Gelsenkirchen. Den Veranstalter Emschertainment gibt es seit 20 Jahren. Nun steht er so stabil da wie noch nie. Dabei war sein erstes Geschäftsfeld ein Plan B.

Wenn runde Geburtstage anstehen, ist das der ideale Zeitpunkt, um zurückzublicken. Das sieht auch Helmut Hasenkox so. Er ist seit der Gründung der Emschertainment GmbH deren Geschäftsführer. Und zum 20-jährigen Bestehen des Unternehmens, das sich als Veranstalter über Gelsenkirchens Stadtgrenzen hinaus einen Namen gemacht hat, stellt er voller Zufriedenheit fest: „Wir stehen nach 20 Jahren inhaltlich und wirtschaftlich so stabil da wie noch nie zuvor.“

Das vorherige „Kaue“-Team ging in die Emschertainment GmbH über

Am 1. Juli 2004 wurde die Emschertainmet Gmbh offiziell gegründet, damals als Tochtergesellschaft des Evangelischen Kirchenkreises. „Wir hatten in den zwölf Jahren zuvor bereits erfolgreich die Kaue in Schalke als Kulturspielort betrieben. Die Stadtverantwortlichen kamen dann auf uns zu und fragten an, ob wir mit unserem zehnköpfigen Team nicht eine zusätzliche Aufgabe übernehmen wollten“, so Hasenkox. „Wir sollten als Betriebsgesellschaft für den neuen Konzertsaal fungieren, der nach dem Umbau im Hans-Sachs-Haus entstehen sollte.“

Die Heilig-Kreuz-Kirche wird von der Gelsenkirchener Emschertainment GmbH betrieben und zählt zu den schönsten Kulturspielstätten in ganz NRW.
Die Heilig-Kreuz-Kirche wird von der Gelsenkirchener Emschertainment GmbH betrieben und zählt zu den schönsten Kulturspielstätten in ganz NRW. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Dessen Eröffnung war nach den ursprünglichen Umbauplänen eigentlich für 2005 vorgesehen. Doch bekanntlich geriet das Projekt völlig aus den Fugen, Kostenexplosion und zwischenzeitlicher Baustopp inklusive. So kam es, dass sich die tatsächliche Eröffnung des Hans-Sachs-Hauses erst 2013 realisiert werden konnte.

Bei der Fußball-WM 2006 spektakuläre Konzerte in der Glückauf-Kampfbahn organisiert

Doch was geschieht mit einer Tochtergesellschaft, wenn ihr eigentlicher Betriebszweck wegfällt? Die Antwort: Man findet eine neue Aufgabe für sie. „Und so ist im Jahr Jahr 2005 dann Theo Wagner auf uns zugekommen. Er war damals Leiter des städtischen WM-2006-Büros“, erzählt Hasenkox. Und Wagners Auftrag an das Emschertainment-Team lautete: Konzerte zu organisieren, die während des Fußball-Turniers 2006 in der Glückauf-Kampfbahn stattfinden sollten.

Dieses altehrwürdige Stadion im Stadtteil Schalke-Nord war während des „Sommermärchens“ ja als Schauplatz für Public-Viewing-Veranstaltungen vorgesehen. „Doch im Laufe eines solch langen Turniers gibt es eben auch viele spielfreie Tage. Und diese Lücken im Programm sollten wir dort mit attraktiven Konzerten füllen.“

„Herbert Knebels Affentheater“ trat auch etliche Male in der Emscher-Lippe-Halle auf, so wie hier im Juli 2018.
„Herbert Knebels Affentheater“ trat auch etliche Male in der Emscher-Lippe-Halle auf, so wie hier im Juli 2018. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Gesagt, getan! Und so wurden Top-Stars verpflichtet wie Bryan Adams, Status Quo oder Die Fantastischen Vier. Allein zum Auftritt des kanadischen Rockstars Bryan Adams seien 25.000 Besucher in die Glückauf-Kampfbahn geströmt, so Hasenkox. „An den 31 WM-Tagen waren dann addiert über eine halbe Million Leute da. Damit hatten wir eine Duftmarke gesetzt und bewiesen, was wir zu leisten imstande sind.“

