Herten. .
Eine Stadt, die Jahrzehnte vom Bergbau lebte, der zu Hochzeiten mit drei Zechen zigtausenden Menschen Arbeit gab, die muss am Ende auch mit den Konsequenzen klarkommen. Bergschäden waren und sind noch immer ein echtes Thema in Herten, baulich oft fatale Auswirkungen, die letztlich auch vor historischen Gebäuden und heiligen Häusern nicht Halt machten. Auch nicht vor der Kapelle im Schlosspark, die in der Vergangenheit schwer gelitten hat – nun aber von Grund auf renoviert wird.
Mitte der 1970er Jahre wurden das schmucke, durch die Auswirkungen des 2. Weltkriegs aber nahezu verfallene Wasserschloss, die Kapelle und auch der Park vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) übernommen und ab 1980 für die Menschen zugänglich gemacht. Bis Ende der 80er Jahre brauchten die aufwendigen Restaurierungsarbeiten, seit 1985 gehören Schloss und Kapelle zur in diesem Jahr eröffneten LWL-Klinik, der Park seit 2008 der Stadt.
Sichtbare Spuren
Die Kriegsschäden konnten so gut es ging behoben werden, nach und nach aber hinterließ auch der Bergbau seine fiesen Spuren. „Bergsenkungen haben der Kapelle zugesetzt, bereits seit 1995 stehen wir mit der Ruhrkohle in Kontakt“, so Heinz Augustin, Kaufmännischer Direktor der LWL-Klinik.
Um zu verhindern, dass noch mehr Wasser von der höher gelegenen Schlossgräfte in die Kapelle läuft, wurde diese bis 2008 mit Spundwänden, Drainagen und einem „Deich“ gesichert – und in diesen Tagen nun konnten endlich auch die Restaurierungsarbeiten selbst in Angriff genommen werden.
Die Kapelle, die heute vornehmlich für Hochzeiten und seelsorgerische Aufgaben genutzt wird und bis Mitte 2004 Anlaufpunkt für die griechisch-orthodoxe Gemeinde war, wird nun von Grund auf gemacht.
Die Kirchenbänke und auch der Beichtstuhl befinden sich in der Obhut der Recklinghäuser Tischlerei Winkler, wo sie laut Chef Horst Winkler aufgearbeitet und auch zwischengelagert werden, bis in der Kapelle endgültig alles wieder im grünen Bereich ist.
Das Haus selbst wird in diesen Tagen eingerüstet, durch Bergschäden verursachte und 2002 festgestellte Risse in Decken und Wänden werden verfüllt, zudem gibt’s einen neuen Anstrich. Hans-Jürgen Bußmann (LWL): „Auftraggeber ist die RAG, die auch einen Teil der Kosten übernimmt.“ Wie hoch die insgesamt sein werden, das lasse sich erst nach Abschluss der Arbeiten am 1. April beziffern.
Mit im Boot ist auch der Hertener Denkmalpfleger Berthold Vatteroth. Und das, obwohl die Kapelle streng genommen gar nicht denkmalgeschützt sein dürfte, steht sie doch nicht am Originalstandort. Ursprünglich nämlich gehörte das 1328 erbaute gotische Gebäude zu Schloss Grimberg in Gelsenkirchen, „bildet mit dem Schloss Herten aber längst ein absolut erhaltenswertes Ensemble“.
1328 wurde die Kapelle von einem Ritter Wennemar bei Schloss Grimberg (Gelsenkirchen) erbaut. Das kaufte 1908 die Gelsenkirchener Bergbau AG, um am Rhein-Herne-Kanal den Grimberger Hafen anzulegen. Die Kapelle ihrerseits wurde Stein für Stein bis auf die Grundmauern abgetragen und vor dem Schloss Herten wieder aufgebaut. Seit den 1960er Jahren ist auch das einstige Portal von Schloss Grimberg dort integriert.