Gelsenkirchen. Axel Prahl ist nicht nur bekannter Schauspieler, sondern auch genialer Musiker. Das zeigte er jetzt in der Gelsenkirchener Heilig-Kreuz-Kirche.
„Den Künstler des heutigen Abends habe ich beim vierjährigen Umbau der Heilig-Kreuz-Kirche zum Veranstaltungsort vor meinem geistigen Auge genau hier gesehen.“ Helmut Hasenkox, Geschäftsführer von Emschertainment, kündigte am Samstagabend Axel Prahl höchstpersönlich, emotional und mit Hochachtung an. Trotz „bruchhartem Konkurrenzprogramm“, Schalke spielte zeitgleich eine wichtige Partie im Abstiegskampf, konnte Hasenkox ein volles Haus begrüßen. Tosender Applaus, als Prahl und das Inselorchester die Bühne betraten, das Publikum war gekommen, um „Kommissar Thiel“ zu sehen. Auf seine Nachfrage, wer schon einmal ein Konzert von ihm besucht hätte, reckten sich in der Tat wenige Hände in die Luft.
Gelsenkirchen: „Kommissar Thiel“ aus Münster wird zum genialen Musiker in der Heilig-Kreuz-Kirche
Dabei wurde schnell klar, wäre sein Gesicht nicht so bekannt aus Film und Fernsehen, würde man ganz einfach sagen, dieser geniale Musiker, Sänger und Songwriter mit der Gitarre hat das Zeug zum Schauspieler. Mit rauchiger Stimme, unglaublicher Präsenz und viel Choreographie präsentierte Prahl zunächst Lieder seines neuesten Albums „Mehr“.
Wenn es am Anfang noch schunkelnd heiter „Heut versauf ich die Heuer“ hieß, so wurde das Meer bald Metapher für viele Gefühle. Zwischen Möwenschiss, wilden Wellen und hoher See ging es in den Textzeilen um positive Lebenseinstellung „Wenn Dir das Wasser bis zum Hals steht, guckt der Kopf immer noch raus“, um Erkenntnisse „Zu leben heißt oft auch zu scheitern“, um den politischen Aufruf zum Zusammenhalt „Lasst Euch nicht spalten“.
Gelsenkirchen: Schauspieler Axel Prahl gibt brillantes Konzert mit fantastischer Band
Und um Freundschaft. Keine leeren Worte, wenn er die fantastische Band mit Danny Dziuk (Piano, Arrangements, Orchesterleitung), Sylvia Eulitz (Cello) Christiane Silber (Viola), Rainer Korf (Violine), Nicolai Ziel (Schlagzeug, Percussion), Johannes Feige ( Gitarre), Tom Baumgarten (Bass), Tom Keller (Saxophon, Klarinette, Akkordeon) und Jörg Mischke (Keyboard, Akkordeon) vorstellt, allen Instrumenten Raum für glänzende, mitreißende Soloeinlagen gibt, dann spürte jeder im Saal seine ehrliche Bewunderung und Zuneigung. Die neun Musikerinnen und Musiker und Prahl, das war eine schwingende, kreative Einheit, technisch perfekt, instinktiv, brillant.
Es gab heiße Tango-Rhythmen, coolen Rock, feurige Balkanklänge und Balladen. Vor allem nach der Pause sang Prahl, nun mit viel sanfterer Stimme von Begegnungen, verlorener Liebe und zerbrochenen Beziehungen. Sehr poetische und pointierte Texte, die den Schauspieler, den Künstler am Wort, offenbaren. Wie auch seine Interaktion mit dem Publikum, da war er dann wieder ganz Rampensau.
Konzert von Axel Prahl: Zugaben mit Zigarette, Schal und Rotwein
Er animierte zum Mitsingen, bald wiegte sich jeder Ruhrpottler im Saal lauthals zum plattdeutschen Refrain vom Fischer und seiner Frau, „Manntje manntje Timpe te, Buttje Buttje inne See“. Prahl rügte schmunzelnd „Fingerschnipsen im Takt bitte“ und mahnte lachend „das sind gebundene Achtel“! Natürlich beglückwünschte er Gelsenkirchen zum „gigantischen Spielort“ an der Bochumer Straße und zum Spielgewinn des FC Schalke 04. „Bitte heute nicht mit blau-weißem Autoaufkleber nach Bremen fahren“.
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Zwei Zugaben erklatschte sich das Publikum mit stehenden Ovationen. Noch einmal grooviger Sound, dann schlüpfte Prahl mit „Da brennt noch Licht bei Dir“ in die Rolle eines französischen Chansonniers - mit Zigarette, Schal, Rotwein und Hut, ganz stilecht.