Gelsenkirchen. An einer Grundschule im Gelsenkirchener Norden gibt es Frust in der Elternschaft. Was die Eltern erreichen wollen, welche Zustände sie umtreiben.

Diese Gelsenkirchener Eltern sind „frustriert“, einige von ihnen bestürzt und alle mittlerweile auch ziemlich wütend. Es sind gleich mehrere Dinge, die vor allem die Eltern der (zukünftigen) Grundschulkinder beschäftigen – ein Punkt sticht dabei als eine Art Kernproblem besonders heraus: Es ist die Befürchtung, dass das eigene Kind nicht im Heimat-Stadtteil Schaffrath, an der Grundschule am Lanferbach Standort Gecksheide, sondern aus seinem gewohnten Umfeld herausgerissen und am Standort Flurstraße in Beckhausen oder gar an noch weiter entfernten Schulstandorten, beschult werden muss. Aus einem ganz einfachen Grund: Wie nahezu überall in dieser Stadt fehlt es an Platz. Ihrem Unmut Luft machten demnach auch knapp 20 Eltern im Quartierstreffpunkt Schaffrather Mitte im Rahmen einer Gesprächsrunde, die WAZ konnte dabei sein.

Grundschulen in Gelsenkirchen: Diskussion um Standort in Schaffrath ist nicht neu

Die Diskussion um die Situation am Standort Gecksheide ist nicht neu: Schon im Februar 2019 hatte die Bezirksvertretung West einstimmig zugestimmt, eine gemeinsame OGS-Küche für die Grundschule Gecksheide und die benachbarte Förderschule Gecksheide herzurichten. Der angegebene finanzielle Umfang damals: 261.000 Euro. Ein gemeinsamer Mensabereich schwebte den Verantwortlichen vor, um das „Miteinander an diesem Schulstandort zu stärken“, wie aus der Beschlussvorlage hervorgeht. Und: Mit dem Neubau könnte dem gestiegenen Bedarf an OGS-Plätzen Rechnung getragen werden, hieß es damals auch.

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Nun, fast sechs Jahre später, hat sich noch immer nichts getan, sehr zum Ärger von Schulgemeinde und Politik. Die Eltern sind fassungslos, da das Problem ja seit langer Zeit bereits bekannt ist. Und schon seit geraumer Zeit platzt die Schule aus allen Nähten, die Kapazitäten sind stark begrenzt. Das schlägt sich auch auf Situation im Offenen Ganztag nieder – hier gab es beispielsweise 2023 mächtig Ärger von Eltern abgelehnter Kinder. Ingrid Husmann als Mitglied der Bezirksvertretung West bezeichnete die Situation und das lange Warten auf einen Neubau und vor allem erstmal eine Lösung jetzt ganz deutlich als „Katastrophe“.

Warten auf Neubau an Grundschule: Andere Schulbauprojekte mussten priorisiert werden

Auf Nachfrage erklärt die Stadt nun: „Die weitere Umsetzung dieser Maßnahme (gemeinsamer Umbau von Küchen- und Mensabereich, Anm. d. Redaktion) war zeitlich nicht wie vorgesehen zu realisieren, da andere Schulbauprojekte über mehrere Jahre priorisiert werden mussten (insbesondere im Rahmen von Gute Schule 2020).“

In der Zwischenzeit sei aufgrund steigender Schülerzahlen „eine angepasste Raumbedarfsplanung vorgenommen worden“, das Ergebnis: „Dass die Errichtung eines separaten Solitärgebäudes erforderlich ist, um die Zusatzkapazitäten für den Mensa- und Küchenbereich sowie für zusätzlichen flächenmäßig zu gewährleisten.“

Neubau an der Grundschule in Schaffrath: Es existiert kein konkreter Zeitplan

Und weiter heißt es: Erste Abstimmungen beziehungsweise Vorplanungen hinsichtlich der Gebäudepositionierung auf dem Schulareal, hinsichtlich des Flächenumfangs und so weiter hätten bereits 2023 und 2024 stattgefunden. Weitere Schritte zur Realisierung „waren jedoch angesichts der vorherrschenden Personalsituation im Referat für Hochbau und Liegenschaften nicht möglich.“

Und die sicher unbefriedigendste Antwort für die Eltern seitens der Stadt: „Vor dem Hintergrund bereits laufender Schulbaumaßnahmen, unvorhergesehener Fälle (Problematik Gemeinschaftsgrundschule Marschallstraße) und verschiedener Programme (OGS-Rechtsanspruch ab 2026, Startchancenprogramm) konnte bislang keine Aussage getroffen werden, ob beziehungsweise wann der Bau eines Solitärgebäudes erfolgen kann.“

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Ein konkreter Zeitplan existiere daher nicht. Die künftige Umsetzung der „skizzierten Baumaßnahme“ soll jedoch ihn einem Gespräch zwischen dem Referat Hochbau und Liegenschaften und dem Referat für Bildung erörtert werden, das in der ersten Februarhälfte stattfinden soll.

Während des Treffens in den Räumen der Schaffrather Mitte fragt demnach auch eine Mutter: „Wenn wir jetzt nicht umbauen, wann dann?“

Das Problem geht indes noch viel weiter in die Tiefe. Den Eltern fehlt es an Verlässlichkeit und mehr noch: Für viele ist die Ungewissheit – bekomme ich für mein Kind einen Platz an der Grundschule in Schaffrath und auch im Offenen Ganztag? – teils schwer erträglich. Eine Mutter berichtet, sie sei alleinerziehend und berufstätig, wohne in Schaffrath und sei auf ihr dortiges soziales Umfeld auch für die Kinderbetreuung angewiesen. Dass die Zu- oder Absagen mitunter so spät erst kommen, das treibt sie persönlich um und schürt bei manchem oder mancher auch massive Zukunftsängste.

Frustrierter Vater aus Schaffrath: „Kann nicht so lange warten“

Auch ein weiterer Vater meldet sich zu Wort, erzählt davon, dass er und seine Frau ab Juni wieder mehr arbeiten gehen wollen und auch müssen. Derzeit haben sie keine Planungssicherheit – und das könnte auch noch weiter andauern. Bis Mai oder Juni könnte es den Eltern zufolge schon mal dauern, bis es eine Entscheidung gibt. „Ich kann aber nicht so lange warten“, sagt der Schaffrather.

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Ein weiterer Punkt: Der Zustand des Gebäudes an der Gecksheide. Die Eltern erwähnen Wasserschäden an den Decken, Flick-Arbeiten am Flachdach – vor zwei Jahren soll eine Fensterscheibe aus dem Rahmen gefallen sein, erzählen sie. Zum Glück habe es nur leichte Verletzungen gegeben. Rundheraus sind die Eltern der Meinung, dass das Schulgebäude nicht den Anforderungen der heutigen Zeit entspreche. Dazu passt auch, dass der Zugang zur Schule bislang nur über Treppen möglich ist, von Barrierefreiheit also keine Spur.