Gelsenkirchen. Macher von „Taylor Town“ & Ückmarkt, Unternehmer – und verliebt in Gelsenkirchen: Marius Rupieper (31) läuft sich als möglicher OB-Kandidat warm.

Der erste potenzielle OB-Kandidat gibt sich zu erkennen – und sorgt damit für eine Überraschung!

Während Oberbürgermeisterin Karin Welge (SPD) noch nicht bekannt gegeben hat, ob sie zur nächsten Kommunalwahl 2025 wieder antreten will, während bei den Sozialdemokraten ein möglicher Gegenkandidat ernsthaft mit dem Gedanken spielt, gegen Welge anzutreten, und Grüne und CDU hinter dem Vorhang gemeinsam nach möglichen Herausforderern suchen, traut sich nun einer an die Öffentlichkeit: Marius Rupieper – stadtbekannter Unternehmer, Netzwerker und Kopf hinter Stadtfesten wie der „Taylor Town“ oder dem „Ückmarkt“ – verkündet im WAZ-Gespräch: „Oberbürgermeister? Das kann ich mir vorstellen! Ich weiß, was ich kann und biete das den Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchenern an.“

Wohnzimmer-Atmosphäre für ganz Gelsenkirchen

Rupieper verkaufte schon als Student Fleischwaren unter dem in Gelsenkirchen bekannten „Cichos“-Label, er versuchte als Marken-Manager das Pumpernickel des Gelsenkirchener Traditionsbäckers „Prünte“ sexy zu machen, er gründete schon mal ein eigenes Modelabel und hat heute mit „Eine gute Strategie“ seine eigene Kommunikationsberatung. Dieser 31-Jährige hat einiges erlebt. Konsequent mag es da sein, so früh noch mehr zu wollen – wenn man denn schon gefragt wird.

Rupieper erscheint nur deshalb zum WAZ-Interview, weil sein Name nach Informationen der Redaktion ernsthaft bei der parteiübergreifenden Suche gefallen ist. Als wir ihn damit konfrontieren, reagiert er offen.

Gemeinsam mit seiner Geschäftspartnerin und besten Freundin Julia Meya und  Olivier Kruschinski organisiert Marius Rupieper (li.) den „Ückmarkt“.
Gemeinsam mit seiner Geschäftspartnerin und besten Freundin Julia Meya und Olivier Kruschinski organisiert Marius Rupieper (li.) den „Ückmarkt“. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Und man merkt direkt: Verstellen will sich der gebürtige Ückendorfer dabei auf keinen Fall. Rupieper kommt im lockeren T-Shirt zum Interview-Termin, direkt von der Baustelle an der Bochumer Straße 100, wo er gerade „Eine gute Adresse“ aufbaut, ein Ort, der Büro und Bar verbinden, ein „Wohnzimmerfeeling bei der Arbeit“ vermitteln soll. Diese neue Adresse im Ückendorfer Denkmal steht damit für das, was er für die ganze Stadt vorhat: „Ich will ganz Gelsenkirchen eine Wohnzimmer-Atmosphäre verpassen“, sagt er. Aber eben ein Wohnzimmer, in dem ordentlich geschuftet wird.

„Wenn ich antrete, dann nur als unabhängiger Kandidat“, stellt Rupieper sofort klar. Seine politische Färbung beschreibt er augenzwinkernd als „Packung von Macarons“ - bunt wie das französische Gebäck. „Ich will das Beste aus allen Welten.“

Zur Person

Rupieper wurde 1993 im Marienhospital in Gelsenkirchen-Ückendorf geboren. Er hat zwei Brüder und lebt in einer Partnerschaft in Ückendorf.

Rupieper studierte zunächst Public Relations / Medienmanagement in Magdeburg, später machte er seinen Bachelor-Abschluss an der WH in Gelsenkirchen.

Bereits mit 24 Jahren hat er sich als Student gemeinsam mit Hannah Cichos mit einem Fleischlagerverkauf selbstständig gemacht. Es folgten berufliche Stationen als Brand Manager bei Prünte und bei Sierra Madre. Heute ist Rupieper mit seiner Firma „Eine gute Strategie“ selbstständig.

Rupieper hat zahlreiche Feste in Gelsenkirchen mitorganisiert („Gelsen City Sound“, „Stadtgebeat“, „Ückmärkte“ usw.). Er war Pfadfinderleiter und betreut die Mädchen-Fußballmannschaft der SG Eintracht Gelsenkirchen.

