Gelsenkirchen. Tradition trifft Moderne: Der Bürgerschützenverein plant Umbau auf elektronische Zählung und Sportwettkämpfe für die Jugend.
Viel hat sich verändert, beim Bürgerschützenverein Erle-Middelich 1896: Das Schützenhaus an der Cranger Straße, das über Jahrzehnte die Heimat der Schützen war, wo das Vereinsherz schlug und man auch privat feierte, hat man verlassen müssen. Das Gelände an der Oststraße, wo man zuletzt immer zum Vogelschießen im Rahmen des Schützenfestes zusammenkam, steht auch nicht mehr zur Verfügung. Geänderte Vorzeichen also. Aber auch ein Neuanfang, meinen die Schützen, die sich Gedanken gemacht haben und demnächst ein etwas anderes Schützenfest feiern.
Eine neue Heimat hat der BSV im Schützenkeller am Gesamtschulstandort an der Surkampstraße gefunden – und dort eine gute Infrastruktur übernehmen können. „Hier war schon ein Verein ansässig, St. Sebastian“, erklärt Günther Dohmann. Mit dem habe man mittlerweile fusioniert, die verbliebenen Mitglieder des Vereins aufgenommen. Vom Platz her habe man sich nicht einmal verschlechtert: Es gibt einen Gemeinschaftsraum, ein Lager, einen weiteren Gemeinschaftsraum mit kleiner Küche und dazu einen Schießstand mit zehn Ständen, fünf mehr als man im Schützenhaus hatte. Sie allerdings sind in die Jahre gekommen. „Wir werden sie dieses Jahr umbauen auf elektronische Zählung“, erklärt Thomas Timpert.
Schützen haben ein Stück Freiheit verloren
Verloren habe man besonders ein Stück Geschichte und auch die Freiheit, alles zu dürfen. „Das hier ist eine reine Sportstätte. Das ist der Stadt sehr wichtig. Private Feiern und Zusammenkünfte sind hier nicht erlaubt“, so Timpert. „Unser Schützenhaus war ein schönes Haus mit vielen Möglichkeiten, aber es war für uns einfach nicht mehr finanzierbar.“ So fielen jetzt, erzählt er, die hohen Nebenkosten weg. „Wir brauchten schon alle eine Zeit der Eingewöhnung. Aber das haben wir geschafft und wir sind weiterhin eine gute Truppe.“ Die noch viel vorhat: „Wenn wir die neue Anlage haben, wollen wir Sportwettkämpfe veranstalten.“ Denn für die Sportabteilung gebe es viel Interesse auch bei jüngeren Menschen.
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Die Tradition jedoch kann jene nicht mehr in ihren Bann ziehen. Weil viele der Schützen, deren Herz für ein zünftiges Schützenfest schlägt, in die Jahre gekommen sind und nicht mehr tatkräftig helfen können bei der Durchführung, musste man auch hier umdisponieren. Daher habe man entschieden, das Vogelschießen bei der Bürgerschützengilde Westerholt an der Kuhstraße durchzuführen. Ein solcher Schritt übrigens sei keine so große Besonderheit. „Es gibt Vereine, die fahren für ihr Königsschießen bis nach Münster“, erklärt Thomas Timpert.
Bleibt im Vorfeld nur noch eine Frage: Ob es denn ausreichend Aspiranten gibt? „Es wird zumindest nicht einfacher“, meinen die Schützen. „Das bleibt unklar bis zum Schluss und entscheidet sich meist erst im Moment des Vogelschießens.“
Die Einstimmung auf das Schützenfest findet ab sofort statt. Bis Sonntag, 18. August, ist der hölzerne Vogel im Schützenfenster der Deutschen Vermögensberatung an der Cranger Straße 201 zu sehen. Am letzten Ausstellungstag wird er um 15 Uhr feierlich getauft auf den Namen „Adler von der Holz“. Das eigentliche Fest beginnt am Samstag, 24. August, mit der Schützenmesse um 9 Uhr in der Dreifaltigkeitskirche an der Cranger Straße 327. Danach findet ein Festzug zum Ehrenmal an der Kirche St. Barbara statt, wo um 10 Uhr der Toten gedacht wird. Danach gibt es einen Bustransfer nach Westerholt, wo gegen 11 Uhr das Vogelschießen beginnt. Nach dem Königsschießen werden vor Ort die scheidenden Majestäten geehrt und es wird gemeinsam gefeiert.
Am Samstag, 7. September, setzt sich das Fest in Erle fort. Die Festgesellschaft trifft sich um 14.30 Uhr an der Gesamtschule Erle. Dort gibt es einen Zapfenstreich und im Abschluss die Inthronisierung in der Aula. Alle Programmpunkte sind öffentlich und kostenlos. Interessierte Gäste sind willkommen.