Gelsenkirchen. Ein Zufallsfund aus dem Trödelladen wird plötzlich ausgestellt: Dieses Kunstwerk zeigt ein interessantes Kapitel Gelsenkirchener Geschichte.

Als Ullrich Tyrichter vor einiger Zeit in einem Trödelladen stöberte, stieß er plötzlich auf ein Gemälde im Kleinformat und mit auffälligem Holzrahmen. Das Motiv erkannte der in Bulmke lebende Heimatforscher und Ausstellungsmacher sofort: Es handelte sich um Schloss Grimberg. Das ist jenes Wasserschloss, das einst in Gelsenkirchen-Bismarck in unmittelbarer Nähe zum damals noch eigenständigen Wanne-Eickel stand, ehe es Anfang der 60er-Jahre als Ruine abgerissen wurde. Seinen Fund präsentiert Tyrichter nun erstmals der Öffentlichkeit.

Werk wird als Auftakt der neuen Reihe „Ein-Bild-Ausstellung“ gezeigt

Zu sehen ist das Kunstwerk ab sofort und noch bis Mai im Schaufenster von Optik Oppermann auf der Hauptstraße in der Altstadt. Das Fachgeschäft wird seit 1993 geführt von Optiker-Meister Axel Oppermann. Er selbst bezeichnet sich nicht nur als „großen Freund der lokalen Geschichte“, sondern auch als einen leidenschaftlichen Fotografen. Das von Tyrichter erworbene Kunstwerk von Schloss Grimberg zeigt er nun im Rahmen der neuen Reihe „Ein-Bild-Ausstellung“.

Es würden regelmäßig Passanten am Schaufenster stehenbleiben und das Bild betrachten, so Optiker Oppermann.
Es würden regelmäßig Passanten am Schaufenster stehenbleiben und das Bild betrachten, so Optiker Oppermann. © Thomas Richter

Dieses Format, ein besonderes Kunstwerk an exponierter Stelle im Laden zu präsentieren, würde laut Tyrichter und Oppermann auch deshalb jetzt starten, weil Gelsenkirchen 2025 die Verleihung seiner Stadtrechte vor 150 Jahren groß feiert. „Und die Reihe Ein-Bild-Ausstellung soll ein Beitrag dazu sein“, erklärt das Duo. Fest stehe bereits, das als nächstes im Juni ein Kunstwerk an der Reihe sei, das die ehemalige Glückauf-Brauerei in Ückendorf zeigt.

Tyrichter betreut auch die Bergbau-Sammlung Werner Thiel auf Consol

Tyrichter hat früher in Kooperation mit der Stadt bereits zahlreiche Ausstellungen organisiert. Und seit nunmehr 19 Jahren betreut der gelernte Diplom-Sozialpädagoge die Bergbau-Sammlung Werner Thiel, die in der nördlichen Maschinenhalle auf dem Consol-Gelände in Bismarck untergebracht ist.

Bismarck war auch die Heimat von Schloss Grimberg. Dieser Prachtbau entstand bereits im ersten Viertel des 14. Jahrhunderts unter dem Namen „Castrum zur Ah“ an der Grenze zum damaligen Vest Recklinghausen. Sein Gründer war der Ministerialadelige Winemarus Miles de Grintberg. Urkundlich ist auch belegt, dass es dort 1328 eine Kapelle gab, die zum Schloss gehörte. In dieser war der „Grimberger Altar“ untergebracht, der 2024 sein 450-jähriges Bestehen erlebte und seit langem in der Bismarcker Bleckkirche untergebracht ist. „Die alte Kapelle von Schloss Grimberg, das seinerseits im Zweiten Weltkrieg größtenteils zerstört wurde, wurde 1908 abgetragen und am Schloss Herten wieder aufgebaut. Dort ist sie noch heute zu finden“, so Tyrichter.

Der Künstler hat keine Signatur auf dem Bild hinterlassen

Vom alten Schloss Grimberg ist oberirdisch seit seinem endgültigen Abriss Anfang der 60er-Jahre nichts mehr zu sehen. „Es ist aber nach wie vor ein Bodendenkmal, denn unterirdisch sind noch reichlich Fundamente vorhanden“, weiß Tyrichter. Das komplett eingezäunte Gelände direkt an der Grenze zu Herne-Wanne sei aber inzwischen ein Naturschutzgebiet, betont Tyrichter.

Zum Abschluss die wichtigste Frage: Ist sein Zufallsfund-Gemälde aus dem Trödelladen denn nun eine Kostbarkeit? „Eher nicht“, vermutet Tyrichter und schmunzelt. Es sei nicht datiert und der Künstler habe auch keine Signatur hinterlassen. Entstanden sei es um 1900 vermutet der Besitzer, der noch kein offizielles Gutachten eingeholt hat. Doch der Wert sei für ihn zweitrangig. „Für mich ist es vor allem“, findet Tyrichter, „ein schönes, kleines Stück Stadtgeschichte“.