Rupieper: „Kommunikation ist das, was ich kann“

Nur nicht aus der blauen Welt: Es ist auch die Sorge vor einer zu starken AfD, die Rupieper motiviert, den Schritt in die Politik zu wagen. Das „Narrativ“ der Rechten findet der WH-Absolvent und PR-Fachmann grundfalsch. „Wenn man sich anschaut, wie lange wir es in Gelsenkirchen schon geschafft haben, dass unterschiedliche Kulturen friedlich zusammenleben, dann kaufe ich denen das nicht ab, dass die Gesellschaft jetzt zusammenbrechen soll.“

Auch Rupieper verneint nicht, dass es aufgrund der starken Migration in den letzten Jahren zu Problemen und Konflikten in Gelsenkirchen gekommen ist, dass es Ordnungspolitik in der Stadt braucht. „Aber ich sehe hier vor allem ein Problem in der Kommunikation – und das ist es, was ich kann.“

Marius Rupieper (re.) war auch schon für den Gelsenkirchener Traditionsbäcker „Prünte“ tätig. Hier stellte er 2020 mit Björn Hautmann und Thomas Gill die neue Marke „B. Just Bread“ vor.
Marius Rupieper (re.) war auch schon für den Gelsenkirchener Traditionsbäcker „Prünte“ tätig. Hier stellte er 2020 mit Björn Hautmann und Thomas Gill die neue Marke „B. Just Bread“ vor. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Durch seine Veranstaltungen in der Stadt wisse er, wie man Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen zusammenbringen kann. Sein Ziel: Die Leute aktivieren, ein Gemeinschaftsgefühl entstehen zu lassen und dadurch neue Begeisterung für die Stadt zu wecken. Ob das zu seicht, zu blumig für ein politisches Programm wirkt? „Nein, genau das kann eine politische Agenda sein: Wie kann ich die Kieze beleben?“, sagt Rupieper. „Wir müssen in Gelsenkirchen Räume schaffen, wo Leute zusammenkommen. Das fehlt in dieser Stadt, da hungern die Gelsenkirchener nach.“

„Lebensqualität für alle“: Die „Taylor Town“ als politische Vision für Gelsenkirchen

Was Rupieper gemeinsam mit seinen Freunden, Bekannten und Kooperationspartnern bei der „Taylor Town“, dem dreitägigen Stadtfest für die Taylor-Swift-Fans, und dem beliebten „Ückmarkt“ erreicht hat, das will er also in ein Programm für die Gesamtstadt übertragen. Einen neuen Lokalpatriotismus entstehen lassen, wieder Bock auf Gelsenkirchen machen, indem die Stadtgesellschaft zusammenkommt und an Ideen arbeitet - das ist Rupiepers Vision. „Ich will eine Lebensqualität schaffen für alle.“ Der Negativität, der Resignation und Problemorientierung in der Stadt müsse man nicht begegnen, indem man noch mehr meckert. „Was die Stadt stattdessen braucht, das ist ein neues Narrativ.“

Heute ist es der „Ückmarkt“ und die „Taylor Town“, früher war es der „Gelsen City Sound“ oder, wie hier auf dem Foto, „Food & Beats“ in Buer: Marius Rupieper (Mitte), hier mit Christoph Klug und Wilhelm Weßels, hat schon mehrere Stadtfeste in Gelsenkirchen mitorganisiert.
Heute ist es der „Ückmarkt“ und die „Taylor Town“, früher war es der „Gelsen City Sound“ oder, wie hier auf dem Foto, „Food & Beats“ in Buer: Marius Rupieper (Mitte), hier mit Christoph Klug und Wilhelm Weßels, hat schon mehrere Stadtfeste in Gelsenkirchen mitorganisiert. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Um das zu erreichen, meint Rupieper, müsse man auch als Stadtverwaltung anders auftreten. Die 2019 unter Frank Baranowski gestartete Dialog-Reihe „Lass uns reden...“, zu der 2000 Bürger aus Gelsenkirchen per Zufallsgenerator eingeladen wurden, sei damals ein guter Ansatz gewesen. „Das muss man noch viel weiter denken“, sagt er. Ein mehr dienstleistungs- und bedürfnisorientiertes Hans-Sachs-Haus stellt er sich also vor.

Dass Rupieper selbst überhaupt keine Verwaltungserfahrung hat, dass er – bis auf das Wahlkampfmanagement für verschiedene Parteien – ebenso wenig Erfahrung im politischen Kosmos hat und noch nicht geübt hat, Fördergelder bei Land und Bund einzutreiben, das sieht er nicht als Malus. „Wenn man sich die aktuelle Parteienlandschaft ansieht, dann muss man sich eher fragen: Ist es ein Vorteil, wenn man ein Parteienkind ist?“ Zudem sei es ihm aus seinen Tätigkeiten „auch nicht fremd, Fundraising-Strukturen aufzubauen“. Sich mit den richtigen Leuten zu umgeben, die die eigenen Schwächen ausgleichen können, das sei zentral, um erfolgreich zu sein. „Gute Leute“, das sagt er, „die fördern gute Leute. Und es sind letztendlich nur die Menschen dieser Stadt, die sie auch nach vorne bringen können.“

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