Gelsenkirchen/Gladbeck. An einer Gelsenkirchener Schule „mit besonderem Gewaltpotenzial“ sollen Lehrer Walkie-Talkies bekommen. Gladbeck macht damit gute Erfahrung.

Lehrer sollen in Gelsenkirchen demnächst erstmals mit Walkie-Talkies ausgestattet werden, um gegenüber gewalttätigen Schülern schneller handeln zu können. Einen entsprechenden Antrag hat die FDP-Ratsfraktion in den Haushaltsberatungen für 2025 durchgesetzt.

Der Antrag sieht vor, dass mittels 7000 Euro an einer „Gelsenkirchener Schule mit einem hohen Gewaltpotenzial“ Funkgeräte angeschafft und eingesetzt werden. Welche Schule das genau sein soll, ist erst mal nicht weiter definiert.

Walkie-Talkies für Schulen: FDP Gelsenkirchen sieht Stadt Gladbeck als Vorbild

In der Begründung des Antrags wird auf die Stadt Gladbeck verwiesen. Dort habe man am Berufskolleg „gute Erfahrung mit der Ausstattung von Lehrern mit Walkie-Talkies gemacht, da kollegial Hilfe im Notfall wesentlich schneller erreichbar ist und eingreifen kann“, heißt es seitens der FDP-Fraktion. Außerdem sei mit der Einführung der Walkie-Talkies die Gewaltrate gesunken. 

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Auf Nachfrage bestätigt das der stellvertretende Schulleiter des Gladbecker Berufskollegs, Henk Wiering. „Wir haben vor zweieinhalb Jahren damit angefangen, die Pausenaufsichten auszustatten, um in kritischen Situationen schnell Verstärkung holen zu können“, sagt er. „Später sind wir dann in die Fläche gegangen und haben das ganze Kollegium mit den Walkie-Talkies ausgestattet.“ Die Geräte würden nicht nur den Lehrern mehr Sicherheit geben, laut Wiering haben sie auch eine positive Wirkung auf die Schülerinnen und Schüler. „Sie verbinden die Walkie-Talkies mit Security, das erhöht das subjektive Sicherheitsgefühl.“

Auf die Idee gekommen, die Geräte über das eigene Schulbudget anzuschaffen, ist man im Berufskolleg nach einer Fortbildung zum Thema Gewaltprävention. Nach anfänglicher Skepsis unter dem Kollegium seien sie nun nicht mehr wegzudenken. „Hier will niemand die Walkie-Talkies mehr missen“, zieht der stellvertretende Schulleiter sein Fazit. Mittlerweile hätten sich auch Schulen aus Essen, Herne und Duisburg interessiert gezeigt und sich bei ihm über den Einsatz der Geräte informiert.

Ehrenamtler sollen in Vertretungsstunden an Gelsenkirchener Schulen Erste Hilfe leisten

Ein weiterer schulpolitischer Antrag der FDP soll mit 10.000 Euro ein sinnvolles Ersatzprogramm für ausfallende Schulstunden bringen. Die Verwaltung wird damit beauftragt, Ausfallstunden an Schulen mit Ehrenamtlern zu besetzen, die Kinder und Jugendlichen in Erster Hilfe unterrichten sollen.

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Der FDP schwebt vor, dass „in einem ersten Schritt könnte ein Pilotprojekt initiiert werden könnte, bei denen die Ehrenämter vor allem bei längere Erkrankungen eines Lehrers eingesetzt werden“. Die Aushilfskräfte sollen 40 Euro pro Stunde erhalten und von den Schulleitungen per Antrag beim Schulamt eingesetzt werden können.

„Unfälle sind die häufigsten Ursachen für Verletzungen bei Kindern und Jugendlichen. Gefahrenquellen lauern überall: zu Hause, im Kindergarten, auf dem Spielplatz oder im Straßenverkehr“, begründet die FDP ihren Antrag. Aus diesem Grund würde beispielsweise auch das Jugendrotkreuz Kinder bereits ab dem Vorschulalter Kinder darauf vorbereiten, Hilfe zu leisten. Außerdem, so hoffen die Liberalen, könne man mit so einem Projekt den „Stellenwert der Ersten Hilfe in der Bevölkerung“ steigern. Viele Leute wüssten schließlich gar nicht, was im Ernstfall zu tun ist.

Gelsenkirchener Stadtverwaltung ist noch skeptisch

Die FDP konnte beide Anträge in den Haushaltsverhandlungen durchsetzen, obwohl sich die Gelsenkirchener Stadtverwaltung in ihren Stellungnahmen zu beiden Ideen etwas skeptisch zeigte. Bezogen auf die Walkie-Talkies etwa betonte die Stadt, dass die Anschaffung „hinsichtlich des Datenschutzes und des Schutzes der Frequenzen (Abhörmöglichkeiten) eingehend geprüft werden“ müsse. Die von Ehrenamtlern übernommenen Vertretungsstunden wiederum seien nicht so einfach planbar. Für umsetzbarer hält man in der Stadt eher Erste-Hilfe-Aktionstage, z.B. für das gesamte vierte Schuljahr, oder Schulungen für den Erwerb eines Erste-Hilfe-Scheins, etwa in den neunten Klassen. Trotz der Bedenken wird die Verwaltung die FDP-Anträge nun umsetzen müssen.

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