das Startgehalt für Berufseinsteiger liegt bei 2300 Euro, das je nach Können bis auf 3500 Euro pro Monat ansteigen kann. Talente werden in ihrer beruflichen Karriere gefördert, indem sie zum Beispiel die Meisterschule Metallbau besuchen können.

Neben den Großkunden aus Gewerbe und Industrie können aber auch private Auftraggeber das Spiller-Angebot in Anspruch nehmen. Etwa der Motorrad- oder Auto-Fan, der seine Felgen mit keramischem Poliergranulat hochglanzverdichten lässt, so dass die Oberfläche zugleich gehärtet und wasserabweisend wird. Hartnäckiger Rost auf den Werkstücken kann im Verfahren der Sand- und Glasperlenstrahltechnik entfernt werden. Haus- und Grundbesitzer können das zweite große Standbein der Firma nutzen: Den Geländer- und Vordachbau auf Maß nach Kundenwünschen. „Wir haben dazu in unserem Firmenbereich Metallbau eine eigene Produktionslinie aufgebaut und einen Internetshop eingerichtet.“ Dort könnten die Kunden im Baukastensystem Geländer- oder Vordach-Modell aussuchen.

Auch dieses Geschäft laufe hervorragend, mit mehr als zwei Millionen Euro Umsatz im Jahr, Tendenz steigend. Seine Mitarbeiterzahl sei so mittlerweile auf 53 Beschäftigte angestiegen, darunter Mediengestalter für den Internetshop und Helfer für den Versandhandel. Weitere Stellen sind auf der Firmenhomepage ausgeschrieben, denn die Firma soll auf einem benachbartem Grundstück expandieren. Zwei Auszubildende zum Feinpolierer werden dringend gesucht. Sie könnten auch noch last minute in das bereits gestartete Lehrjahr bei schneller Bewerbung (bis Oktober) einsteigen. „Denn wir bilden für unseren Bedarf aus, und wer uns in der Ausbildung überzeugt erhält eine Jobgarantie“, verspricht Dana Bodin, Assistenz Personal.

Blick auf das Firmengebäude der Metallschleiferei Spiller an der Europastraße 53 in Gladbeck.
Blick auf das Firmengebäude der Metallschleiferei Spiller an der Europastraße 53 in Gladbeck. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde