Gelsenkirchen. Laura Rosen soll für die CDU OB werden. Bei ihrer Nominierung musste sie eine Klatsche hinnehmen. Und: So sieht es um Karin Welges Zukunft aus.

Das ist mal ein Stolperstart: Mit nur siebenundsechzig Prozent (!) Zustimmung startet Laura Rosen für ihre Partei in den Wahlkampf.

Am vergangenen Freitag kamen einige Dutzend Gelsenkirchener CDU-Mitglieder zusammen, um formal zu bestätigen, was der Parteivorstand zuvor einstimmig vorgeschlagen hatte: Laura Rosen soll bestenfalls Oberbürgermeisterin werden und Parteichef Sascha Kurth in den Bundestag einziehen, sobald dieser bald neu gewählt wird.

Während noch fast 80 Prozent der 79 Stimmberechtigten vor Ort Sascha Kurth als Bundestagskandidaten bestätigten, gossen die Parteimitglieder ihrer OB-Kandidatin bei ihrer Kür ein Paar Beton-Schuhe zum Start für das Rennen um das Hans-Sachs-Haus. Jeder Dritte votierte nicht für die 30-jährige Schalkerin, die überzeugt ist, den Menschen in der Stadt ein besseres Angebot machen zu können, als die amtierende Oberbürgermeisterin Karin Welge (SPD), zu der wir später in diesem PolitGEflüster noch einmal zurückkommen.

CDU-interne Abrechnung? Unzufriedenheit mit der Kandidatin?

OB-Kandidatin Laura Rosen (CDU).
OB-Kandidatin Laura Rosen (CDU). © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Laura Rosen schrieb auf Anfrage der WAZ vor einigen Wochen, dass Gelsenkirchen eine klare politische Vorstellung davon brauche, wohin sich die Stadt entwickeln soll. „Mit politischer Erfahrung, klaren Ideen, wo unsere Stadt hin soll und auch beruflicher Verwaltungserfahrung aus einer Landesbehörde, werde ich den Bürgerinnen und Bürgern das Angebot machen aus Überzeugung die Oberbürgermeisterin unserer gemeinsamen Heimatstadt zu sein“, druckste die Finanzamtsmitarbeiterin zwar durchaus selbstbewusst, aber noch recht inhaltsleer herum, was sie motiviert, für das OB-Amt zu kandidieren. Um die Wähler von sich zu überzeugen, wird Rosen allerdings noch mehr bieten müssen. Und wie es aussieht, kann sie mit der Überzeugungsarbeit erstmal in den eigenen Reihen anfangen.

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„Das Ergebnis hat mich nicht überrascht und von einem Stolperstart würde ich auch nicht sprechen“, sagt Rosen, die gleichwohl unumwunden einräumt, „man sieht aber auch, dass wir noch viel Überzeugungsarbeit leisten müssen.“ Vielleicht, so Rosen, müsse sich mancher in der Partei auch noch an den Gedanken gewöhnen, dass eine junge Frau für die CDU antritt, die zudem sehr schnell in der Partei aufgestiegen ist. Vielleicht hätten sich die Mitglieder auch Parteichef Sascha Kurth als Kandidaten gewünscht, mutmaßt Rosen und stellt aber auch gleich klar: „Es hätte jeder auch einen Gegenkandidaten vorschlagen können. Den gab es nicht. Und wer mich kennt, ist auch von meiner Arbeit überzeugt. Deshalb hat der Parteivorstand auch einstimmig für mich gestimmt“, so Rosen.

In einem Punkt hat Laura Rosen in jedem Fall recht: Überraschend kommt das schwache Ergebnis tatsächlich nicht. Bereits seitdem sich der CDU-Parteivorstand für sie ausgesprochen hat, sind im politischen Gelsenkirchen vor allem zwei Dinge immer wieder zu hören: „Glück gehabt“, sagen sie bei der SPD, „historische Chance vertan“, ärgern sich nicht wenige in der CDU.

Parteichef Sascha Kurth (CDU).
Parteichef Sascha Kurth (CDU). © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Dass es seit einiger Zeit parteiinterne Querelen zwischen Kurth und einigen Mitgliedern gibt, weil Kurth angeblich einen egozentrischen Führungsstil pflege und Widersacher kaltstelle, mag sich in dem schwachen Ergebnis für Laura Rosen und dem mäßigen für Kurth selbst, sicher auch widerspiegeln. Aber auch etliche der CDU nahestehende Gelsenkirchener, die mit dem parteiinternen Machtspielchen nichts zu tun haben, zeigten sich zuletzt verwundert und mitunter gar enttäuscht, dass die CDU Laura Rosen ins OB-Rennen schicken wird. Wie gerechtfertigt die Enttäuschung ist, sei einmal dahingestellt.

„Gelsenkirchen braucht jetzt jemanden, der unsere Stadt zusammenhält“, hatte Laura Rosen der WAZ vor einigen Wochen geschrieben. Jetzt muss Rosen erstmal ihre eigenen Leute hinter sich versammeln.

So steht es um eine mögliche Kandidatur von Gelsenkirchens Oberbürgermeisterin Karin Welge

Ganz so wild geht es bei der Gelsenkirchener SPD derzeit nicht zu - noch nicht!

Denn die Zeichen verdichten sich immer mehr, dass die amtierende Oberbürgermeisterin nicht auch die nächste sein wird. Dass Karin Welge 2025 für eine zweite Amtszeit antritt, ist äußerst unwahrscheinlich, auch beziehungsweise gerade weil sich die erste Bürgerin der Stadt selbst weiterhin nicht zu dem Thema äußert, auch, wenn Welge gerade erneut zur Präsidentin der Kommunalen Arbeitgeber gewählt wurde.

Oberbürgermeisterin Karin Welge (SPD).
Oberbürgermeisterin Karin Welge (SPD). © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Noch ist nichts offiziell verkündet, aber natürlich machen sich bei der Gelsenkirchener SPD viele schon seit Wochen und Monaten Gedanken darüber, wessen Name und Gesicht auf die Wahlplakate gedruckt werden soll - und bei eben dieser Frage könnte auf die SPD noch eine spannende Debatte zukommen.

Diese Redaktion hatte bereits vor etlichen Wochen geschrieben, dass Karin Welge mindestens einen parteiinternen ernstzunehmenden Gegenkandidaten haben wird. Inzwischen sieht es vielmehr so aus, als werde die Verwaltungschefin selbst nicht antreten, womit auch die Zahl der Bewerber um die Kandidatur bei den Sozialdemokraten wachsen könnte. Denn die Hürde, gegen die Parteifreundin und Amtsinhaberin anzutreten, ist unwesentlich höher, als seinen Hut in den Ring zu werfen, wenn diese nicht mehr antritt.