Gelsenkirchen. Die kalte Jahreszeit ist für Gelsenkirchens Obdachlose gefährlich. Generell gilt: hilflose Menschen nicht zu ignorieren. So können Sie helfen.
„Schaut bitte nicht weg!“ – diesen so wichtigen Appell hat kürzlich Petra Bec, Vorsitzende des Gelsenkirchener Vereins „Warm durch die Nacht“ auf Facebook gepostet. Eindringlich und in eigentlich nur wenigen Sätzen schildert sie folgende Situation, die sie als Anlass genommen hatte: „Das Telefon klingelt: Hier liegt ein Obdachloser gekrümmt auf dem nackten Boden in der Sparkasse. Der Anrufer hat ihn angesprochen und dann einen Rettungswagen gerufen. Der Mensch war dankbar. Morgen schauen wir, was wir für ihn tun können.“ Und der letzte Satz erschüttert: „Etliche Menschen sind einfach dran vorbeigegangen.“
Gelsenkirchen: „Menschen sollten keine Ängste und keine Scheu haben“
Wie es dem Mann ergangen ist, kann Petra Bec leider nicht sagen. Im Gespräch mit der WAZ sagt sie im Nachgang: „Die Menschen sollten keine Ängste und keine Scheu haben“, wenn sie Obdachlose in einer hilflosen Situation sehen würden und sie einfach ansprechen. „Sie sind dann oft eben sehr dankbar dafür“, hat Petra Bec die Erfahrung gemacht. Generell gilt: Wer eine hilflose Person bemerkt, der sollte nicht zögern und sofort die Feuerwehr unter der 112 oder die Polizei unter der 110 informieren.
Die Aufforderung, nicht wegzuschauen, sie ist, nicht zuletzt aufgrund der kalten Jahreszeit und der teils widrigen Witterungsbedingungen, wichtiger und aktueller denn je. Die ersten bitterkalten Nächte dieses Winters liegen hinter Gelsenkirchen. „Obdachlose Frauen und Männer benötigen besonders zur kalten Jahreszeit Hilfe“, heißt es demnach auch seitens der Stadt. Wie in jedem Jahr hat sie die hiesigen Hilfsangebote auf ihrer Homepage zusammengestellt.
Übernachtungsangebote der Stadt Gelsenkirchen für Frauen und Männer
„Sowohl für Frauen als auch für Männer gibt es in Gelsenkirchen gegen eine Gebühr von fünf Euro pro Nacht Übernachtungsangebote“, so die Verwaltung. Im Übernachtungsheim der Stadt Gelsenkirchen für Männer an der Caubstraße 28, (telefonisch erreichbar unter 0209 86 157) gibt es neben Schlafplätzen auch eine medizinische Versorgung durch den Verein „Arzt Mobil Gelsenkirchen“.
Übernachtungsmöglichkeiten für wohnungslose Frauen vermitteln der Caritasverband telefonisch unter 0209 20 14 02 sowie die Zentrale Fachstelle für Wohnungsnotfälle (ZFW) der Stadt unter 0209 169-2150 oder -2052. An die ZFW können sich übrigens alle wohnungslosen Menschen auf der Suche nach Übernachtungsmöglichkeiten oder nach anderen Hilfen wenden. Allerdings: Längst nicht alle Obdachlosen wollen das Angebot nutzen, sondern ziehen es aus diversen Gründen vor, die Nacht auf der Straße, in Tiefgaragen, oder an anderen halbwegs geschützten Plätzen zu verbringen.
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Neben den Übernachtungsmöglichkeiten werde obdachlosen Menschen mit weiteren Angeboten geholfen, so die Stadt. Vereine wie „Gelsenkirchen packt an! – Warm durch die Nacht“, die Gelsenkirchener Tafel oder auch Arzt mobil sowie Verbände wie Caritas und Diakonie bieten obdachlosen Menschen Hilfen an. Diese Angebote sind allerdings gleichsam auf die Unterstützung durch Hinweise und Spenden angewiesen.
„Gelsenkirchen packt an! – Warm durch die Nacht“ versorgt immer montags, mittwochs und freitags um 20 Uhr am Hauptbahnhof wohnungslose Menschen mit Brötchen und Suppe. In der Facebook-Gruppe von Warm durch die Nacht können sich die Gelsenkirchener über Spendenmöglichkeiten informieren. Das Angebot wird montags in der Zeit von 19 bis etwa 21.30 Uhr durch Arzt Mobil mit Streetwork unterstützt.
Arzt Mobil, Wilhelm-Sternemann-Haus der Caritas, Gelsenkirchener Tafel
Bei Arzt Mobil, einem Kooperationsprojekt mit der Gelsenkirchener Caritas, sind Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter auf den Straßen unterwegs, bieten ganz niederschwellig medizinische Versorgung und den Zugang zu weiteren Hilfen an. Weitere Infos gibt es im Netz unter arzt-mobil.de oder auch telefonisch unter 0209 165 69 79.
Das Wilhelm-Sternemann-Haus der Caritas an der Husemannstraße 52 (Telefon: 0209 20 14 02) sowie das Weiße Haus der Caritas an der Hochstraße 80 (Telefon: 0209 34 92 74) nehmen für ihre Kleiderkammern gerne Spenden entgegen. In Horst bietet die Diakonie gemeinsam mit evangelischen und katholischen Kirchengemeinden im Regenbogenhaus (Auf dem Schollbruch 47c, Telefon 0209 51 33 48) obdachlosen Menschen Hilfen an. Auch hier werden Kleiderspenden gerne entgegengenommen. In allen genannten Einrichtungen können auch Wolldecken oder Schlafsäcke abgegeben werden.
Die Gelsenkirchener Tafel gibt an verschiedenen Ausgabestellen und Tagen Lebensmittel an Bedürftige aus. Neben der Lebensmittelausgabe betreibt die Tafel seit Jahren eine Kleiderkammer ausschließlich für Kinderkleidung. Die Tafel freut sich über jede Spende (warme Kleidung, Schuhe, Wäsche etc.), es wird allerdings um eine Absprache gebeten unter: 0209 63 88 106
Auch weitere Organisationen freuen sich besonders in der Vorweihnachtszeit über Geld- und Sachspenden sowie über helfende Hände. Eine Übersicht hat die Stadt auf ihrer Homepage unter gelsenkirchen.de.