Gelsenkirchen. Vorher und Nachher – was hat sich am Hans-Sachs-Haus getan? Vor genau einem Jahr wurde das frisch sanierte Rathaus im Herzen von Gelsenkirchen wiedereröffnet. Der Fotograf Erich Wels hat den Umbauprozess mit der Kamera begleitet. Die Planer wurden von Baumeistern und Architekten jetzt ausgezeichnet.
Sie machen neugierig und erstaunen: Die Fotos von Erich Wels vergleichen das Hans-Sachs-Haus während des Umbaus und nach der Fertigstellung. Zwischen 2009 und 2013 hat der Gelsenkirchener die Entkernung des Gebäudes und die baulichen Veränderungen fotografisch begleitet und aus 1560 Bilddateien eine Dokumentation erstellt, die ab heute im Bildungszentrum an der Ebertstraße zu sehen ist.
Der Betrachter findet Farbfotografien in Alurahmen, jeweils paarweise angeordnet. „Das Vorher und das Nachher“ nennt Wels den Kontrast. Sein Handwerkszeug über vier Jahre hinweg waren zwei Kameras der Marken Nikon und Canon, sein Faible für Technik (Wels war früher für die Eisenbahnsignaltechnik bei der Stadtbahngesellschaft Rhein-Ruhr zuständig) und seine Liebe zur Heimatstadt. In die sei er nach langjährigem Fernbleiben gerne wieder zurückgezogen, erzählt der 1941 in Ückendorf geborene Fotograf.
Panoramablick über die Stadt
In Gelsenkirchen ist Erich Wels vor allem seit den 80er Jahren bekannt. Da begleitete er in einem aufwendigen Projekt den U-Bahn-Bau unter der Stadt. Das Ergebnis waren Schwarz-Weiß-Fotos, die die Stimmung unter Tage „damals besser wiedergaben“ (Wels).
Die Fotoserie „Hans-Sachs-Haus“ hat hingegen so manchen „Eyecatcher“, gerade weil sie in Farbe ist. Die königsblaue Baustellenabsperrung, die orangefarbene Speißtrommel, der Arbeiter in quietschgelber Öljacke – das sieht aus wie inszeniert und ist doch der reine Zufall. Wels begleitete den Ausbau in seinen einzelnen Etappen und arbeitete sich quasi vom Erdgeschoss durch die einzelnen Etagen bis auf das Flachdach vor.
Das riesige Stahlgerüst im Innenraum des Gebäudes wirkt durch das Kameraauge geradezu ästhetisch schön. Später eröffnet der gleiche Standort einen Blick auf die bunten Etagen des so nüchtern wirkenden Stadthauses. Die Fotos vom Dach geben einen Panoramablick über die Stadt und auf die moderne Energie- und Ablufttechnik frei, was Wels begeistert kommentiert: „Technisch ist das Haus auf dem besten Stand.“
Projektleiter referiert
Den Schlusspunkt setzen Fotos von der Grundsteinlegung, vom gerade fertiggestellten Ratssaal und der Eröffnung des Hans-Sachs-Hauses am 31. August 2013. Viele Menschen drängen sich im Foyer des Hauses, darüber schwebt das überdimensionale Mobile. Bereits ein Relikt aus vergangener Zeit: Es stürzte nur zwei Tage nach der Eröffnung ab.
Zur Eröffnung der Ausstellung „Hans-Sachs-Haus“ im Bildungszentrum an der Ebertstraße 19, die am heutigen Freitag um 17 Uhr zeitgleich mit der Auftaktveranstaltung für das neue VHS-Semester stattfinden wird, referiert Thilo Steinmann, der als Projektleiter den Umbau des Hans-Sachs-Hauses betreute. Der Eintritt ist frei.
Bedeutender Architekturpreis
Was Fotografen wie Erich Wels fasziniert, lässt auch Fachleute nicht kalt: Der NRW-Landesverband des Bundes Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure (BDB) würdigte am Donnerstag die Arbeit der Planer, die hinter dem Umbau des Hans-Sachs-Hauses stehen.
Zugleich zeichnete der Verband auch die Kommune für ihr Engagement um den Erhalt und für die Sanierung des Hans-Sachs-Hauses aus. In einer Feierstunde überreichte der NRW-Landesvorsitzende Michael Maas die offizielle Urkunde des Balthasar-Neumann-Preises an Oberbürgermeister Frank Baranowski. Frisch gekelterten Balthasar-Neumann-Wein gab es auch dazu. „Es war eine sehr mutige Entscheidung, die alte Fassade des Hauses zu erhalten und das Ergebnis ist sehr gelungen“, erklärte Michael Maas.
Architektin Gabriele Richter ergänzte: „Solche Leuchtturmprojekte sind wichtig, um den Bürgern zu zeigen, dass Sanierung und energetische Nutzung eines Hauses Hand in Hand gehen können. Der BDB vergibt den Preis, der nach einem der bedeutendsten Baumeister der Barock-und Rokoko benannt ist, alle zwei Jahre an herausragende Projekte. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und gilt als einer der bedeutendsten Architekturpreise in Deutschland. (boom)