Emschertainment ist eine Tochtergesellschaft der Stadtwerke Gelsenkirchen

Recht zügig wurde die Emschertainment GmbH dann eine Tochtergesellschaft der Stadtwerke. Das ist sie bis heute geblieben. „Und die Stadtwerke waren in all den Jahren eine sehr gute Mutter für uns“, bilanziert Hasenkox.

Mit diesem Wechsel kam für die Emschertainment GmbH aber eine weitere zu bespielende Stätte hinzu: die mittlerweile als Flüchtlingsunterkunft dienende Emscher-Lippe-Halle. Und die „Kaue“ galt es natürlich auch noch ständig weiter zu betreiben. Doch immer wieder kamen Zusatzaufgaben hinzu. „Weil wir uns bei der WM 2006 eine solche Expertise erarbeitet hatten, sollten wir dann auch für das Kulturhauptstadt-Projekt Ruhr 2010 knapp 100 Einzelprojekte für Gelsenkirchen realisieren“, so Hasenkox. Aus einem davon entstand etwa das „Blind Date“-Festival, das Jahr für Jahr Tausende Musikinteressierte in den Goldbergpark nach Buer lockte, ehe es ab 2017 eingestellt wurde.

Hans-Sachs-Haus war erst im Jahr 2013 fertiggestellt

Mit der Fertigstellung des Hans-Sachs-Hauses 2013 kam dann auch noch das dortige Bürgerforum als Kulturspielstätte hinzu, die es für Emschertainment zu betreuen galt. Und das Prunkstück folgte dann 2022, als die umgebaute Heilig-Kreuz-Kirche in Ückendorf offiziell eröffnet wurde. Sie sei nicht nur beim Publikum, sondern vor allem in Künstlerkreisen derart beliebt, dass Hasenkox sie nun mit einer Portion Stolz in der Stimme „unseren Wettbewerbsvorteil“ nennt.

Früher sei es so gewesen, dass Gelsenkirchen oft als letzter Standort ausgebucht gewesen sei, wenn ein Künstler auf seinem Weg durchs Ruhrgebiet in mehreren Städten Halt gemacht hatte. „Seit wir die Kirche haben, sind unsere Veranstaltungen am begehrtesten und als Erste ausgebucht“, so Hasenkox. So ist es auch nicht verwunderlich, dass heute nur rund 30 Prozent aller Heilig-Kreuz-Gäste aus Gelsenkirchen kommen und die übrigen 70 Prozent von auswärts anreisen. Eine Kulturspielstätte als Leuchtturm, der inzwischen sogar weit über die NRW-Grenzen hinausstrahlt.

Im Laufe der Jahre sind viele Freundschaften mit Künstlern entstanden

Neben all dem Faktischen soll zum 20-Jährigen auch das Menschliche nicht unerwähnt bleiben. „Denn in all den Jahren sind auch enge Freundschaften zu einigen Künstlern entstanden, die regelmäßig hier aufgetreten sind“, erzählt Hasenkox. Als Beispiele nennt er Michael Mittermeier, Götz Alsmann oder Jürgen von der Lippe.

Mit Alsmann verbindet ihn übrigens eine gewisse äußerliche Ähnlichkeit. Und so kam es, dass „Tatort“-Kommissar Axel Prahl bei seinem Auftritt vor gut einem Jahr in der Heilig-Kreuz-Kirche auf Hasenkox zustürmte, ihn herzlich begrüßte, um dann festzustellen, dass er doch bitte wieder seine TV-Sendung „Zimmer frei“ wiederbeleben solle. Diese lustige Verwechslung: Nur eine Anekdote in der nun 20-jährigen Geschichte von Emschertainment.