Herten. Wasserspiele und Kapelle, Chile-Tannen und Maiglöckchenbäume: Der Schlosspark Herten lädt zum Flanieren und Träumen. Der Park ist ein Werk des Düsseldorfer Hofgärtners Maximilian Friedrich Weyhe.

Grüner geht’s nicht: Nun blüht und gedeiht (und niest) auch der Garten- und Parktourismus wieder. Regionale und thematische Gartenrouten sind beliebter denn je, private Gärten öffnen ab dem letzten Mai-Wochenende ihre Pforten und Reiseveranstalter stellen Touren durch Gärten in den Grafschaften Südenglands zusammen. Auch die Landschafts- und Gartenkunst Nordrhein-Westfalens belebt diese Renaissance; so bieten die üppigen „GartenKulturReisen zwischen Rhein und Weser“ 15 Mehrtagesreisen an (www.gartenkulturreisen.de).

Wir stellen in den kommenden Wochen das reiche gärtnerische Spektrum zwischen Rhein und Weser vor, darunter manches, das vergessen, an den Rand gerückt oder nur örtlich bekannt ist.

Schlosspark Herten

Es gibt nicht viele Garten- und Parkanlagen im Ruhrgebiet, die vor der Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden sind, als man auch in den größeren Städten wie Essen, Hagen oder Bochum bürgerliche Stadtgärten schuf. Die Spuren der vorindustriellen Epoche lassen den Park von Schloss Herten mit seiner Wasserschlossromantik mitten in der Stadt wie ein verwunschenes Überbleibsel vergangener Zeiten wirken.

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Eine Kapelle aus dem 17. Jahrhundert, die auf eine dem Schloss vorgelagerte Insel versetzt wurde, trägt zum elegischen Eindruck bei. Die Geschichte des Schlosses selbst geht zurück bis aufs Mittelalter, als man auf zwei Inseln eine Wehranlage mit Vor- und Hauptburg errichtete. Um das Jahr 1700 wurde die Burg in ein repräsentatives Barockschloss umgebaut. Aus dieser Zeit stammt ein erster Park, der nach französischem Vorbild mit terrassierten Gelände, sternförmigen Wegen, Wasserspielen und Statuen gestaltet war. Die Federzeichnungen des Malers Renier Roidkin bewahren das genaue Aussehen. Von jenem Zustand sind heute nur noch einige, den Park gliedernde Alleen, das wiederhergestellte Tabakhäuschen sowie die stimmungsvolle Ruine der Orangerie erhalten.

Ein Werk von Weyhe

Der Park in seinem heutigem Zustand ist ein Werk des Düsseldorfer Hofgärtners Maximilian Friedrich Weyhe, der im Rheinland eine ganze Kette von öffentlichen und privaten Anlagen schuf. Zwischen 1814 und 1817 verwandelte er auch in Herten die vorhandene Anlage dem Zeitgeschmack entsprechend in einen englischen Landschaftsgarten mit verschlungenen Wegen, langen Sichtachsen, weiten Wiesen und einzelnen Baumgruppen. Auftraggeber dieser Umgestaltung war die gräfliche Familie Nesselrode, die das Schloss fast dreihundert Jahren bewohnt hatte.

Aus dieser Zeit stammen auch viele der erhaltenen prächtigen Bäume, die man von diplomatischen Auslandsreisen mit nach Herten brachte. Nach dem Auszug der Familie in den 1920er-Jahren verwilderte der Park; erst 1974 begann man mit Restaurierungsarbeiten und machte den Park der Allgemeinheit zugänglich.

Eine Attraktion sind auch heute die Gehölze, ein aus dem chinesischen Hochland stammender, 125 Jahre alter Taschentuchbaum etwa, Chile-Tannen, eine mächtige Großblattmagnolie und die in Nordamerika beheimateten Maiglöckchenbäume. In dem 30 Hektar großen Park finden sich über 200 verschiedene Baumarten.