Gelsenkirchen. Gelsenkirchen baut neue Kitas, doch die Betreuungsquote steigt hier kaum. Bei Ganztagsbetreuung und Ü3 ist sie gar gesunken. Das ist der Grund.

In Gelsenkirchen ist es ein wenig wie bei Hase und Igel: Je mehr Kitas und Tagespflegestellen neu gebaut sind, desto mehr zu versorgende Kinder sind mittlerweile geboren oder zugezogen in die Stadt. Während in den östlichen Bundesländern die Betreuungsquoten für Kinder unter drei Jahren zwischen 40 und 60 Prozent liegen, sind es in NRW in dieser Altersgruppe mit 31 Prozent immerhin elf Prozentpunkte mehr als vor zehn Jahren. In Gelsenkirchen allerdings können immer noch nur 18,1 der Kinder unter drei Jahren in einer Kita oder Tagespflege versorgt werden.

Das bedeutet einen Anstieg der Quote von nur 1,7 Prozentpunkten binnen zehn Jahren. Eine ähnlich niedrige Quote hat nach neuer Statistik von IT NRW nur Duisburg mit 18,4. Allerdings gab es hier in den letzten zehn Jahren damit immerhin einen Zuwachs von 5,5 Prozent. Zum Vergleich: In Münster gibt es für 40 Prozent der U3-Kinder einen Platz, das sind 13,1 Prozent mehr als vor zehn Jahren.

Schlusslicht bei Ganztagsbetreuung für unter Dreijährige

Bei der Ganztagsbetreuung ist die Verteilung ähnlich: sehr hohe Quoten im Osten der Republik (88 Prozent in Thüringen) und niedriger Anteil im Ruhrgebiet. Trotz niedrigen Niveaus allgemein bildet Gelsenkirchen hier noch das Schlusslicht mit nur 5,4 Prozent der Kinder unter drei Jahren in Ganztagsbetreuung. Seit 2013 gab es hier gar ein Quotenminus von 0,4 Prozent. Nur in ländlichen Bereichen in Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen gibt es vergleichbar niedrige Prozentsätze.

Auch die Betreuungsquote von Kindern zwischen drei und fünf Jahren ist in Gelsenkirchen gesunken, und das sogar stark: um 14,1 Prozent auf 78,8 Prozent. Niedriger liegt sie nur noch Herne mit 76,6 Prozent und Duisburg mit 76,1 Prozent. Im Rheinland und Münsterland liegen die Quoten um die 90 Prozent und höher, in Städten wie Rostock, Jena und Cottbus um die 100 Prozent. Deutschlandweit sind es im Schnitt 90 Prozent. Für Kinder dieser Altersgruppe gilt eigentlich ein klarer Versorgungsauftrag vom Staat, den Rechtsanspruch auf einen Platz für jedes Kind eingeschlossen.

Zuwachs für Gelsenkirchens Kita-Landschaft gibt es an der Cranger Straße/ Haunerfeldstraße. Das Foto stammt vom Dezember 2023.
Zuwachs für Gelsenkirchens Kita-Landschaft gibt es an der Cranger Straße/ Haunerfeldstraße. Das Foto stammt vom Dezember 2023. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Wenn es um Ganztagsbetreuung geht, sind die Versorgungsmöglichkeiten in Gelsenkirchen noch geringer. 21,8 Prozent aller Kinder zwischen drei und fünf Jahren haben in Gelsenkirchen einen Ganztagsplatz in einer Kita, der Eltern erlaubt, einer Ganztagsbeschäftigung nachzugehen. Weniger Plätze gibt es in der ganzen Region nicht. Lediglich Bayern und der hohe Norden haben einen vergleichbar niedrigen Versorgungsgrad.

2600 Kinder unter drei Jahren mehr als vor zehn Jahren leben hier

Um fair zu bleiben: Im Vergleichzeitraum ist auch die Zahl der Kinder in Gelsenkirchen deutlich stärker gestiegen als anderswo, Duisburg ausgenommen. Die Zahl der betreuten Kinder unter drei Jahren in der Stadt stieg von 1038 im Jahr 2013 auf 1594 Ende 2022. Bei den Kindern zwischen drei und sechs Jahren sind es rund 1000 mehr geworden binnen zehn Jahren, von 6091 auf 7023 stieg die absolute Zahl der Plätze. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der in Gelsenkirchen lebenden Kinder unter drei Jahren von 6270 auf 8818, also um mehr als ein Viertel. .

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Gestiegen ist in Gelsenkirchen auch die Zahl der Betreuenden, also das pädagogische, Leitungs- und Verwaltungspersonal in Kitas, und zwar binnen zehn Jahren von 1186 auf 1568, also um gut 32 Prozent. In der Tagespflege arbeiteten im vergangenen Jahr fast doppelt so viele Menschen wir 2013: Die Zahl stieg von 59 in 2013 auf 101. Dabei ist mittlerweile fast jeder fünfte Mitarbeitende 55 Jahre und älter.